KDrama nach Themen: Crime and Politics
Die Altmeister*innen des koreanischen Films und Fernsehens führen in "The Whirlwind" mit ihrer starken Aura vor, was es bedeutet, in Südkorea für Transparenz und Demokratie einstehen zu wollen. 2024. Doch auch nach mehreren Jahrzehnten ´echter´ Demokratie fühlt sich der politische Apparat immer noch an wie ein Schraubstock in den Händen von wenigen im Hinterzimmer, in dem jede eigenwillige Bewegung unweigerlich zu Schmerzen führt. Hier erleben wir die hochkarätigen Veteran*innen Sol Kyung-gu und Kim Hee-ae und noch ein paar mehr in einer Netflix-Produktion, die mit Substanz und Intensität aufwartet und dabei ein großes Dilemma der südkoreanischen Politikszene entschieden in Szene setzt. Ein klasse Skript mit Charakteren, die eben nicht nur schwarz oder weiß, sondern reichlich grau schattiert daherkommen.
2024 wie gesagt. Da ist das Ringen um politisch redliches Handeln, beziehungsweise um das Eindämmen von Korruption und illegaler Einflussnahme der Jaebeol Konglomerate leider immer noch eine Sisyphos-Mission... Doch es gibt diese Sehnsucht im Land, dass Politik irgendwann doch von mündigen Bürger*innen und nicht von dem 1 Prozent der Jaebeol-Elite zu ihrem eigenen Vorteil gemacht wird. Vielleicht lässt sich am trägen, aber machtvollen Apparat immer noch schwerlich etwas ändern, doch je mehr die Zustände und Dynamiken anschaulich medial kommuniziert werden, desto mehr werden sie (wie auch in "The Whirlwind") entzaubert. Und vielleicht - je mehr das geschieht - lässt sich dann, irgendwann, eine breite Öffentlichkeit nicht mehr so leicht täuschen. Vielleicht wächst die Zahl jener, die es wagen, dem Gutdünken der sogenannten Elite unbeeindruckt, koste es, was wolle, etwas entgegenzusetzen. Und vielleicht folgen denen dann im Laufe der Zeit auch immer mehr. Auf diese Hoffnung setzt "The Whirlwind".
2024 ist Politik nicht mehr nur Männersache. Inzwischen sind auch viele Frauen sowohl in den Jaebeol-Dynastien als auch politisch an vorderer Front aktiv. Dennoch ist die Welt der Entscheidungsträger*innen eine Welt der Seilschaften, und wenn eine/r nicht willig ist, dann bedarf es eben der Gewalt Das Muster ist scheinbar ewig gleich.
Und doch. Hier haben wir es mit einem Protagonisten zu tun, dem aller Gegenwind egal ist. Er will sich nicht beeindrucken lassen. Er will sich nicht kaufen lassen und widersteht der Versuchung. Ihm geht es um die Sache, die Idee, seine politischen Werte, und dafür riskiert er alles. Da heiligt der Zweck - der gute, redliche - schon mal die Mittel. Und plötzlich zieht ein aufrechter Bürger auch andere an. Er verkörpert eine Sehnsucht, steht für eine Hoffnung, die wahrlich viele teilen - auch solche, die im Schraubstock gut zu funktionieren gelernt haben. Wo ein Wille ist, mag ein Weg sein, doch der kann schon mal steinig, sumpfig und an manchen Stellen auch aussichtslos sein. Mal wieder ist ein wackerer David gegen einen selbstgefälligen Goliath angetreten. Und wenn er nicht aufpasst, dann kann selbst der kleine, ambitionierte David unmerklich auf seinem Weg zum redlichen Ziel vom rechten Weg abkommen. Denn tatsächlich heiligt eben nicht jedes Mittel seinen hehren Zweck... Wenn es um eine Welt mündiger, vor dem Gesetz gleicher Bürger*innen geht, dann geht es damit zugleich und zuallererst um Verantwortlichkeit und darum, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. In aller Konsequenz. Das gilt dann für alle gleichermaßen. Kompromisslos. Das fängt an der eigenen Nase an und lässt nichts aus... auch wenn es gerade nicht so passt.
Andererseits. Das Volk mit ihren mündigen Bürger*innen kommt leider als all zu leicht manipulierbare Masse letztlich auch hier nicht so gut weg... Ernüchternd. Leider.
Spannendes, nachdenklich stimmendes korean-style Polit-Drama. Prädikat "besonders wertvoll".
돌풍 - Dolpung
Lit.: Bö
2024, 12 Episoden
Hauptdarsteller*innen:
- Sol Kyung-gu
- Kim Hee-ae
- Kim Mi-sook
- Kim Young-min
Plot:
Nach dem plötzlichen Tod des Präsidenten soll der Premierminister Park Dong-ho rund einen Monat lang, bis zur Neuwahl, vorübergehend die Präsidentschaft übernehmen. Die Vize-Premierministerin Jeong Su-jin setzt jedoch alles daran, dies zu vereiteln, da Park Dong-ho sich vorgenommen hat, in diesen vier Wochen die Korruption in politischen Kreisen im großen Stil aufzudecken. Sie steckt da, ebenso wie ihr Ehemann, tief mit drin.
Park Dong-ho mach eigentlich nur das, was sein Präsident ursprünglich auf seiner Agenda gehabt, jedoch auf der Strecke irgendwann anderen Zielen geopfert hatte. Ein Opfer führt zum nächsten, eine Lüge erfordert die nächste. Die Wahrheit hat längst verloren - außer einer fasst sich den Mut, sie aufzudecken. In aller Konsequenz.
Park Dong-ho macht einiges an Wind in den gut eingespielten, politischen Kreisen. Immer wieder scheint er an der Übermacht des Status quo und Jeong Su-jins strategischer Raffinesse zu scheitern. Doch unermüdlich rappelt er sich auch immer wieder auf. Noch sind die vier Wochen nicht um...