Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

VOR ORT IM LAND - Fünfte Etappe Sokcho - 13. Tag

Seoraksan Nationalpark 

Wow. Sonnenaufgang über dem Ostmeer. Eine wunderbare Motivation für uns, früh aufzustehen, denn wir wollen auf den Berg. Unser Tagesziel lautet: Seoraksan Nationalpark.

 

Wir werden nicht die einzigen sein an diesem (Sams)Tag. Also, wir wollen zu den Early Birds gehören...

 

Die eine einen Tee, die anderen Kaffee, und schon sind wir unterwegs...

Unsere Themen heute:

  • NATUR: Seoraksan Nationalpark 
     
  • KULTUR: Koreanischer Buddhismus Seon / Tempel Sinheungsa
     
  • LIFESTYLE: Strand und Meer

Auf ins Taebaek Gebirge

Seoraksan Nationalpark

 

Der Seoraksan Nationalpark erstreckt sich auf rund 164 km² und ist als UNESCO Biosphärenreservat gelistet. Er zählt zu den beliebtesten Parks in Südkorea. In ihm kann man/frau viele Berggipfel erklimmen, Tempel besuchen, von Herzen wandern, dabei in 5 Berghütten unterkommen. Seoraksan ist einer der zahlreichen Berggipfel des Taekbaek Gebirges, das sich gleich einem kraftvollen Rückgrat rund 500 km lang über die östliche Halbinsel in Nord-Süd-Richtung erstreckt und zur Küste des Japanischen Meeres hin steil abfällt. 

 

Die Natur bietet Raum für über 1.000 Pflanzenarten und 1.562 Tierarten. Darunter das seltene Siberische Moschustier, die Goral Ziege, Otter, Flughörnchen und der Asiatische Schwarzbär.

Fels Heundeulbawi und Einsiedelei Tempel Gyejoam

Eine kleine Wanderung

 

Wer nicht den Berggipfel besteigen will, kann mit der Seoraksan Gondel hoch hinauf. Die Fahrt erreicht die Gwongeumseong Festungsruine auf dem Gipfel des Seoraksan in 1.708 m Höhe - dies ist der dritthöchste Berggipfel im Land. Doch die Gondel wird leider derzeit gewartet... das trifft viele Besucher*innen hart.

 

Besonders beliebt ist die Wanderung zum spektakulären Felsen Ulsanbawi. Also spazieren einige zumindest in diese Richtung. Auch wir sind dorthin unterwegs. Doch das gestaltet sich (auch im Angesicht der anderen Wandersleut) erfreulich angenehm. Das hier ist alles andere als ein aufdringlicher Tourismus. Auch hier sind die Menschen äußerst respektvoll. Das Handy bleibt zudem überwiegend in der Tasche. Hinter dem Tempel Shinheungsa führt der Wanderweg zum Ulsanbawi hinauf - einem stattlichen Felskollektiv. Auf der Strecke liegt der Felsen Heundeulbawi, der auf einer Steinplattform balanciert. Er ist beweglich aber stürzt nicht um. Dort ist der kleine Tempel Gyejoam gelegen. Wunderschön. Ein Mönch chanted. Andere machen (dann doch) ihre Fotos. Doch das nimmt dem Zauber des Ortes nichts. Auch wieder sehr besonders. Der Aufstieg war es wert...

 

Zwischen Gyeoam und Ulsanbawei dann hat es die Tour jedoch in sich. Treppen über Treppen, immer steiler aufwärts durch den Wald, bis der aufhört. Und dann an der steil abfallenden Felswand des Ulsanbawi noch höher hinauf. Das ist an sich nicht ´weit´, doch steil und steiler. Wir sind dafür nicht gemacht. Abgesehen davon, ist es eindeutig zu heiß.

 

Ah, ich rede hier von Joka und mir, denn Eonni hat sich in einem lauschigen Waldstück niedergelassen und wartet dort in aller Stille auf uns... Beziehungsweise... Drei Wandersleut suchten sich just dort am Flusslauf ein Fleckchen für ihre Mittagspause - und teilten dabei mit Eonni. Sie bekam von ihnen netter Weise einen großen Apfel ab. 

Zur Wandermode...

