Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

VOR ORT IM LAND - Sechste Etappe Seoul - 16. Tag

Altstadt, Paläste & Co.

Uff, die Liste auf unserem heutigen Programm liest sich lang. Dann gibt es wohl ein paar stattliche Kilometer auf die Sohlen... Wir wollen uns die Altstadt zu Fuß aneignen. Dürfte ja eigentlich nicht so schwer sein. In Joseon-Tagen waren die meisten ja auch zu Fuß (Fußvolk) unterwegs...

 

Also, gemach, gemach. Im Wesentlichen ist da schlichtweg aufgelistet, worüber wir auf unserem Stadtspaziergang durch die Zeit stolpern werden. Im Mittelpunkt steht dabei heute das 500jährige Joseon. 

Unsere Themen heute:
Auf den Spuren der Zeit - Stadtspaziergang durch die Altstadt

  • GESCHICHTE: Joseon Palast (Deoksugung - der letzte)
     
  • GESCHICHTE: Joseon Palast (Gyeongbokgung - der erste
     
  • ARCHITEKTUR / KUNST:  ´Nationales Museum moderner und zeitgenössischer Kunst´ in dem im neuen Geist revitalisierten, ehemaligen Verteidigungssicherheits-Kommandozentrum aus der Diktatur-Ära
     
  • ARCHITEKTUR / LIFESTYLE:  Schlendern und Schlemmen im Altstadtviertel 
     
  • ARCHITEKTUR / LIFESTYLE: Ausklang im den im jungen, frischen, bunten Zeitgeist pulsierenden Hongik Universitätsviertel

@Zeitreise Joseon

 Das Königsreich Joseon in der Blutlinie der Familie Yi herrschte von 1392 bis zum Ende des Kaiserreichs 1910 über die koreanische Halbinsel. Einer der letzten Generäle Goryeos (der Vorläuferdynastie) - Yi Song-gye - hatte die Macht mit Militärgewalt an sich gerissen und ging posthum als König Taejo in die Geschichte ein. Seine Blutlinie konnte sich rund 500 Jahre halten.

Warum wir uns so viel längst vergangene, verstaubte Joseon-Geschichte antun?

Nun, erstens stolpert man/frau in dieser Stadt förmlich darüber. Zweitens ist Joseon für uns drei deutsche Damen während der letzten Jahre zu einer sehr konkreten, gefühlt greifbar nahen Lebenswelt geworden - dank so manchem bunten Historiendrama aus dem einen oder anderen Jahrhundert.  Damit sind Königsnamen inzwischen mit bunt belebten Geschichten assoziiert, Thronsaal, Gemächer, Brücken und Wandelhallen mit wahlweise hitzigen, blutigen oder romantischen Szenen. Unser Interesse ist weniger theoretischen Jahreszahlen aus trockenen Geschichtsbüchern geschuldet, vielmehr besuchen wir im Übertragenen gewissermaßen gute Bekannte, liebgewonnene Palastwachen und Palastdamen, verabscheuungswürdige Minister, blasse Marionettenkönige, große Herrscher, weise Staatsmänner, noch schlauere Gisaeng (Unterhaltungsdamen), raffiniert intrigante Königinwitwen usw. :-)

 

Lebendige Einblicke in die Palastanlagen der Joseon Zeit vermitteln beispielsweise folgende (hier gelistete) KDramen: Deep Rooted Tree / Warrior Baek Dong Soo / Saimdang / FengShui / My Country - The New Age / The Crowned Clown / Nokdu Flower / The Swordsman / The last Princess / Mr. Queen / The King´s Affection

Die letzten Jahre Joseons - der Deoksu Palast

Deoksugung

 

Der Deoksu Palast (Gung=Palast) steht für die letzten Tage Joseons. Er ist einer unter mehreren Joseon Palastanlagen in Seoul. Dabei war dort zunächst nur eine Villa für einen der Prinzen. Im Imjin-Krieg wurden 1598 jedoch die königlichen Paläste der Stadt zerstört. Daher ließ das Königshaus die Villa vorübergehend als provisorischen Palast umbauen. 
Unter japanischer Vorherrschaft wurde die Anlage dann noch einmal für die königliche Familie interessant. Während der Kolonialzeit nannte man/frau den Palast in japanisch Tokujukyū und seitdem wird er als Deoksugun bezeichnet.

