Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen

Historiendramen

Geschichtsunterricht auf die nette Art

Viele KDramen nutzen einen historisch exotischen Kontext für meist intrigante und romantische Geschichten und vermitteln ihr dabei noch eine epischer Tragweite. Selbst wenn nicht immer historisch exakt, so bieten diese Plots doch gerade auch über die dichterische Freiheit reichlich Stoff für Drama und rücken zugleich geschichtliche Fakten, Figuren und Zusammenhänge didaktisch gekonnt im bekömmlich bunten und frischen Kleid, sowie mit zeitgemäßem Soundtrack ins Bewusstsein der heutigen Gesellschaft. Epochale Figuren und ihr Wirken werden dabei nachhaltig mit Leben gefüllt. Die Geschichte Koreas reicht weit zurück, Heldengeschichte gibt es darunter noch viele, die nicht erzählt wurden. Dies bedeutet: Historiendramen gehen noch lange.

 

Die meisten Historiendramen behandeln die Zeit der Joseon-Dynastie (1392–1910) und des Goryeo Reichs (918 bis 1392). Einige KDramen sind in der frühen Zeit der drei Königreiche Silla, Goguryeo und Baekje angesiedelt. In den letzten Jahren werden zunehmend auch Geschichten aus der jüngeren Vergangenheit, der Zeit unter Japanischer Herrschaft (1905 bis 1945), erzählt. 2021 wurde sogar mit "Youth of May" ein dunkles Kapitel der jüngsten Geschichte der Militärdiktatur kritisch in den Fokus gerückt - die gewaltsame Niederschlagung der Demokratiebewegung in Gwangju 1980. Und bereits 2020 kam der Film "Das Attentat - the Man Standing Next" in die Kinos, in dem der Militärputsch 1961 kritisch aufbereitet wurde.   

 

Die historischen Dramen bieten einen reichen Nährboden, um mehr über die Kultur und Tradition in Südkorea zu erfahren - unter anderem den aus der Geschichte begründeten starken Nationalismus.  Mongolen, Chinesen, Japaner... die Bedrohung von außen hörte nicht auf. Der Widerstand gegen Invasoren hat dabei über 2 Jahrtausende hinweg eine starke Tradition und einigende Kraft

 

Das Gemauschel am Königspalast erinnert an die Machenschaften der Jaebeol, man könnte meinen, lediglich die Mode hätte sich etwas geändert. Einflussreiche Herrschaftshäuser, die in luxuriösen Parallelwelten leben, einerseits, und der Königspalast als eigenes, vom Rest der Welt abgeschirmtes Universum andererseits, versuchen sich gegenseitig zu kontrollieren und ihre Machtinteressen durchzusetzen. Dabei wirken strategische Eheschließungen (bis heute) als diplomatisches Instrument. Die einfachen Menschen haben dabei keinen Wert. Aber auch das Gift, das schon mal ins Essen untergemischt wird, um politische Wege zu ebnen, spielt insbesondere im Palast eine leitmotivische Rolle.

 

KDramen tragen dazu bei, dass den westlichen Zuschauer*innen die sehr spezielle Mode, geprägt durch markante Frisuren, Hüte und Mäntel, mit der Zeit so vertraut wird, wie die Perücken und Gewänder des europäischen Mittelalters... Der Stoff der KDramen wird gespeist durch einprägsame Figuren aus der Welt der Gisaeng (in Musik, Tanz und Lyrik versierte junge Frauen, die den Männern der oberen Gesellschaftsschicht zur Unterhaltung dienten), der Kunst und Philosophie, der Kampfkunst, der Medizin, der Wissenschaft und des Palastlebens. 

 

Einen besonderen, dramaturgisch reizvollen Effekt bringen dabei oftmals Zeitsprünge der Protagonist*innen. Indem sich dabei Protagonist*innen der heutigen Zeit unvermittelt in der Vergangenheit wiederfinden oder vice versa, rücken die Errungenschaften, Themen und Lebensumstände der verschiedenen Epochen näher an die Welt der Zuschauer*innen heran.

 

Die hier vorgestellten KDramen im historischen Setting lassen sich unterschiedlichen geschichtlichen Epochen zuordnen. Sie sind mal mehr, mal weniger historisch exakt, aber dennoch orientiert sich die dichterische Freiheit an den belegten Rahmenbedingungen. Hin und wieder werden prägende Heldenfiguren der Vergangenheit dadurch mit Leben gefüllt oder auch die Kultur des Widerstands als national identitätsstiftendes Charakteristikum hochgehalten. In jedem Fall jedoch zeugen die historischen KDramen durchgängig vom großen Leid der einfachen Menschen, der Ungerechtigkeit und Willkür, der Unterdrückung und Ausbeutung - ganz gleich, ob dies von den ´eigenen´ Feudalherren oder Invasoren ausging. (Ein Lebensgefühl, dass sich erst in den letzten Jahren wirklich zu ändern beginnt.)

Grober historischer Abriss von 57 v. Chr. bis 1987

Zeit der drei Reiche Silla, Goguryeo und Baekje

 

Die Zeit der drei Reiche gliedert sich in eine frühe Phase von ca. 57 v. Chr. bis ins siebte Jahrhundert n. Chr. und eine Phase der Späten drei Reiche bis Anfang der 10. Jahrhunderts. Das Silla Reich entwickelte sich zwischen 57 v. Chr. und 654 n. Chr. neben Goguryeo im Norden und Baekje im Westen zu einem der großen drei Königreiche. 935 wurde Silla durch das  neu entstandene Goryeo abgelöst.

