Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Zeit und Raum sind relativ

Goblin - The Lonely and Great God

"Goblin - The Lonely and Great God" erzählt die Jahrhunderte alte Geschichte eines Dokkaebi - eine koreanische Märchengestalt, die im englischen oft als Goblin (Kobold) bezeichnet wird. Doch die Bedeutung der Dokkaebi ist vor dem Hintergrund der koreanischen Märchen und Mythen eine andere. Dokkaebi können zwar aufgrund ihrer übernatürlichen Kräfte bedrohlich sein, sie sind es jedoch nicht aus Prinzip. Im Gegenteil, eigentlich sind sie den Menschen recht wohl gesonnen. (Mehr dazu siehe weiter unten).

 

Mit "Goblin - The Lonely and Great God" ist den Macher*innen ein Meisterwerk gelungen. Selten habe ich eine Märchen in zeitgemäßem Esprit so wunderbar märchenhaft verspielt in einer Serie (oder einem Film) erzählt bekommen. Da werden gefühlt alle Möglichkeiten grandios ausgeschöpft. Kamera, Einstellungen, Ausstattung, Location, Kostüme, Maske, Licht, Farbe und natürlich die Story, in der wieder einmal Zeit und Raum relativ sind, die Liebe sogar gleich zwei Handlungsstränge erhält und der Bösewicht alles Gekannte in den Schatten stellt. So opulent kann ein Märchen sein, so konsequent märchenhaft kann es eine/n an die Hand nehmen und selig und gespannt mag eine/r lauschen und sich davon tragen lassen in eine Geschichte jenseits von Zeit und Raum.

 

Ich möchte an dieser Stelle einen Vergleich wagen: als ich erstmals "die Unendliche Geschichte" von Michael Ende gelesen hatte, da empfand ich ähnlich (nur eben im Bücher-Genre): so muss ein Märchen sein - einfach anders, schon in der Farbe der geschriebenen Worte. Ähnlich ging es mir hier (eben im KDrama Genre). "Goblin - The Lonely and Great God" öffnet den Geist für andere Wesen und Welten, ohne dabei Angst zu machen. Es ist im Ganzen irgendwie rund und jongliert doch zeitgleich mit mehreren Handlungssträngen, die alle ineinandergreifen. Es ist nicht allzu tief, aber schon auch. Nicht allzu packend, aber dennoch so, dass eine wissen will, was denn weiter geschieht. Mit Platz für Humor und pointierter Situationskomik. In satten Farben. Mit einer gesunden Portion Magie, um die Perspektiven zu weiten. Plus: Ein toller Soundtrack.

 

Ich bin also voll des Lobes und vergebe daher das Prädikat "besonders wertvoll" für das Märchen, das in aller Konsequenz märchenhaft als Märchen inszeniert wurde. Für eine im Kabelfernsehen ausgestrahlte Serie war es im eigenen Land ebenfalls ein großer Erfolg und rangiert landesweit auf Platz 3. Zum kommerziellen Erfolg kommen zahlreiche Auszeichnungen.

Hintergrund zu den Märchenfiguren:

Der Hintergrund der koreanischen Mythen und Märchen ist insbesondere durch Schamanismus und Buddhismus inspirierte, den menschlichen Maßstab der Wahrnehmung sprengende Wesenheiten geprägt. 

 

Dokkaebi sind Naturwesen, ursprünglich göttliche Wesenheiten, und haben entsprechend übernatürliche Kräfte. Mal erscheinen sie in menschlicher Gestalt, mal sind sie unsichtbar oder werden evtl. als Lichtgestalt erlebt. Mal nutzen sie ihre Kräfte eher verspielt, schalkhaft, zum Vorteil der Menschen, doch manchmal auch nicht. Die älteste schriftlich dokumentierte Geschichte über einen Dokkaebi stammt aus der Zeit des Silla Reichs. Grundsätzlich gibt es jedoch im Märchenkanon der vergangenen Jahrhunderte reichlich und recht verschiedene Arten von Dokkaebi.

 

Diese eigenständigen Naturwesen unterscheiden sich von den Geistern der Verstorbenen, die ihrerseits einen großen Raum in der Welt der Mythen und Märchen einnehmen und die auch im KDrama-Orbit einen festen Platz haben.

 

Das, was wir als Gevatter Tod bezeichnen, ist in der koreanischen Tradition der sogenannte JeoSeung Saja, der als Bote aus dem Jenseits zu verstehen ist. Dabei ist das Jenseits eher neutral und einfach ein anderer Ort für das Leben nach dem Tod - im Falle dieses KDrama wird dabei differenziert: es gibt da eine Treppe nach oben und eine nach unten, wodurch gleichsam der Bezug zum Christentum angedeutet wird.