Nach der tragischen Machtübernahme der Japaner hatte König Gojong hier seinen Sitz. Defacto wurde er hier jedoch gefangen gehalten. Aus dieser Zeit stammen entsprechende moderne und westliche bauliche Einflüsse. Ein Feuer 1904 (das den Japanern nachgesagt wird) zerstörte einige Gebäude. Die Japaner widmeten außerdem den Park als öffentlichen Raum um und richteten ein Café ein. Gojong dankte 1907 ab. Sein Nachfolger Sunjong übernahm als Marionette der Japanischen Kolonialherren. Gojong starb 1919 in seinen Schlafgemächern (wahrscheinlich an Gift). 

Die ersten Jahrhunderte Joseons - der Gyeongbok Palast

Gwanghwamun Plaza als Auftakt zur Palastanlage 

 

The Devil Judge / The King: Eternal Monarch / Live Up To Your Name 

 

Fußläufig gelangen wir vom Deoksugung zum Gwanghwamun Plaza, der unserem nächsten Ziel, dem Gyeongbok Palast, vorgelagert ist. Auf dieser Plaza dominieren zwei überlebensgroße Statuen - King Sejong der Große, der dem Volk u.a. die eigene Schrift brachte (vgl. Review “Deep Rooted Tree”), und Yi Sun-shin, der in den beiden Imjin Kriegen entscheidende Seeschlachten zur Abwehr der Japanischen Invasionen schlug.  Der Vorplatz ersetzt die historische Straße mit ehemals 6 Ministerien (Yukjo-geori), die während der japanischen Kolonialzeit vernachlässigt, im Korea Krieg zerstört und danach durch eine 6-spurige Schnellstraße ersetzt wurden...

Die Plaza wurde ganz frisch im Geiste einer klimafreundlicheren Stadt grundlegend neu saniert: mit rund 40.000 m² Fläche ist sie seit 2022 doppelt so groß und mit reichlich Fußgängerzone, Begrünung, Cafés usw. aufgewertet. 

Memorial day - Coffee-to-go

Der 06.06.1953 wird in Südkorea als Memorial Day  jedes Jahr als Nationalfeiertag gefeiert. Er gedenkt den tapferen Soldaten, die im Koreakrieg ihr Leben gelassen haben. Dabei wird auch die südkoreanisch-amerikanische Freundschaft gefeiert. Diese jährt sich heute zum 70. Mal und wird gebührend gefeiert. Mitten auf der zentralen Verkehrsader zwischen Hautbahnhof, Gwanghwamun Plaza und dem Gyeongbok Palast, der eigentlich unser nächstes Etappenziele ist. Wir stolpern also über diese Spektakel, das am Morgen gerade erst mit reichlich Gesang, Reden und schwenkenden Flaggen startet - die Südkoreas und die der USA. Die Stimmung ist gut. Die Gäste, die sich auf den reichlich vorbereiteten Sitzplätzen zunehmend niederlassen, ziehen sich oftmals eine blaue Weste um. Wahrscheinlich (Vermutung), damit zu einem späteren Zeitpunkt ein einheitlich blaues Menschenmengenmeer den Asphalt zum Strahlen bringt?

 

Wir genehmigen uns wahlweise einen grünen Tee im Eis oder Erdbeer-Joghurt-Frappes und schauen den Menschen eine Zeitlang zu... Den Kindern im Wasserspiel, deren Kaffee trinkenden Eltern, sowie den hauptsächlich älteren Besucher*innen des Memorial Events, die peu à peu eintrudeln.

Im traditionellen Hanbok durch die Palastanlagen

 

Für Joka ist die  Zeitreise heute besonders einprägsam. Sie hat sich einen traditionellen Hanbok ausgesucht - den einer Prinzessin. In den wird sie professionell gekleidet. Auch die Frisur wird gestylt. Damit wird sie stilecht durch die Palastanlage flanieren. Außer ihr machen das auch noch viele andere Besucher*innen mitgroßer Begeisterung. Damit wird das alte Gemäuer auf nette Art belebt. Eigentlich eine schöne Idee. (Doch Eonni und ich winken dankend ab.)