 

Goryeo

 

Von "Goryeo" leitet sich die im Westen übliche Bezeichnung „Korea“ ab.

Goryeo war 918 von König Wang Geon (Taejo) im Norden der Halbinsel begründet worden. 936 siegte Goryeo im Rahmen der Machtkämpfe und des Niedergangs des Vereinigen Silla Reichs.  Verwaltungsreformen sicherten dem Königshaus mehr Kontrolle über die Feudalherren. Das Herrschergeschlecht konnte sich rund 470 Jahr halten, bevor es 1392 durch die Joseon-Dynastie abgelöst wurde.

 

Joseon

 

Die Joseon-Dynastie herrschte mehr als 500 Jahre auf der koreanischen Halbinsel. Auf den letzten herrschenden König der Goryeo Dynastie hatte das Militär 1374 einen Schattenkönig ohne wirkliche Macht eingesetzt, während die Macht bei den Generälen lag. Als General Choe Yeong 1388 General Yi Song-gye mit der Rückeroberung der an die chinesische Ming-Dynastie gefallenen Halbinsel Liaodong beauftragt, stürzte dieser stattdessen Choe Yeong mit Hilfe der Ming, ersetzte den Schattenkönig durch einen aus der Blutlinie der Goryeo und zwang diesen schließlich wenige Jahre darauf, 1392, zum Abdanken, bevor er sich selbst zum König ernannte. Damit begründete er die neue Ära der Joseon-Dynastie. 26 Könige aus diesem Herrschergeschlecht folgten auf General Yi, der nach seinem Tod als König Taejo in die Geschichte einging. Dem setzte Japan mit der Annexion Koreas 1910 und der Abdankung des letzten Herrschers ein gewaltsames Ende.

 

Unter Japanischer Herrschaft

 

Anfang des 20. Jahrhunderts konnte das Japanische Kaiserreich seinen Einfluss auf Korea ausbauen. 1905 wurde Korea japanisches Protektorat und 1910 als japanische Kolonie unter dem Namen Chōsen annektiert. Dabei gab es durchaus bis heute noch vorherrschende rassistische Vorurteile, von Japaner*innen gegenüber Südkoreaner*innen. Dies geht schon zurück auf die  Besetzung Koreas durch Japan. Damals verfolgte die japanische Regierung eine Politik der Zwangsassimilation, nach der die koreanische Kultur unterdrückt und in diesem Zusammenhang die koreanische Sprache als Dialekt des Japanischen abgewertet und verboten wurde. Koreaner*innen mussten Japanisch lernen. Während des Zweiten Weltkriegs verbot das Nationale Mobilisierungsgesetz gänzlich reguläre Arbeitsplätze für Koreaner*innen. Stattdessen wurden sie zur Zwangsarbeit gezwungen. Unter den meist unmenschlichen Bedingungen starben geschätzt 60.000 Koreaner*innen. Ein Ende der Kolonialherrschaft setzte die Kapitulation Japans im Jahr 1945. 

 

Teilung in Republik Korea / Demokratische Volksrepublik Korea


Nach der Kapitulation Japans wurde Korea unter den Siegermächten in zwei Besatzungszonen nördlich und südlich des 38. Breitengrades geteilt und im Zuge des aufkommenden Kalten Kriegs zwischen den USA und der Sowjetunion sowie später der Volksrepublik China aufgerieben. Im Süden wurde im 15. August 1948 die Republik Korea gegründet, im Norden am 9. September 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea. Es folgte die Nordkoreanische Invasion am 25. Juni 1950. Bei diesem Bruderkrieg kam es kam zu erbitterten Kämpfen und Verlusten unter Soldaten und Zivilbevölkerung (Geschätzt rund 1 Mio. Südkoreaner*innen, rund 2,5 Mio. Nordkoreaner*innen, rund 1 Mio. Chines*innen und rund 40.000 UN Soldaten). Nach zähen Verhandlungen folgte 27. Juli 1953 der bis heute gültige Waffenstillstand inklusive der 4 km breiten Demilitarisierten Zone (DMZ) entlang der Grenze.

 

Militärdiktatur und Demokratiebewegung in Südkorea

 

Militärdiktatur und Militärputsch haben in der Nachkriegsgeschichte Südkoreas einen festen Platz. Erstmals putschte sich das Militär 1961 unter Leitung von General Park Chung-hee an die Macht und löste das Parlament auf. 1979 folgte ein weiterer Militärputsch. Das Jahr 1980 markiert dabei ein besonders trauriges Kapitel. Während die Bevölkerung endlich echte Demokratie forderte und dafür auch auf die Straße ging, fürchtete das Militär, der Norden würde die unsichere innenpolitische Lage mit einer Invasion ausnützen. Im Mai 1980 wurde in Gwangju daher ein blutiges Exempel statuiert. Je nach Quelle wurden 154 oder 2.300 Zivilist*innen getötet und viele weitere verletzt.

Zwar wurde 1981 das Kriegsrecht zurückgenommen und 1982 auch die seit 1961 geltende Ausgangssperre von 0 bis 4 Uhr aufgehoben, doch die Zensur wurde immer noch nicht wirklich abgeschafft. Im Juni-Kampf 1987 kam es erneut zu Demonstrationen und Ausschreitungen im Rahmen von Studentenbewegungen. Diesen folgten dann tatsächlich demokratische Reformen. Erstmals seit 1961 gab es wieder eine echte Wahl und seit 1988 gibt es auch die volle touristische Reisefreiheit für Südkoreaner*innen. 

Beispiele für historische KDramen und KMovies

Druckversion | Sitemap
© Wörtertanz.com 2021-2024