Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Historiendramen

The Queen who Crowns

„The Queen who Crowns“ bringt mit einigem dramaturgischen Spektakel die ersten Jahrzehnte Joseons auf die Bildschirme. Es ist nicht die erste Serie, die sich der historisch schillernden Persönlichkeiten jener Zeit annimmt. (Vgl. dazu auch „My Country – the New Age“.) Jene ersten Stunden der Dynastie haben es einfach in sich. Und so ist es auch dieses Mal kein bisschen langweilig. Im Gegenteil, „The Queen who Crowns“ verschafft sich mit erhöhter Altersfreigabe die nötigen Freiheitsgrade für eine ästhetisch imposante, emotional eindrückliche und stellenweise auch ungezügelte Erzählweise.

 

Allerdings schadet es nicht, wenn man sich in den geschichtlichen Hintergründen etwas auskennt. Das macht es leichter, die Zusammenhänge und Beziehungsdynamiken besser zu begreifen. Da wird schon ein bisschen was vorausgesetzt. Doch Serienvergnügen ist auch ohne Vorwissen durchaus möglich. Erklärungen in den Untertiteln liefern hier und da glücklicherweise den entsprechenden Kontext.  

 

"The Queen who Crowns" bietet grandioses KHistoriendrama. Dabei wird eine spezielle Nuance aus dem tatsächlichen geschichtlichen Kontext herausgeschält, genauer inspiziert und dramatisch vorzüglich ausgeschmückt aufbereitet: Die komplexen Beziehungsdynamiken von König Taejong zu seinem Vater, dem abgedankten König Taejo, und zu seiner Ehefrau, der späteren Königin Wongyeong.

 

„The Queen who Crowns“ bietet unter anderem eine fantastische Interpretation und Darbietung des Taejo, seines Zeichens Begründer der Joseon Dynastie. Lee Sung-min sorgt dafür, dass wir verstehen lernen, dass der selbst ernannte, erste König der neuen Dynastie wirklich Großes für sein Volk im Sinne hatte. Der Weg da hin am Ende des 14. Jahrhunderts war durchaus blutig, der Machtkampf deswegen nicht ausgestanden und das Leben am Königshof gefährlich. Der nunmehr abgedankte König Taejo zeigt sich in "The Queen who Crowns" jedoch zugleich in überzeugender Weise hin und hergerissen zwischen seinen archetypischen Idealen eines starken Joseon Königs und den sehr menschlichen Gefühlen als emotional verstrickter Vater. Er bekommt durch seinen Sohn Yi Bang-won als König Taejong dieser neu begründeten Joseon Nation schmerzhaft gespiegelt, in welch niederen Regionen sich die menschlichen Emotionen tummeln. Hehr ambitionierter Monarch und trotziger Despot, das liegt schon mal nahe beieinander.

 

Schauspieler Lee Hyun-wook vermittelt dem historischen Yi Bang-won als herrlich trotzigen Königssohn seine ganz persönliche Note. Als Sohn, der verzweifelt nach der Anerkennung seiner Vaters hungert. Als junge Mann, der gerne die Hosen in der Beziehung anhätte, und nicht einsehen will, dass seine Frau ihm in Hinblick auf politisches Kalkül, Übersicht und Weitsicht dann doch überlegen ist. Als verwöhnter Prinz, dessen Frustrationstoleranz nie wirklich geschult wurde, der letztlich Trotz mit Macht verwechselt, und mit Gewalt einfordern will, was ihm so nur noch mehr entgleitet: der Respekt der beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben – seinem Vaters und seiner eigentlich geliebten Ehefrau. Bang-won als König Taejong erweist sich als kein Gegenüber, dem sie sich getrost unterwerfen können/wollen. Er kann einem schon leidtun, der König. Und das sagt schon alles…

 

Bevor ich auf die Königin zu sprechen komme, der hier ja das eigentlich Parkett bereitet wird, möchte ich zunächst noch eine Sache ansprechen, die dieses KDrama ganz wunderbar thematisiert: Die Crux der unterschiedlichen Beziehungen, die der König mit seinen Frauen haben kann/darf. Das archetypische, streng getacktete Beziehungsleben des Königs am Hof vermittelt in der pointierten dramaturgischen Aufbereitung von „The Queen who Crowns“ wie kaum ein anderes Historiendrama das Dilemma der Frau im Spannungsfeld zwischen „Heilige“ und „Hure“. Der König am Hof darf beides haben. Und die Königin ist da als Mutter der Nation per Definition „die Heilige“. Nur Pech, wenn sich König und Königin wirklich lieben sollten. Für Intimität und Leidenschaft ist im Leben von König und Königin kein Platz. Sie leben die ideale Beziehung, die allein im Dienste der Nation steht. Entmenschlicht sozusagen. Reine Archetypen. Paarung dient nur der Fortpflanzung der königlichen Gene. Mit Lust und Liebe hat das nichts zu tun. Ein „Prädikat besonders wertvoll“ schon allein dafür, wie nachdrücklich diese Dynamiken und ihre Brisanz aufbereitet werden.