Gyeongbok Palast

Der Gyeongbok Palast grenzt heute im Norden an das Blaue Haus. Ursprünglich 1395 durch König Taejon errichtet, markiert er den Beginn der Joseon Ära. Im 16. Jahrhundert in den Imjin Kriegen wurde er zerstört, 1867 durch König Gojong wieder aufgebaut, und dann erneut durch die Japaner zerstört.

Gyeongbokgung bedeutet “vom Himmel gesegneter Palast”. Im Rücken (Norden) ein Berg, der Bugaksan. Im Süden ein Berg, der Namsan, und der Fluss Han. Vor dem Haupttor hatten die 6 Ministerien ihre Gebäude. Das Haupttor Gwanghwamun bildete das Gelenk zwischen Verwaltung und Hof. Auf einer Achse dazu befanden sich im Palastinneren die Thronhalle, die Beratungs-Halle und die Gemächer des Königs.

Nach der japanischen Invasion und Zerstörung des Palasts wurde nicht weit entfernt ein neuer Palast gebaut - Changdeokgung. Gyeongbokgung war somit für 273 Jahre ungenutzt. Erst 1867 ließ Gojong, damals der Prince Regent, den Palast auf 40 ha wieder aufbauen. Rund 500 Gebäude machten daraus nach den Regeln des koreanischen Feng Shui erneut eine kleine Stadt in der Stadt. Nur um erneut durch die Japaner - diesmal in einem eher symbolischen Akt - zerstört zu werden. Protzig wurde stattdessen vor den geschliffenen Palastmauern der Sitz der Japanischen Generalregierung errichtet. 

 

Seit 1990 laufen die originalgetreuen Restaurierungsarbeiten der Palastbauten.

Tor: Gwanghwamun


...das Haupttor zum Gyeongbok Palast, dessen zentraler Torbogen allein dem König vorbehalten war. (Kronprinz und Beamte nutzten traditionell die seitlichen Torbögen.) Im zweigeschossigen Dach kam eine zeitangebende Glocke unter. Die Palastmauern westlich, südlich und östlich des Hofs mit den Toren Gwanghwamun, Geonchunmun und Yeongchumun wurden 1398 in der Regierungszeit von König Taejo errichtet. Das nördliche Mauerstück mit dem Sinmumun folgte später. Die Palastgebäude brannten in den Imjin Kriegen allesamt nieder, doch die Mauern blieben als Schutz fürs Volk. Unter König Gojong wurde der Palast wieder aufgebaut. Abermals kamen die Japaner(1910-1945) und rissen die Südmauer ein. Der Rest hatte unter dem Korea Krieg zu leiden. Die in den 60er Jahren in Beton wieder aufgebaute Palastmauer verläuft heute in etwas kleinerem Radius. Sie ist seit 2010 originalgetreu in Holz und Granit rekonstruiert.

Thronsaal

 

Geunjeongjeon ist der Thronsaal, in dem die Staatsgeschäfte abgewickelt wurden. Entsprechend groß und repräsentativ ist er, denn hier wurden auch offizielle Staatsbesuche empfangen. Der König blickte auf seinem Thorn sitzend gen Süden, die Minister reihten sich rechts und links vor ihm in Reihen entsprechend ihrer Ämter. Der zweigeschossige Saal ist mit Ornamenten gefüllt, die die Macht des Königs als Herrscher über den Staat symbolisieren - die Wächter der Himmelsrichtungen, die 12 chinesischen Tierkreiszeichen, ein Wandgemälde mit Sonne, Mond und Berg im Rücken des Throns, Drachenskulpturen an der Decke. Vor dem Gebäude je rechts und links ein großes Gefäß: Hier wurden Räucherstäbchen entzündet, während der König thronte...

