Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Mehr Drama geht immer

The Escape of the Seven

Monströser geht immer. Bereits die ersten Folgen von "The Escape of the Seven" gestalten sich recht unwirtlich für die Zuschauer*innen. Unter den Protagonist*innen ist einer schlimmer als die andere. Wir tauchen ein in eine skrupellose Welt voller Habgier und bar jeder... ja eigentlich möchte ich schreiben "Menschlichkeit", doch Menschen haben eben auch so eine bitterböse Seite, die leider in all ihren abgründigen Facetten ebenfalls so sehr menschlich ist, dass es schmerzhaft weh tut und wir sie lieber nicht sehen oder gar erleben wollen... Darum geht es in "The Escape of the Seven": Die Potenz menschlicher Skrupellosigkeit... Abstoßender, so will man/frau meinen, geht es fast gar nicht.

 

Krass, brutal und seelenlos, doch alles hübsch hochglanzpoliert in HD, so präsentiert sich hier das ´schöne´, gemeinhin erstrebenswerte Leben der "Sieben". Da werden die Grenzen des Erträglichen strapaziert. Im ersten Anlauf musste ich meinen Blick mit Schaudern abwenden und bin ziemlich schnell wieder ausgestiegen.

 

Der Job als Untertitlerin eröffnete mir jedoch einen zweiten Zugang. Mittlerweile - wenn ich die Prämisse annehme: es dreht sich um eine Truppe verstrickter Menschen, die nicht zuletzt durch ihre maßlose Habgier und eine abstoßende Besessenheit von Geld, Macht, Ansehen, Rang und Einfluss in ihrer Monströsität geeint werden - finde ich das KDrama ziemlich originell. Reihenweise unsympathische (und dabei erschreckend überzeugend dargestellte!) Protagonist*innen - das ist für Serienunterhaltung geradezu provokant. Ab der 5. Folge legt das KDrama dann sogar noch einen weiteren Gang ein. Spätestens dann gibt es aus "The Escape of the Seven" kein Entkommen mehr... Wir sind am Haken. Weil wir zu hoffen wagen... (das Gute möge doch noch siegen.)

 

Der Plot entpuppt sich als eine in doppelter Hinsicht raffiniert getarnte Rachemission. KI und Deepfakes einerseits, bewährtes Makjang andererseits inspirieren die psychopathische Komposition eines Dschungels voller fataler, dramaturgischer Verstrickungen. Intelligent, spannend, aufwühlend - mehr als einmal denken wir, wir wüssten Bescheid und irren dennoch. Skrupellosigkeit ist mit Sicherheit eines der Leitmotive in diesem KDrama. 

 

Ich empfehle "The Escape of the Seven" nur bei geeigneter Stimmung - einer, die nach unfassbarer Biestigkeit bis aufs Blut verlangt. Wenn wir uns darauf einlassen, dann werden wir hier in eine Welt hineinkatapultiert, in der wir die GUTEN so gut wie vergeblich suchen... 

 

Eine zweite Staffel wurde unmittelbar nachgeliefert... wahrscheinlich war sie bereits Teil des Gesamtkonzepts.

 

 

 

Nachtrag zur zweiten Staffel "Resurrection":

Es darf sich tatsächlich alles noch weiter zuspitzen. Gleichzeitig meldet sich doch tatsächlich hier und da ganz leise ein Herz und ein Gewissen. Reue und Scham werden zu Konzepten, die sich stolpernd Gehör verschaffen wollen. Das gestaltet sich zwar offensichtlich nicht so einfach, aber möglicherweise, wer weiß, ist es nicht unmöglich. Oder doch?

 

Hinzu kommt: die Sieben können nicht so einfach aus ihrer Haut. Zu gravierend, was sie bereits zu verantworten haben… Und wie auch immer, sie haben das zu verantworten. Selbst wenn sie alle so ihre eigenen Prozesse durchlaufen und vielleicht inzwischen doch auch gerne irgendwie neue Wege einschlagen würden (Menschen tragen erfreulicher Weise ja in sich das Potenzial der Heilung und Transformation), können sie weder davonlaufen, noch das Geschehene ungeschehen machen. Außerdem haben sie sich auf einen Pakt mit dem Teufel eingelassen… Ganz gleich, mit welchem Teufel man/frau sich einlassen mag, das geht selten gut…

 

Die zweite Staffel schafft es geschickt, mit frischer Dynamik auf die erste aufzusatteln, und dabei der emotionalen Achterbahnfahrt dennoch eine neue Richtung zu geben. Raffinierte dramaturgische Wendungen inklusive. Erstaunlich, mit wem man/frau als Zuschauer*in plötzlich alles so mitfiebern will…

 

Außerdem ist es in meinen Augen recht gut gelungen, bei der Gelegenheit auch die erschreckend teuflischen (nicht allzu fernen) Zukunftsszenarien einer im schlimmsten Fall in ihrer digitalen Vernetzung völlig hilflos ausgelieferten Informationsgesellschaft einprägsam vor Augen zu führen…

 

In der Gesamtbetrachtung, finde ich, gewinnt „Escape of the Seven“ mit der zweiten Staffel noch. Ein besonderes KDrama-Erlebnis, das es in sich hat – für all jene, die vor dem Abgründigen der menschlichen Spezies nicht zurückschrecken. Und bekanntlich wirkt dort, wo es besonders dunkel ist, auch schon ganz wenig Licht gleich besonders hell…

7인의 탈출 - 7in-ui talchul

Lit.: Flucht der Sieben

 

2023, 17 Episoden (Staffel 1)

2024, 16 Episoden (Staffel 2)

 

Hauptdarsteller*innen:
-Um Ki-joon
-Hwang Jung-eum
-Lee Joon
-Lee Yu-bi
-Shin Eun-kyung
-Yoon Jong-hoon
-Jo Yoon-hee
-Jo Jae-yoon
-Lee Jung-shin


Plot:

Bang Dami wurde als Kind wegen ihres Herzleidens von ihrer Mutter Geum Rahui, Tochter eines reichen Patriarchen, ausgesetzt. Sie ist daraufhin als Kind liebender Adoptiveltern aufgewachsen, soll nun jedoch wieder zu ihrer biologischen Mutter zurück, um deren Familienerbe zu sichern. Dami gerät dabei als unschuldiges Opfer in einen Strudel von Intrigen und stribt. 

 

Das Leben der schamlosen Schuldigen widerum geht weiter. Und unvermittelt müssen die alle um ihr Leben rennen...

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