Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Beispiele für KMovie

Herstory

"Herstory" ist ein Beispiel für ein KDrama, welches das wahre Leben zum Thema hat und zugleich über den Film auch wieder Einfluss auf das wahre Leben nimmt. Es geht um die Klage von einer Handvoll "Trostfrauen" aus Busan, die zwischen 1992 und 1998 am japanischen Bezirksgericht Yamaguchi, Abteilung Shimonoseki, verhandelt worden war. Dieses Verfahren hat Bewegung in ein ziemlich dunkles Kapitel jüngerer asiatischer Geschichte gebracht. Das Thema "Trostfrauen" war bis dahin sogar in Südkorea ein Tabuthema. Jene Gerichtsverhandlung in den 1990er Jahren war ein Meilenstein in der Aufarbeitung dieses Kapitels und das KMovie "Herstory" setzt dem, beziehungsweise den Frauen und Anwälten, ein ergreifendes, publikumswirksames Denkmal. Indem die einzelnen Fälle behutsam nachempfunden werden, wird das Schicksal jener Frauen zum bewegenden Mahnmal grausamer Kriegsverbrechen an Zivilistinnen. In mehrfacher Hinsicht gebe ich dafür das Prädikat "besonders wertvoll".

Historischer Hintergrund:

Lange Zeit war das Schicksal von geschätzt über 200.000 koreanischen jungen Frauen und Mädchen, die während des Zweiten Weltkrieges durch das Japanische Militär als Sexsklavinnen traumatisiert wurden, unbeachtet von der Welt und lange tabuisiert selbst im eigenen Land. Tatsächlich hatte Japans Regierung und Militär sowohl direkt als auch indirekt überwiegend koreanische junge Frauen und Mädchen rekrutiert, die gegen ihren Willen in sogenannten  „Troststationen“ als „Trostfrauen“, d.h. konkret als Sexsklavinnen, zur Motivation der Soldaten eingesetzt und missbraucht wurden.

 

Offiziell wurde dieser Sachverhalt von Japanischer Seite vehement geleugnet und über 5 Jahrzehnte nie geklärt, geschweige denn über eine Wiedergutmachung gesprochen, obwohl es sich dabei völkerrechtlich gesehen um Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Sklaverei sowie um Handel mit Frauen und Kindern, also um Delikte handelt. Bei den Kriegsverbrechertribunalen nach Ende des Zweiten Weltkrieges ging es jedoch eher um Verbrechen gegen Angehörige der Alliierten. Erstmals konnte mit jener Gerichtsverhandlung in Shimonoseki wenigsten teilweise ein Urteil zugunsten der (wenigen) Klägerinnen erreicht werden. Dabei wurde den inzwischen gealterten Damen eine eigentlich lächerlich geringe Entschädigung zugesprochen. So ist das Urteil zwar immer noch empörend, aber immerhin ein Urteil. Und die Trostfrauen hatten dadurch erstmals eine Öffentlichkeit erfahren und eine internationale Wiedergutmachungsbewegung ins Leben gerufen. Seit 1999 wurden z.B. über 30 Verfahren gegen den Staat Japan vor kalifornischen Gerichten eingereicht. Im Dezember 2000 wurde zudem durch japanische und internationale Nichtregierungsorganisationen ein öffentlichkeitswirksames, symbolisches internationales „Trostfrauen“-Tribunal veranstaltet, auf dem 64 ehemalige „Trostfrauen“ aus neun Ländern als „Klägerinnen“ auftraten.

 

Das Thema war unübersehbar auf dem Tisch angekommen ... aber juristisch immer noch ungeklärt. Im Gegenteil. Das Obergericht Hiroshima hatte als Berufungsinstanz das Urteil jenes Bezirksgerichts in Yamaguchi aus dem Jahr 1998 sogar 2001 wieder aufgehoben. 2007 leugnete Shinzō Abe offiziell erneut, dass es so etwas wie Sexsklavinnen gegeben hätte. Erst 2015 gab es eine formale Einigung der beiden Länder Japan und Südkorea. In diesem Zusammenhang wurde ein Fonds zur Unterstützung der Opfer in Höhe von rund 1 Mrd. Yen (ca. 7,6 Mio. Euro) geschaffen, dessen Finanzierung Japan übernahm und darüber seine Verantwortung anerkennt. Dabei sehen sie diese nicht offiziell bei der Regierung, sondern als inoffizielle Aktivitäten, die mit den offiziellen Stellen nichts zu tun gehabt hätten... Zudem geschah dies ohne irgendeine Abstimmung oder irgendwie geartete Interaktion mit den Opfern. Diese oder ihre Angehörigen klagten daraufhin auf Schadensersatz. Zuletzt wurde die Klage von 12 ehemaligen Trostfrauen im April 2021 in Seoul abgewiesen. Diese 12 Klägerinnen wollen den Fall nun erneut vor dem Internationalen Gerichtshof verhandeln. Wirklich befriedigend geklärt ist der Fall immer noch nicht...

허스토리 - Heoseutori

Lit.: Herstory (anglizistisch)

 

2018, 121 Minuten

 

Hauptdarsteller*innen:

-Kim Hee-ae
-Kim Hae-sook
-Ye Soo-jung
-Moon Sook
-Lee Yong-nyeo

 

Plot:

1991. Dem Reisebüro von Moon Jung-sook wird vorgeworfen Sextouren angeboten zu haben. Der verantwortliche Mitarbeiter hat ohne das Wissen des Managements agiert, dennoch wird das Geschäft dadurch betroffen. Jung-sook muss zunächst schließen. 

 

Durch Zufall wird sie mit dem Skandal um die "Trostfrauen" im Dienst japanischer Soldaten währen des 2. Weltkriegs konfrontiert. Nach anfänglicher Indifferenz beginnt sie sich mit großem Engagement für die inzwischen gealterten und durch ihre Zeit als Sexsklavinnen traumatisierten Frauen einzusetzen. Anfangs ist es schwer, die "Trostfrauen" überhaupt zu motivieren, sich zu melden. Doch immerhin kommen ein paar zusammen. Darunter auch Jung-sook langjährige Haushälterin und Kindermädchen für ihre Tochter.

 

Unermüdlich und teils auf eigene Kosten arbeitet Jung-sook zusammen mit einem motivierten Anwaltsbüro an einer Klage gegen die japanische Regierung. Der beschwerliche Prozess findet während 23 über fast zehn Jahre verteilten Sitzungen in Japan statt. Bei der Urteilsverkündung ist eine der Klägerinnen bereits verstorben. 

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