Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Bildung & Arbeitswelt

18 Again

"18 Again" beherrscht sein emotional berührendes KDrama Handwerk über weite Strecken und hat seine Stärken. Dessen mögen sich die Macher*innen allzu selbstgenügsam bewusst gewesen sein. Dafür haben sie es sich an manchen Stellen jedoch etwas zu leicht gemacht sowie an anderen unnötig ausgetobt... Dennoch hat es "18 Again" auf meine Liste geschafft - obwohl es eine ganze Reihe Schwächen hat.

 

Das ist allem voran den Hauptdarsteller*innen geschuldet. Sie schaffen es, was das KDrama an wertvollen Botschaften und emotionalen Prozessen zu bieten hat, mit viel Herz überzeugend zu verkörpern. Dies betrifft den Plot an sich (tatsächlich handelt es sich dabei um das Serienremake eines US-Movies), denn der setzt mit gelungenem Esprit da an, wo andere Geschichten mit ihrem Happy End sonst gerne aufhören. Und das betrifft die wieder einmal raffiniert bekömmlich aufbereitete, kritische Auseinandersetzung mit problematischen gesellschaftlichen Schieflagen.

 

Im Mittelpunkt steht das Porträt einer aus der Spur geratenen Ehe, in der über die Zeit die Kommunikation zu Gunsten der Alltagsbewältigung verloren gegangen ist, Träume abhandengekommen sind und persönliche Wünsche keinen Platz mehr haben. Die Paarbeziehung hat (wie so oft) im Angesicht der Familie kaum noch Chancen erhalten. Stattdessen waren Mann und Frau in erster Linie Mutter, Vater, Eltern, Hausfrau/mann, Ernährer/in und Erziehungsberechtigte - oftmals überfordert und ohne Chance, die eigenen Batterien wieder aufzuladen. In diesem Fall, da die Protagonist*innen ihre Kinder ungewöhnlich früh bekommen haben, hatten sie nicht einmal die Gelegenheit, zu studieren, wodurch obendrein ihre Voraussetzungen auf dem Arbeitsmarkt weit unter ihren Möglichkeiten eingeschränkt wurden.

 

Im Mittelpunkt stehen jedoch auch die Beziehungen zu den Kindern. Die Eltern-Kind-Beziehungsarbeit erfährt durch die frische Perspektive, die aufgrund der Verjüngung möglich wird, dramaturgisch bereichernde Impulse im Spannungsfeld Jugend vs. Lebenserfahrung. Im Fahrwasser der Schulthemen schippern dabei wie selbstverständlich die Themen Mobbing sowie Korruption im Kampf um die besten Studienplätze mit.

 

Und dann ist da das Scheinwerferlicht auf die Arbeitswelt im turbokapitalistischen, modernen Südkorea gerichtet. Die ist immer noch geprägt von patriarchalen, erzkonservativen Haltungen, insbesondere wenn es um die Rolle und Chance der Frauen geht. Diese Arbeitswelt ist ebenfalls anstrengend, wenn der Lebenslauf mal nicht der Norm entspricht.

 

In all diesen gesellschaftsrelevanten, kritischen Themen der Zeit ist man/frau gut im Koreanischen unterwegs.

 

Aber! Selten habe ich mich bei einem KDrama so über Schlampereien im Storytelling aufgeregt. Meist bin ich in der Tendenz eher gnädig, wenn auch mal was nicht ganz logisch ist. In "18 Again" gibt es jedoch reihenweise lose Fäden - und die bleiben lose. Fragen werden aufgeworfen und nie geklärt. Munter wird da in der Zeit hin und her gesprungen - manchmal allzu unvermittelt. Nebenplots werden detailverliebt ins Rampenlicht gesetzt, die eigentlich nicht nötig wären - zumindest nicht so. Kurzum: hier wurde meine wohlwollende Nachsicht ziemlich strapaziert.

 

Wenn man/frau bereit ist, darüber hinwegzusehen, dann wird hier eine schöne Geschichte erzählt - eine Romanze obendrein, die dabei sogar noch raffiniert charmant mit dem gesellschaftlich heißen Eisen des verpönten Altersunterschieds ´36 jährige Frau/Mutter und Oberschüler´ jongliert.

 

Übrigens:

"Familiar Wife" bietet einen ähnlichen Plot Aufhänger -  `nochmal eine Chance bekommen und andere Entscheidungen treffen können´ - mit derselben grundlegenden Beziehungsproblematik, jedoch ohne die Kinder, die da noch sehr viel jünger sind.

18 어게인 - 18 Eogein

Lit.: 18 Again (anglizistisch)

 

2020, 16 Episoden

 

Hauptdarsteller*innen:

-Kim Ha-neul
-Yoon Sang-hyun
-Lee Do-hyun

 

Plot:

Nachdem Jung Da-jung mit 18 von Hong Dae-young, einem Mitschüler und vielversprechenden Basketballtalent schwanger wurde, hatten sich die beiden für ihre Liebe und ihre Kinder entschieden - gegen den ausdrücklichen Rat ihrer Eltern. Ohne Schulabschluss, doch mit ihren beiden Zwillingen nahmen sie es gegen der Rest der Welt auf.

 

18 Jahre später sind beide ziemlich ausgelaugt, frustriert und am Ende ihrer Kräfte. Allem voran leidet die Beziehung darunter, dass Hong Dae Young, der in seinem Job alles gibt, dennoch nicht von der Stelle kommt. Die ersehnte Beförderung bleibt aus, stattdessen wird er nach Busan versetzt und der Chef beleidigt obendrein seine Familie. Mit großem Knall schmeißt Dae-young hin. Da-jung wiederum versucht einen letzten Anlauf, ihren Traumjob als Moderatorin beim Fernsehen vielleicht doch noch zu bekommen.

 

Solange beide für ihre Entscheidung damals einstanden, konnten die beiden Eheleute alles ertragen. Doch als Da-jung schmerzlich einsehen muss, dass Dae-young bereut, erliegt sie ihren eigenen Schuldgefühlen und sieht keine weitere Perspektive für die Ehe. Sie will die Scheidung und zieht dies auch durch.

 

Dae-youngs Begegnung mit einem Kunden, der sich als weiser Heiler erweist, hat magische Folgen. Er verjüngt sich über Nacht und findet sich mit den Erfahrungen und Erinnerung eines 36jährigen in seinem 18 jährigen Körper wieder. Mit Hilfe seines alten Schulfreundes und heute wohlhabenden Unternehmers nimmt er die Identität dessen fingierten Sohnes Ko Woo-young an. Er möchte seine damals aufgegebene Chance auf die Karriere als Basketballspieler und ein Studium an einer renommierten Universität nun doch nutzen. So wird er zum Schulkameraden seiner eigenen Kinder. Dies eröffnet ihm jedoch eine völlig neue Sicht auf Sohn und Tochter. Plötzlich gibt es doch einiges, das er in deren Leben, in seinem eigenen und in dem seiner Frau gerne ändern möchte.

 

Da bietet ihm der jugendliche Körper einige ungeahnte Möglichkeiten. Doch zugleich kommt er damit auch an dessen Grenzen. Immerhin ist Dae-young wer er ist: Ein erwachsener, lebenserfahrener Mann, der sich nicht alles gefallen lässt. Ein Mann, der seine Frau immer noch liebt. Und ein Vater, der sich nicht zeigen kann, dessen Kinder ihn jedoch vermissen.

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