Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Historiendramen

Knight Flower

Ein Historiendrama im klassischen Sinne ist "Knight Flower" sicherlich nicht. Es handelt sich vielmehr um eine Com(edy) mit einer Brise Rom(ance). Allerdings spielt das KDrama in Joseon Tagen. Und zu jener Zeit war es nach neokonfuzianischer Sozialethik bezeichnender Weise gar kein Spaß, verwitwet zu sein (siehe Randnotiz). Dieser Umstand bietet nun den Aufhänger für einen frech und munter aufgelegten KDrama Plot, denn hier macht die Witwe unbeeindruckt ihr eigenes Ding.

 

Die Protagonistin findet sich in diesem Fall einmal nicht damit ab, ihr restliches, langes Leben in tugendhafter Zurückgezogenheit zu verbringen... dabei möglichst zu fasten, um den Schwiegereltern nicht zur Last zu fallen, stets zu helfen, wo es fehlt, und ansonsten im Kämmerlein keusch um den verstorbenen Gatten im Jenseits zu trauern - der Welt abgewandt.

Nein, die Witwe hat anderes im Sinn. Ihr schmeckt es. Von der Erfüllung im kunstfertigen Handwerk hält sie nicht so viel. Sie klettert des Nachts lieber maskiert über Mauern, springt über Dächer und sorgt als "Midam" in Hosen, als eine Art Robin Hood Joseons, nach ihrem eigenen Rechtsempfinden für Ordnung. Das geht so lange gut, bis eines Tages...

Mit dem neuen Hauptmann gerät das geordnete Doppelleben der Protagonistin ganz schön durcheinander. Und dann gibt es da ihren lange verschollenen Bruder und noch ein paar Geheimisse mehr, die plötzlich nach Aufklärung verlangen.

 

Auch wenn die Geschichte Witz und Dynamik aus der dann doch eher traurigen, zweifelhaften Tradition im Umgang mit dem Witwendasein (nicht nur im alten Joseon und nicht nur dort und nicht nur damals) zieht, ist doch erfreulich daran: "Knight Flower" setzt als eine KDrama-Produktion, die 2024 ausgestrahlt wird, auf intelligenten Widerstand. Die Tradition wird nicht nur zum Thema gemacht, sie wird dabei auch in Frage gestellt. Nicht das gefügige Beugen, sondern selbstbewusste, kreative Lösungen sind angesagt... "Knight Flower" trifft dabei den Nerv der Zeit. Der Erfolg im Land war enorm. Die Folgen rangierten in kürzester Zeit jeweils zwischen Platz 1 und 2.

 

Kurzum, die 12 Folgen von "Knight Flower" purzeln keck und vergnügt, spannend und herzlich zugleich vor sich hin und bieten dabei mit Witz und Charme eine gelungen unterhaltsame Genre-Mischung. 

 

 

Randnotiz: Yeolnyeo oder Yeolbu, die tugendhafte Frau während der Zeit der Joseon Dynastie

 

Ein loyaler Untertan kann nur EINEM König dienen und eine tugendhafte Frau nur EINEM Ehemann. Dies fasst vielleicht in aller Kürze den Kern der Morallehre jener Zeit zwischen dem 14. Jahrhundert und dem beginnenden 20. Jahrhundert zusammen. Frauen hatten ihren Eltern und Schwiegereltern gegenüber gehorsam zu sein und ihren Gatten zu ehren. Das Sagen hatten stets die anderen: Eltern, Schwiegereltern, Gatte oder (nach dessen Tod) der älteste Sohn...  Konkret bedeutete dies für eine verwitwete Frau, dass auf ein erneute Heirat die Todesstrafe stehen konnte.

 

Die Tugendhaftigkeit der Frau wurde als großes Gut hoch gehalten. Es gab dafür sogar eine offizielle Auszeichnung: Den Status, Yeolnyeo oder Yeolbu zu sein, erlangten nur jene Witwen, die ihrem Gatten auch über seinen Tod hinaus eine vorbildliche Ehefrau waren - nach all den ausführlich en Regeln, wie sie im Buch der Verhaltensregeln für tugendhafte Frauen beschrieben waren. 

 

Der Druck, der auf Witwen lastete, als Yeolnyeo geachtet zu werden, nahm mit der Zeit jedoch überhand. Es wurde üblich, dass Witwen sich - ihrem Gatten gewissermaßen auf all seinen Wegen treu ergeben folgend - das Leben nahmen. So konnten sie posthum ihrer Familie (beziehungsweise der ihres verstorbenen Mannes) einen ehrenwerten Ruhm der Tugendhaftigkeit verschaffen, in der sich alle Familienmitglieder sonnen konnten. Im Laufe der Zeit wurde der Suizid von einer Witwe sogar geradezu erwartet - dies insbesondere, wenn sie schon in jungen Jahre Witwe wurde.

밤에 피는 꽃 - Bam-e pineun kkot
Lit: Blume, die nachts blüht


2024, 12 Episoden


Hauptdarsteller*innen:
-Lee Hanee
-Lee Jong-won
-Kim Sang-joong
-Lee Ki-woo


Plot:
Jo Yeo-hwa ist seit ihrem Hochzeitstag Witwe. Waise ohnehin. Nur ihr Bruder ist ihr geblieben, doch der ist zu ihrem Leidwesen lange schon verschwunden. Damit hat sie ihre besten Jahre im Trauergewand und hinter den Mauer des Anwesens ihrer Schwiegereltern verbracht. Ihr Schwiegervater ist kein geringerer als der Linke Staatsminister. Entsprechend hoch sind die moralischen Erwartungen an die Witwe, die nun in ihrer rühmlich vorbildlichen, tugendhaften Trauer gewissermaßne hauptberuflich Ehre über die Familie bringen soll.

 

Jo Yeo-hwa ist jedoch alles andere als die tugendhafte Witwe, die alle gerne hätten. Sie setzt sich lieber für die Armen und Gerechten ein. Dafür schwingt sie sich bei Nacht mit Maske und Schwert über die Dächer der Stadt - so kommt sie auch mal raus aus dem Haus und sieht was von der Welt. Bis sie eines Tages dem neuen Hauptmann gegenübersteht. Ihre wohl getrennten Welten fangen an, durcheinanderzugeraten. Geheimnisse drängen ans Licht.

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