 

Egal, wie warm es ist, auffalend viele Menschen schonen konsequent ihre helle Haut. Longsleeve ist angesagt. Ein T-Shirt schon, aber dann zumindest ÜBER Longsleeve. Ein Hut, Handschuhe und Maske gegebenenfalls. Das begegnet uns immer wieder.

Bei jedem Wetter... und heute war es sehr warm...

  

 

Tempelanlage Sinheungsa

Der älteste bekannte Seon Tempel weltweit

 

Inmitten der Bergwelt erwartet uns malerisch gelegen der Tempel Sinheungsa. Der ist nicht nur der älteste bekannte Seon Tempel weltweit, sondern auch einer der bis heute wichtigsten Sitze des Jogye Orden, unter dem seit dem 14 Jahrhundert die “Neun Berge des Zen” als Hauptorden zusammengefasst werden. Der Vorgängerbau brannte 699 nieder. Der Wiederaufbau erfolgte 710. 1645 folgte ein weiterer fataler Brand. Der Neubau wurde 1648 in der heutigen Form fertiggestellt. 

 

Hier thront der (aus neuerer Zeit stammende) 14,6 m hohe Vereinigungs-Buddha “Tongil Daebul” aus Bronze, 108 Tonnen schwer, auf einem 4 m hohen Podest. Im Innern der hohlen Statue sollen sich drei Originale Stücke von Buddhas Sari sowie die Tripitaka (der dreiteilige Kanon der buddhistischen Schriften). Rund 4 Mio. Euro aus Spendengeldern wurden in diese Skulptur investiert.

Übrigens: Korea hat seine eigene Variante von Buddhismus geschaffen

Seon - Koreanischer Zen-Buddhismus 

 

Korea hat seine eigene Variante von Buddhismus geschaffen - Seon. Was im späten 4. Jahrhundert aus China kommend auf die Halbinsel gefunden hatte, entwickelte sich vor dem Hintergrund der vorherrschenden koreanischen Kultur jeweils in Gorguryeo, Baekje und Silla im eigenen Stil weiter. Im Mittelpunkt stehen nach wie vor die Lehren von Weisheit und Mitgefühl und die Erleuchtung Buddhas. Drei Eigenschaften markieren jedoch gegenüber dem indischen und chinesischen Buddhismus den feinen Unterschied.

1) Der koreanische Buddhismus ist universal und liberal, wirkt bereichernd im Austausch und verschmilzt mit der Kultur. 

2) Der koreanische Buddhismus ist nicht losgelöst von Zeit und Raum, sondern steht schützend vor Land und Leuten. Er ist geerdet im aktuellen Zeitgeschehen und hat bei seiner Sehnsucht nach Frieden oftmals aktiv mitgemischt. Im Imjin Krieg kämpften Mönche unter den Soldaten gegen die Japaner. Und auch sonst war der Buddhismus im Widerstand bei Übergriffen gegen die Nation beteiligt. Daher gilt der Buddhismus in Korea als “Beschützer der Nation”.

3) Der koreanische Buddhismus ist Ausdruck und Verkörperung von Harmonie.

Kulturelles Erbe des Seon

 

Die ersten buddhistischen Texte und Buddha Figuren kamen 372 ins Goguryeo-Reich. Der chinesische Mönch Ado konnte den herrschenden König Sosur zum Buddhismus bekehren. Die ersten Tempel wurden gebaut und der Buddhismus wurde zur neuen Nationalreligion im Reich. Der Weg ins südlich gelegen Baekje war nicht weit und auch dort fand die neue Religion in der königlichen Familie schnell Anhänger, und der Buddhismus wurde von oben nach unten weitergereicht, kam beim Volk an. In Baekje blühte er derart auf, dass Baekje-Schriften ihren Weg bis nach Japan fanden und dort die Menschen inspirierten, bzw. dem Buddhismus dort den Weg ebneten. Nachdem der Glaube im Silla Reich Staatsreligion wurde, folgten 250 Jahre reichhaltiger Blüte. Im staatlichen Heungnyunsa-Tempel konnten selbst Menschen einfacher Herkunft Mönche werden.
Selbst im geeinten Goryeo Reich folgte König Taejo dem Glauben weiter und so wurde rege gebaut. Aus jener Ära stammt die Tripitaka Koreana - ein buddhistischer Kanon in 6.000 Bänden, der mit 81.258 Holzdruckstöcken gedruckt wurde und bis heute komplett erhalten ist. Doch Rituale wurden dann wichtiger als Weisheitslehre und verwässerten die Glaubenskultur etwas, bis sich einige Mönche zusammenschlossen, um ausdrücklich dem Zen Aspekt wieder mehr Raum zu geben. Mit der Joseon-Dynastie rückte jedoch der Neokonfuzianismus in den Mittelpunkt und der Buddhismus wurde aus den Städten in die entlegenen Bergregionen verdrängt, geradezu ausgestoßen und verfolgt. Im Volk blieb er jedoch verankert. 