Dem Gebäude vorgelagert ist ein großer Platz. In den Granitboden eingefasst sind Eisenringe. Daran wurde bei Staatsanlässen Zelte befestigt. Den Platz strukturieren zudem eingelassene Steine mit Schriftzeichen. Sie zeigen die Ränge der Hofbeamten an, wo sie zu stehen hatten.

Die witterungsgeschützten Zugänge rechts und links des Thronsaals werden durch die Pavillons Yungmunnu and Yungmuru strukturiert. Diese beinhalteten die Bibliothek des Königs, des Kronprinzen und der Beamten. Mun steht für Weisheitslehre und Mu für Kriegsführung. 

Politisches Alltagsgeschäft und mehr

 

In einem baulich umgrenzten Palastbereich für Verwaltungsangelegenheiten des Landes wurden Staatsangelegenheiten amtlich gemacht, mit Gelehrten studiert und diskutiert, Beamtenprüfungen abgenommen usw.  Namensgeber des Sajeongjoen war der verdiente Staatsmann der ersten Joseon Stunde: Jeong Do-jeon, der neben einem gebildeten König ein starkes, ebenfalls gebildetes Beamtentum etablierte.

In einem weiteren Bereich befindet sich die Audienzhalle für ausländische Delegationen. König Gojon ließ diese Bauwerke 1888 aus dem Changdeok Palast hierher versetzen. Hierin wurden 1893 u.a. Gesandtschaften aus Großbritannien, Japan und Österreich Audienzen gewährt.

Privatgemächer

 

König und Königin hatten ihre privaten, separaten Gemächer. Bis auf eine Veranda vor dem Gangnyeongjeon des Königs waren sie praktisch identisch. Dies war der Ort der alltäglichen Geschäftigkeiten. Das konnten auch mal offizielle Staatsgeschäfte sein.

Hinter dem Gyotaejeon, dem Anwesen der Königin, befand sich eine künstlich angelegte und kunstvoll gestaltete Erhebung - der Amisan. Dieser kleine Hügel war harmonisch bepflanzt, darin ästhetisch eingebettet die Kamine des Heizsystems. Das originale Gyotaejeon wurde abgebaut und das Material für die Gemächer des Changdeok Palasts wieder verwendet. 

Auch der Kronprinz hatte ein eigenes Anwesen, in dem er mit seiner Prinzessin lebte. Zwei Schlafgemächer und eine Studierhalle bildeten die Einheit. (oben rechts unten) Sie wurde erstmals unter König Sejon errichtet. Zuletzt wohnte hier König Sunjong. Der originalgetreue Wiederaufbau stammt von 1999.

König Gojong ließ zu seiner Zeit im Gyeongbokgung eine weitere Anlage errichten, die ihm und seiner Königin zur Erholung dienen sollte, inklusive Bibliothek. Die Architektur erinnert an die eines Gelehrten, nur etwas üppiger. Hier wurden auch Gesandte aus den USA, Großbritannien und Russland empfangen. Es gab elektrisches Licht und moderne Annehmlichkeiten der Zeit.

Witwengemächer

 

Im Osten der königlichen Gemächer bekam Ende des 19. Jahrhunderts auch die Königinwitwe, zugleich die Adoptivmutter von König Gojong, ihr eigenes Anwesen - das Jagyeongjeon. Dazu gehörten eine ganze Reihe von Gebäuden und Gartenanlagen, die dann jedoch durch die Japaner zerstört wurden. 

Gyeonghoeru Pavillon

 

Westlich der Privatgemächer befindet sich der Gyeonghoeru Pavillon, der insbesondere für Feste und Gelage gedacht war. Er liegt an einem kleinen See und wurde in dieser Form 1412 erbaut. Die künstliche Seeanlage beinhaltet auch zwei kleine Inseln.
Zwar fiel die gesamte Anlage der Imjin Invasion zum Opfer, doch bis zum Wiederaufbau des Palasts im 19. Jahrhundert beinhalteten die Gebetsrituale der Könige immer wieder den frommen Wunsch, es möge sich der Teich wieder mit Regenwasser füllen...