Was der König mit seinen Konkubinen im Schlafgemach anstellt, das kümmert kaum jemand. Solange es dem König Freude bereitet – und im Fall unseres trotzigen, enttäuschten und emotional etwas verlorenen jungen Königs findet der in den nach Lust und Laune ausgesuchten, willig dienenden Konkubinen eine wärmende Umarmung, ein zärtliches Wort, untertänigste Unterwürfigkeit, Zuspruch und all das, was Vater und Ehefrau ihm aus unterschiedlichen Gründen verwehren (müssen). Das macht ihn abermals abhängig. Im besten Fall nährt es ihn und bringt ihn in seine Kraft. Im schlimmsten Fall wird er damit manipulierbar und er verliert noch mehr an Boden.

 

Nun zur Königin Wongyeong. Toll, wie Cha Joo-young jener imposanten historischen Persönlichkeit eine so starke, schöne, schlaue und schlagfertige Aura verleiht und sie als dominante, doch zugleich berührbar, verletzliche Frau darstellt. Schön, dass die erst spät historisch gewürdigte Königin nun auch im KDrama Orbit den gebührenden Raum bekommt!

Da hatte der König wohl wahrlich eine kompetente, intelligente, wertvolle Partnerin an seiner Seite. Auf Augenhöhe. Erhaben. Im wahrsten Sinne auch über das, was die Konvention und Gepflogenheiten betrifft. Damit zugleich mutig, neue Wege einzuschlagen, innovativ zu denken und unerschrocken zu handeln.

Doch wehe, wenn der König meint, er hätte kraft seines Amtes die Macht gepachtet. Nein, er muss seine Position auch füllen können. Dieser hier setzt Macht mit Gewalt gleich. Ihm fehlt wahrlich an vielen Stellen die nötige persönliche Reife für das höchste Amt… und für diese tolle Frau. Das ist schade.

Die Königin Wongyeong wiederum zahlt einen hohen Preis für ihr ambitioniertes Auftreten und Wirken am Königshof: ihre leidenschaftliche Liebe zum König, für die am Hof nun kein Platz mehr ist. Aber, immerhin, die Königin lässt sich davon nicht abhalten, weise und umsichtig Politik zu machen. Auch unter widrigen Umständen. Ohne sie wäre letztlich die Regentschaft des Taejong nicht so wertvoll für das kommende Joseon geworden. Ohne sie hätte das Land auch nicht einen seiner größten Könige der Joseon Dynastie überhaupt erleben dürfen – den auf Taejeon folgenden Sejong, der für das Volk neben vielem anderen auch eine eigene Schrift geschaffen hat (die Fortsetzung bietet da praktisch „Deep rooted Tree“ / „Tree with Deep Roots“, ein ebenfalls stark besetztes, empfehlenswertes KDrama von 2011).

 

Wieder einmal ein exzellentes, eindrucksvolles Historiendrama, das unter die Haut geht. Vor historisch reeller Kulisse ein emotional aufwühlendes KDrama vom Feinsten auf rundum hohem Niveau. Prädikat „besonders wertvoll“. So könnte das KDrama-Serienjahr 2025 ruhig weitergehen…

 

 

 

 

 

PS:

Die beiden Episoden 13 und 14 "The Queen who Crowns - Before Sunrise"  sind eine Art Prequel. Die beginnen mit Goryeo. Es wird erzählt, wie die beiden Protagonist*innen sich kennen und lieben lernten, angefangen haben, ihren gemeinsamen Traum von einer ´besseren Welt´ zu träumen... und diesen letztlich auch materialisierten.

Das ist zwar ganz nett und gut gemeint, aber die dramaturgische Qualität fällt im Vergleich zu 1-12 leider etwas ab. Es scheint fast so, als wäre das im Verlauf eine spontane Entscheidung gewesen. Das mag eine gute Idee sein, die wurde jedoch nur halbherzig (möglicherweise unter Zeitdruck?) umgesetzt. Nichtsdestotrotz werden einige prägnante Schlüsselszenen nachgeliefert. Das hat was.

원경 - Wongyeong

Lit.: Wongyeong

 

2024, 12 Episoden + 2 Episoden als Prequel

 

Hauptdarsteller*innen:

- Cha Joo-young

- Lee Hyun-wook

- Lee Yi-dam

- Lee Si-a

 

 

Plot:

Min Je stammt vom angesehenen Min Clan. Sie erlebt das Ende der Goryeo Dynastie und mischt an vorderster Front mit, zusammen mit ihrem Ehemann Yi Bang-won die neue Joseon Dynastie zu etablieren, die Bang-wons Vater, König Taejo per Staatsstreich gerade neu aufgebaut hatte. Sie verhilft ihrem Mann entgegen den Wünschen des Königs zur Macht und wird so Königin Wongyeong.

 

Die beiden hatte große Pläne für eine neue Welt. Der Hof und die piolitischen Ränkespiele jedoch konfrontiert beiden mit emotionalen Herausforderungen, über die man manches Ziel schon mal aus dem Auge verlieren kann. Königin Wongyeong manövriert erfolgreich auch im schwierigen Gewässern. Sehr zum Ärger ihres Königs, der erkennen muss, dass sie eigentlich der bessere König wäre. Dennoch. ER ist der König. Und so will er seine Königin mit allen Mitteln auf ihren Platz verweisen...

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