 

Das kulturelle Erbe des SEON ist enorm. Zahlreiche neue Tempel in den Städten zeugen davon, dass rund die Hälfte der koreanischen Bevölkerung buddhistisch ist. Und auch jene, die es nicht sind, pflegen unbewusst - aufgrund der engen Verflechtung mit der nationalen Tradition - eine buddhistische Lebensweise.

Ein Hauch von Strandurlaub...

Das Ostmeer begrüßen

 

Nun sind wir ja in Sokcho am Ostmeer. Und  die Idee ist dabei schon auch, einen Hauch von Strandurlaub zu erleben. Selbst wenn dies nicht das Hauptthema dieses Urlaubs ist...

Also. Nachdem wir unsere Mittagspause im 16ten Stock genossen hatten, spazierten wir an den Strand, wie sich das so gehört, für einen Samstagnachmittag in Sokcho. Die Stimmung war gut. Bei uns und allen andern auch.

 

Es gab darunter eine ganze Reihe von Campern, die über Nacht ihr Lager auf dem Parkplatz aufschlagen wollten und am Strand grillten. Ein entspannte, gute Stimmung. Wir schlenderten zwischen all jenen, die damit beschäftigt waren, ihre Kiddies zu fotografieren oder zu filmen oder ein Motorboot zu chartern und ließen uns irgendwo in den weichen Sand fallen, um den Wellen zuzusehen.

 

Joka ging jedoch noch einen Schritt weiter. Sie wollte rein ins kühle Nass. Sie fühlte sich lediglich etwas unwohl, in diesem ´verklemmten´ Land so viel Haut zu zeigen - nur Bikini. Es gab niemand, weder im Wasser, noch am Strand, der am frühen Abend nur Bikini oder Badehose trug...  Egal. Die Wellen hatten gerufen. Da sprang sie hinein ins kühle Nass (das Wasser war schon kühl...)... und war sehr glücklich... Mit der Zeit schwang sich der Vollmond in die Höhe. Und irgendwann zogen auch wir weiter. Morgen werden wir (sehr wahrscheinlich) wieder kommen. Mit Vesper im Gepäck...

Kulinarisches Fazit

 

Heute wieder recht bescheiden.

Im Seoraksan gab es als gängigen Snack belegte Waffeln für Joka und Eonni sowie Hühnchenspieß für mich - jeweils in die Hand.

 

Am Nachmittag dann frischen Krautsalat mit Caesar Dressing, Sushi und ein kühles Bier auf unserem Balkon. Im Schatten. Mit Meerblick. Genial! Wir waren begeistert. Es war mit fast 30 Grad einfach zu warm mittlerweile. Siestawetter.

 

Eonni hat das letzte Wort

 

Ich sag das jetzt mal so, da Eonni mal wieder nichts zu sagen weiß. Tagsüber hält sie, was sie verspricht. Sie hat in der Tat sehr viele gute Ideen und/oder weiß sie durchzusetzen. Am Abend ist sie dann ganz handzahm und freigiebig, das letzte Wort auch abzugeben... nur mal so, fürs Protokoll...

Und Joka, die hier ja unsere wunderbare Technik-Fee ist, hält mittlerweile ziemlich cool dagegen. Eonni und ich haben das Gefühl, dass ihr die vergangenen 2 Wochen als Reisende bereits recht gut getan haben :-)

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