Rund um die Palastanlagen des Gyeongbokgung

Nationales Palastmuseum und Volksmuseum

 

Auf dem Gelände des Gyeongbokgung:
Die nationale Geschichte Koreas seit der Antike bis zur Neuzeit. Dabei insbesondere die 500 Jahre unter den Königen der Familie Joseon...

Seit 1946 sind die gesammelten Zeitzeugnisse an einem Ort zusammengefasst, ansprechend aufbereitet und der interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Dies beinhaltet auch das Nationale Kindermuseum. Und als Dauerausstellung: Ein Tag im Leben eines/r Koreaner*in, ein Jahr im Leben eines/r Koreaner*in, der Alltag koreanischer Menschen. Außerdem Wechselausstellungen. Wir waren jedoch nicht drin.

Nationales Museum für Moderne und zeitgenössische Kunst 
(ehemals: Verteidigungssicherheits-Kommandozentrum)

 

Architektur: Hyunjun Mihn + MPART Architects

 

Zwischen Palastareal und der Altstadt Bukchon befand sich lange Zeit ein für die Öffentlichkeit verschlossenen Areal. Wohl dem/derjenigen, der hier nie etwas zu schaffen hatte. Hier befand sich Koreas militärisches Verteidigungssicherheitskommandozentrum.

Heute ist das Gegenteil der Fall: das National Museum of Modern and Contemporary Art ist ein Hotspot für moderne Kunst, eingebettet in ein architektonisches Ensemble, in dessen Adern sozusagen das optimistische Blut eines neuen, transparenten Zeitalters fließt. (Auch waren wir nicht im Innern.) 

 

Wo die Japaner 1928 zunächst ein Militärkrankenhaus errichtet hatten und später, in den 1970er Jahren die Militärdiktatur gegen das Volk putschte, das Volk folterte und so manches dramatische Ereignis geplant hatte, finden seit 2013 moderne Kunst und Geschichte in einer symbolischen Geste der Aussöhnung zusammen: Die blutigen Spuren der Kolonialherrschaft und der Diktaturen, die dem Volk ihre Menschenrechte absprachen, bleiben erhalten. Die Narben sind noch da. Doch das Land versucht seinen Frieden damit zu machen. So blieb der Gebäudekomplex bestehen, doch in ihm regiert nun die moderne Kunst, die angetreten ist, alle Grenzen im Denken, in der Wahrnehmung und im Empfinden zu sprengen.
Das Entwurfskonzept: ein unstrukturiertes Museum, das sich aus einer Folge von sechs offenen Höfen zusammensetzt, die zwischen historischen Spuren und Fragmenten, sowie moderner Form und Gestalt moderieren. 

Altstadt des Adels - Bukchon

Nun steht die nicht allzuweit entfernte Palastanlage Changgyeonggung mit ihrem alten Park auf dem Programm. Die war zunächst nicht als eigentlicher Palast und Hof für Regierungsgeschäfte gedacht, sondern als Altenteil für den abgedankten König Taejong. Der ließ den Palast Changdeokgung bereits 1405 erbauen, nachdem er im Zuge des Gerangels um die Thronfolge kurzerhand alle seine Halbbrüder getötet hatte (Bei Interesse z.B. My Country - the New Age").

König Taejong wollte nach Goryeo einen neuen Palast, einen Neuanfang. 1412 war er fertig. König Seongjong nutzte diese unmittelbar benachbarte Anlage dann 1483 für eine dringend nötige Erweiterung des eigentlichen Palasts - um die erforderlichen Gemächer für seine diversen Königinnen und die dementsprechend nachkommenden  jungen Prinzen zur Verfügung stellen zu können.

1592 kamen jedoch die Japaner. Die königliche Familie floh. Der erboste Mob brannte den Palast nieder. 1623 trug der wieder aufgebaute Palast im Zuge der Revolte eines Generals von König Injo erneut Schaden davon. Dann wiederum standen die Manchu Qing vor den Toren. Dennoch. Der Palast wurde immer wieder originalgetreu aufgebaut... Hier regierten die Joseon Könige bis 1868, als Gojong denn den Gyeongbokgung wieder in modernisierter, zeitgemäß ausgestatteter Version aufbauen ließ.

