Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Mehr Drama geht immer

Now, We are Breaking Up

"Now, We are Breaking up" versucht, eine Geschichte über die Liebe einmal anders herum zu erzählen. Ein interessantes Projekt an sich. Deswegen habe ich das KDrama hier mit aufgenommen.

 

Die Geschichte startet mit einem One-Night-Stand, der auch nicht mehr sein soll. Doch nach verschiedenen weiteren, mehr oder weniger zufälligen, Begegnungen stellen die beiden fest, dass sie schon längst zutiefst miteinander verbunden sind. Die äußeren Umstände sprechen dagegen, dass sie zusammen kommen. So beenden sie die Beziehung, bevor sie beginnt - unter der Prämisse dass sie ja im Grund schon seit 10 Jahren unbekannter Weise eine Beziehung haben. Andererseits sind sie erst jetzt wirklich dabei, gerade mal am Anfang und doch eigentlich schon mitten drin.

 

Emotional ist der Plot ziemlich komplex angelegt und die Charaktere sind ambivalent, kompliziert. Eigentlich spannend. Wenn nicht ein KDrama sich dieser vielschichtigen, komplexen Gemengelage an Gefühlen annehmen kann, wer dann? Leider muss ich sagen, dass es in dieser Besetzung nicht so richtig gelingt. Vielleicht auch, da sich die Geschichte auf der Strecke in zu vielen bekannten KDrama-Klichees verloren hat? Aber das wäre nicht das erste Mal und müsste auch nicht der Hemmschuh sein, wenn die Story überzeugend erzählt und gespielt ist. Ich meine: dass das KDrama nicht so richtig zünden will, liegt in dem Fall (auch) daran, dass die beiden Leads zusammen nicht die Herzebene erreichen.

 

Song Hye-kyeo ist in ihrer emotionalen Intensität auch hier wieder einmal eine tragende Größe, die Serie überhaupt zu sehen. Stellenweise ist ihre vom Leben ernüchterte Reserviertheit vielleicht ein bisschen viel. Aber hier und da bricht das auf und diese gelungen dosierte Mischung macht ihre Rolle überzeugend: die erfahrene Modedesignerin Ende 30 hat sich der Liebelei abgewandt und konzentriert sich grundsolide nur noch auf ihre Arbeit, in die sie sich ganz hineinwirft und wo sie in ihrer Professionalität kaum etwas aus der Ruhe bringt... bis ihre Begegnung mit dem jungen Fotografen Yoon Jae-gook ihr (Gefühls)Leben durcheinander wirbelt. Dennoch bleibt sie in ihrer Reserviertheit manchmal geradezu scheintot gefangen, denn die Umstände geben ihr nicht wirklich eine Chance, sich aus dem ihr zutiefst verletztes Herz schützenden Korsett der Vernunft zu befreien und emotional fallen zu lassen. Für die Zuschauer*innen ist das nicht so schön anzusehen - beziehungsweise auszuhalten. Aber ich finde, Song Hye-kyeo kann man/frau keinen Vorwurf machen, denn sie hält diese innere Spannung und die ambivalenten Momente ihrer komplexen Rolle eigentlich sehr gut.

 

Auf der anderen Seite kann ich leider Jang Ki-yong seine Rolle als kreativer, in Paris lebender, ungebundener, ein bisschen rebellischer, freigeistiger, und dabei erfolgreicher Fotograf nicht abnehmen. Dazu kommt er stellenweise zu reserviert, zu angepasst, zu brav daher - als der sympathische, liebe, reiche, erfolgreiche Junge. Selbst wenn er mit seiner (Stief)Mutter ´streitet´... Seine Ambivalenzen überzeugen mich leider nicht. Vielleicht fehlt Schauspieler Jang Ki-yong dazu die Lebenserfahrung (auf der rebellischen Seite)? Und da diese Seite von ihm nicht wirklich spürbar mit Leben gefüllt wird, überzeugt mich (wie viele andere offenbar) die Chemie zwischen den beiden Leads nicht. Es kommt nicht bei mir an, wie der junge Mann in seiner vermeintlich lebensfeurigen Art das irgendwo tief im Untergrund noch lodernde Feuer der Lebenslust und Lebensfreude (jenseits der Arbeit) in Ha Yeong-eun neu entfacht...  Körperliche Anziehung ja. Aber emotional? Die überzeugende Initialzündung, bei  Ha Yeong-eun die starken Mauern zu überwinden, schafft er in meinen Augen nicht. So passt der Schlüssel zu allem weiteren "mehr Drama geht immer" nicht so richtig ins Schloss. Schade. Damit ist das Experiment, die Liebe mal anders herum zu erzählen, nicht wirklich toll gelungen.

 

Schlecht ist das KDrama deswegen nicht. Auf der Pro-Seite: Es gibt belebende Nebenplots mit jeweils gut aufgelegten Schauspieler*innen, die für ihre beherzte Darbietung bereits auch mit Awards ausgezeichnet wurden. Das Setting in der Kreativwirtschaft versprüht seinen eigenen Charme. Und schließlich zündelt die Krux mit den Werten rund um die koreanische Familie (wieder einmal, aber wie immer erfolgreich) an der Dramafront...  

지금, 헤어지는 중입니다 - Jigeum, Heeojineun Jungibnida
Lit.: Laß uns jetzt Schluss machen

 

2021, 16 Folgen

 

Hauptdarsteller*innen:

-Song Hye-kyo
-Jang Ki-yong
-Choi Hee-seo
-Kim Joo-hun

 

Plot:

Modedesignerin Ha Yeong-eun und Fotograf Yoon Jae-gook verbringen im Rahmen der KFashion Week in Busan eine leidenschaftliche Nacht und gehen auseinander ohne mehr voneinander zu wissen. In Seoul treffen sie sich unerwartet wieder. Und nicht zum letzten Mal. Tatsächlich sind ihre Bande schon recht alt und werden obendrein durch Jae-gooks Bruder auf tragische Weise verknotet. Er war die große und bis heute unverheilt unglückliche Liebe von Yeong-eun. Er starb bei einem Unfall, den Jae-gooks wohlhabende Familie direkt mit der nicht standesgemäßen Yeong-eun in Verbindung bringt.

 

Yeong-eun gerät in ihrer Arbeit ziemlich unter Druck, nachdem die neueste Création ihres Labels geleakt wurde. Jae-gook hilft ihr mit tollen Fotos aus der Klemme. Auch weiterhin kreuzen sich ihre Wege und auf der Strecke verbandeln sich ihre Herzen. Von ihrer Umwelt ist das nicht gerne gesehen. Weder von ihrem Chef, dem CEO des Konzerns ihres Labels, der gerne seine eigene Tochter mit der wohlhabenden Familie von Jae-gook verheiraten möchte, noch von Jae-gooks Mutter und der immer noch hadernden (Fast-)Schwägerin, noch von Yeong-euns Mutter (nachdem sie herausfindet, dass der tote Bruder von Jae-gook Yeong-eunes große Liebe war).

 

Es wird zum schier aussichtslosen Balanceakt für Yeong-eun und Jae-gook, es allen recht zu machen und sich selbst treu zu bleiben. Vielleicht sollen sie einfach nicht zusammen sein? Für den freigeistigen Jae-gook kommt sein Gefühl im Zweifelsfall an erster Stelle. Doch Yeong-eun ist eine weite Strecke gegangen, um beruflich ihr eigenes Label und ihren respektablen Ruf in der hart umkämpften Branche aufzubauen. Sie denkt heute vernünftig. (Irrationale) Gefühle sind schon lange nicht mehr das wichtigste in ihrem Leben. Oder doch?

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