Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Crime & Politics

The Veil

"The Veil" ist seit "IRIS" nach längerem einmal wieder ein richtig spannendes, rundum erstklassig gemachtes KDrama im Geheimdienst Milieu. Dabei wird die Welt der Spione, der bedingungslose Befehlsgehorsam und Berufsethos sowie das sumpfige Terrain rund um die Fragen richtig vs. falsch / gut vs. böse nicht nur hochgradig spannend, sondern durchaus auch vielschichtig und geradezu kritisch aufgearbeitet. Mit "Moebius: The Veil" liefern die Macher*innen in einem ebenfalls packenden 2-teiligen Prequel noch Hintergründe zur einigen zentralen Figuren der Serie.

 

Im Mittelpunkt des 12-teiligen KDrama "The Veil" steht ein exzellenter Agent des National Intelligence Service (NIS), der nach einer schiefgelaufenen Mission nach einem Jahr plötzlich wieder aus dem Nichts auftaucht - ohne Erinnerung an das vergangene Jahr, aber fest entschlossen die Ursache des damaligen Scheiterns aufzuklären. Der internationale Titel bezieht sich auf jenen Schleier der Erinnerung des Protagonisten, der sich im Laufe der Story lüftet. Zugleich verweist er damit auch auf jene Schleier innerhalb der NIS, hinter denen viele Geheimnisse verborgen gehalten werden, und was passiert, wenn einer den lüften will. Im Original lautet der Titel jedoch übersetzt "Schwarze Sonne" und bezieht sich dabei (nicht weniger symbolhaft) auf das Phänomen der Sonnenfinsternis. 

 

Für die Produktion von "The Veil" hat MBC keine Kosten und Mühen gescheut. Mit dieser Serie feiert der Sender 2021 seinen 60. Geburtstag in gelungener, äußerst sehenswerter Weise. Dabei sind nicht nur Spannung und Action garantiert, sondern auch eine intelligente Story, auf der Höhe der Zeit. (Siehe Randnotiz weiter unten.) Das Skript ist das erste Serienprojekt der Autorin Park Seok-ho, die damit den 2018 MBC Drama Screenplay Contest für sich entscheiden konnte. Die Handlung ist vielschichtig mit zahlreichen Figuren, die sich zwischen den Polen Gut und Böse mehrfach hin und her bewegen - es ist eben in diesem Metier nicht so eindeutig und klar, wer wer ist...

 

Die erstklassige Besetzung mit alten Hasen und Häsinnen der Film- und Fernsehwelt bewährt sich durch deren starke, überzeugende Präsenz. Insbesondere Namkoong Min gibt hier alles. Er ist kaum wieder zu erkennen im Vergleich zu etwa "Stove League" aus dem Jahr 2019. Für "The Veil" hatte er intensivst trainiert und eigens 10 Kilo an Muskelmasse zugelegt. Damit beeindruckt er durch seine kraftstrotzende Körperlichkeit, durch die seine Rolle noch mehr Gewicht erfährt. In diesem Sinne führte er die Stunts auch alle selbst durch.

 

Bis hin zu Kamera, Licht und Musik ist alles auf höchstem Niveau. Da sowohl die Charaktere, als auch die Story mit vielen Details so ausgeklügelt und komplex sind, eignet sich das KDrama auch für Wiederholungstäter*innen - selbst wenn man/frau weiß, wie es ausgeht...

 

"The Veil" ist ein fesselnder Spionagethriller von internationalem Kaliber, der die Philosophie, die Aufgaben und die Ethik der Geheimdienste aus verschiedenen Blickwinkeln intelligent hinterfragt. Hier ist man/frau jedoch auch ein gutes Stück im Koreanischen unterwegs - in jüngerer Zeitgeschichte bzw. politischer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Südkoreas.

 

"Prädikat wertvoll".

(Doch ich möchte zugleich vorwarnen: zu Zeiten auch brutal und blutig...)