쓸쓸하고 찬란하神 – 도깨비; RR: Sseulsseulhago Challanhasin – Dokkaebi

Lit.: Einsamer und leuchtender Gott - Dokkaebi

 

2016, 16 (+3)

 

Hauptdarsteller*innen:

-Gong Yoo
-Kim Go-eun
-Lee Dong-wook
-Yoo In-na
-Yook Sung-jae

 

Plot:

Es war einmal ein General, der sich zur Zeit der Goryeo Ära mit seinem kriegerischen Erfolg den Ärger seines eifersüchtigen Königs einhandelte. Zur Strafe wurde er mit dem Schwert hingerichtet. Seine Familie - darunter seine Schwester, die Frau des Königs - ebenfalls. Außerdem wurde er von Gott selbst für sein hemmungsloses Morden (im Dienst des Königsreichs) abgestraft und dazu verurteilt, gleichsam als Dokkaebi unsterblich lebend unter den Menschen zu weilen, bis einst seine Braut das tödliche Schwert aus seiner Brust entfernen mag.

 

2016 lebt dieser Dokkaebi, Kim Shin, nun in Seoul. (Anmerkung: "Shin", im Serientitel in alter Hanja-Schrift geschrieben, bedeutet "Gott") Er ist über die Jahrhunderte reich geworden, aber er hat auch viele Menschen kommen und gehen sehen. Manche konnte er auf ihrem Weg unterstützen, doch meist hielt er sich aus den Taten der Menschen raus, da er das Schicksal doch nicht wirklich ändern konnte. Nur zu einem pflegt er heute eine engere Beziehung: zu seinem inzwischen gealterten Privatsekretär und auch Direktor eines Unternehmens, das dem Dokkaebi gehört. Er wird in guter, langer Tradition diese verantwortliche Aufgabe bald an seinen Enkel übergeben. Der jedoch ist alles andere als dafür geeignet, Geld zu verwalten. Er gibt das Geld lieber mit der Firmenkreditkarte für exklusive Dinge aus.

 

Eines Tages wird der Dokkaebi zu seiner großen Verwunderung von der 19jährigen Schülerin Ji Eun-tak in Echtzeit über den Raum hinweg zu sich gerufen. Sie hat zwar die Begabung, die Geister verstorbener Seelen zu sehen, doch bislang wusste sie nicht, dass sie auch einen Dokkaebi rufen und ihn so ganz physisch und konkret um einen Gefallen bitten kann. Das vermag eigentlich auch kaum ein Wesen. Kim Shin stellt fest, dass sie sogar noch mehr kann: ihm durch Türen durch Zeit und Raum an andere Orte folgen. Vielleicht ist sie ja die legendäre Braut, von der ihm geweissagt wurde, dass sie ihm das Schwert aus der Brust ziehen und so sein Dasein auf dieser Erde beenden kann? Für Kim Shin ist dies einerseits die große Chance, andererseits wird ihm in Anbetracht der Endlichkeit des Seins auch etwas mulmig zu Mute. Und schließlich hat er Skrupel, der noch so jungen, unbedarften Eun-tak eine solche Verantwortung zuzumuten.

 

Eun-tak ist ihrerseits eine sogenannte ´verloren gegangene Seele´. Sie dürfte eigentlich nicht mehr leben. Ihr Tod stand schon längst auf Gevatter Tods Liste, doch damals hatte Kim Shin ein Einsehen und sich mit seinen übernatürlichen Kräften in das Schicksal eingemischt. Gevatter Tod hängt dieser Fehler in seiner Bilanz bis heute nach. Kein Wunder, dass er Kim Shin für seine Einmischerei nicht mag. Eun-tak ist nun jedoch Kim Shin stets dicht auf den Fersen, denn sie nimmt ihre Rolle als Braut sehr ernst. Und Gevatter Tod wittert seinerseits seine Chance, die Bilanz endlich in Ordnung bringen zu können... Das wiederum kann Kim Shin nicht zulassen. Die drei geraten in eine diffizile Beziehungsdynamik, die sie allesamt zu dritt unter einem Dach in einer WG der besonderen Art austragen müssen.

Parallel dazu werden Kim Shin, Gevatter Tod und die Chefin von Eun-taks Nebenjob im Coffee-Shop mit ihrer verdrängten und vergessenen Vergangenheit konfrontiert. Plötzlich geht es nicht nur um das ewige Leben, sondern auch um den ewigen Tod ...und um die ewige Liebe.

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