 

Wir wollten nun auch diese Palastanlage und ihren stattlichen Park besichtigen. Auf dem Weg vom einen Palast zur anderen Palastanlage schlendert frau durch das Bukchon Hanok Viertel. Mit rund 900 historischen und /oder traditionellen Häusern, immer wieder wie selbstverständlich eingebettet zwischen modernen Neubauten, bietet es eine sehr hohe Konzentration authentisch nobler Alltagsarchitektur der adligen Schicht aus 600 Jahren bewegter koreanischer Joseon Ära. Bukchon ist kein Filmset, sondern gelebtes Leben. auch wenn hier schon mal gedreht wird. Hier leben Menschen. (Das Verhältnis zu den Tourist*innen ist dementsprechend ambivalent.)

 

Bukchon bezeichnet die nördliche Stadt, die Welt der Oberschicht. Namchon die südliche, die Welt der Beamten und Mittelklasse. In der Architektur und Stadtstruktur von Bukchon stand bis etwa 1920 die Zeit eher still. (Ganz stimmt das natürlich nicht, den auch hier gibt es Stilveränderungen über die Zeit. Bauweise und Konstruktion jedoch veränderten sich weniger.) Der Status quo wurde erst durch Modernisierungen und Stadtentwicklungen im Verlauf der Kolonialzeit aufgemischt. Bis heute dominiert die Zweigeschossigkeit. Auch bei den ´Neubauten´ im Hanok-Stil. 

 

Was uns betrifft: Auf halber Strecke kam einigermaßen unerwartet Regen über uns und wir brachen unser Sightseeing leider vorerst ab. Changgyeonggung muss auf ein andermal warten...

Wieder im Jetzt ankommen: Hongdae - Hongik Univiertel

Nach einer wetterbedingten Unterbrechung sind wir auch schon wieder auf den Beinen. 

Das Univiertel um Hongdae ist jung, dynamisch, trendig - etwas abseits der strengen Hierarchien und Ordnung des Establishments. Dementsprechend präsentieren sich die Cafés und Geschäfte rund um die Hongdae Shopping Street und die Hongdae University Street.  

 

Die humanistisch ausgerichtet Uni wurde 1956 gegründet. Ihre Fakultät für Bildende Kunst und Design hat einen hervorragenden Ruf im Land. Sie prägt zudem das Ambiente des Campus mit Skulpturen und dem Museum für zeitgenössische Kunst, in dem auch Studierende oder Lehrende der Uni ausstellen. 

 

Heute Abend sind hier die jungen Menschen ausgelassen und in großen Mengen unterwegs. Es gibt Straßenmusik und jede Menge kleine  Modegeschäfte mit speziellen (z.T. eigenen?) Labels in (klitzekleinen) One-Size-Größen ohne (!) Umkleiden. Die Cafés, Bars und Restaurants, teilweise auf Dachterrassen, sind voll, die Straßen auch. Der Dienstagabend ist noch jung...

Kulinarisches Fazit

 

Zum späten Lunch heute gab  es auf eindeutigen Wunsch wieder Bibimbap. Zwar im Touri-Eck, aber mit herziger Ahjumma, die uns genau zeigte, wie es geht. Eine Zwei-Frauen- Betrieb, zwei Schwestern. Ja, wir kamen ins Gespräch. das war sehr nett, lecker auch. Dennoch haben wir die Location mitbezahlt... Egal.

 

Auch am Abend, im Hongik Univiertel zahlten wir den Preis der Location und aßen, was dort gefragt ist... in dem Fall knochenloses Hühnchen Galbi mit Pommes und Pizza (kein Vergleich zu gestern...).

 

Es ist gar nicht so einfach, vegetarisches Essen zu finden... Meist  sind - wenn nicht Fleisch oder Fisch - zumindest Meeresfrüchte mit dabei...

Eonni hat das letzte Wort

 

U-Bahn-Fahren ist genial einfach. Zugegeben, die Wege sind manchmal recht weit. Doch es gibt kaum Wartezeiten, frau läuft einfach so durch, alles ist übersichtlich organisiert, und die Wagons sind blitzblank sauber. 

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