 

 

Randnotiz zum politischen/historischen Kontext des NIS:

Der NIS trägt diesen Titel erst seit 1999 - und genau genommen seit Juli 2020 nicht mehr. (Die Story stammt jedoch von 2018.) Die Geschichte des südkoreanischen Geheimdienstes ist gepflaster durch einiges an Machtmissbrauch gegenüber der eigenen Bevölkerung auf südkoreanischem Boden. In dieser Tradition steht auch das KDrama.

 

Ursprünglich geht der südkoreanische Nachrichtendienst auf die KCIA (Korean Central Intelligence Agency) aus dem Jahr 1961 zurück, die General Park Chung-hee veranlasst hatte. Ihre Aufgaben umfassten die Überwachung und Koordination sowohl internationaler als auch nationaler Geheimdienstoperationen und Ermittlungsverfahren öffentlicher und militärischer Stellen. Entsprechend groß war die Macht, sich ebenfalls (ungefragt und unerlaubt) in das politische Geschehen einzumischen. Bei alledem zählt die KCIA in Hinblick auf die anspruchsvolle Ausbildung zudem zur Elite asiatischer Geheimdienste. 

 

Die KCIA wurde im Anschluss an das Ende der Militärdiktatur von General Park Chung-hee, der 1979 einem Attentat durch den damaligen Chef der KCIA zum Opfer fiel, gesäubert und firmierte ab 1981 als ANSP (Agentur für Nationale Sicherheitsplanung). Zu ihren wichtigsten Aufgaben zählten das Ausspionieren Nord Koreanischer Aktivitäten sowie im eigenen Land beispielsweise die Unterdrückung politischer Aktivist*innen der Demokratiebewegung.

 

1999 wurde aus ANSP dann NIS. Die NIS hatte sich ihrerseits im Rahmen der Präsidentschaftswahl im Jahr 2012 aktiv in das innenpolitische Geschehen zu Gunsten von Park Gyun-hye (Tochter des einstigen Diktators) eingemischt, veranlasst durch den Leiter des Nachrichtendienstes Won Sei-hoon. Tatsächlich führte damals jene NIS-Kampagne gegen Moon Jae-in dazu, dass er die Wahl knapp verloren hatte. Inzwischen ist Park Gyun-hye seit 2016 wegen schwerwiegender Korruptionsvorwürfe im Gefängnis und Moon Jae-in seit 2017 (-2022) offiziell als 12. Präsident Südkoreas im Amt. 

 

2020 haben sich nun Regierung, Präsidialamt und regierende Minjoo-Partei darüber verständigt, dass der staatliche Geheimdienst NIS sich künftig aus der Innenpolitik heraushalten soll. Im Zusammenhang mit entsprechenden Reformen wurde der NIS in  „External Security and Intelligence Service“ umbenannt. Illegale Handlungen durch Geheimdienst-Mitarbeitende, Machtmissbrauch oder eine Einmischung in die Innenpolitik stehen künftig unter schwerer Strafe. 

검은 태양 - Geom-eun Taeyang

Lit.: Schwarze Sonne

 

2021, 12 Folgen

 

Hauptdarsteller*innen:

-Namkoong Min
-Park Ha-sun
-Kim Ji-eun
-Jang Young-nam
-Lee Geung-young 
-Yu Oh-seong
-Kim Jong-tae

 

Plot:

NIS Agent Han Ji-hyuk war nach einem gescheiterten Einsatz ein Jahr lang von der Bildfläche verschwunden. Nun taucht er wieder auf, völlig verwahrlost und ohne Erinnerung. In seinem labilen, schwer einzuschätzenden Zustand posttraumatischer Belastungsstörung wird er einer kleinen, unbedeutenden Einheit zugeordnet. Seine Partnerin wird die im Feld noch unerfahrene, aber hochmotivierte Yoo Je-yi, die unbedingt ihren verschollenen Vater und Ex-NIS Agenten aufspüren möchte.

 

In Anbetracht der sich überhastenden Ereignisse, der vielen offenen Fragen und eines Maulwurfs innerhalb der NIS wachsen sie als Team zusammen. Langsam, bedächtig, mit Überraschungen und Hindernissen, wird der Schleier beiseitegeschoben. Was sich dahinter offenbart, wirft jedoch nur neue Fragen auf und konfrontiert mit noch größeren Herausforderungen. 

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