KDrama nach Themen: Bildung & Arbeitswelt
"Perfect Family" präsentiert sich im inzwischen fast undurchdringlich dichten Dschungel des KDrama Orbits mit eigenwilliger Trennschärfe. Dazu trägt die gelungen bis ins Detail zelebrierte Inszenierung bei, die Mimen, Musik und Story auf den Punkt aufeinander abgestimmt als prächtiges, unverwechselbares Thriller-Soufflé aufbereitet. Das geht richtig schön auf. Perfekt!
(Bei diesen Worten könnte ich es eigentlich belassen. Aber für all jene, denen das nicht reicht...)
Im Wesentlichen dreht es sich in diesem KDrama um die (ungerechte?) Sache mit den schicksalhaften Startpositionen im ´südkoreanischen´ Leben: für die einen gibt es eine exklusive Pole-Position, während die anderen mit ihren schrecklich schlechten Startpositionen irgendwie klar kommen müssen, von wo aus sie (wenn überhaupt) nur mit sehr viel Mühe (oder auf schiefen Bahnen) von der Stelle kommen. Schnell steckt man/frau in der Not, doch schwerlich findet man/frau wieder raus. Im Gegenteil. Allzu leicht mag man/frau immer tiefer hineingeraten. Dieses gesellschaftliche Leitmotiv wird verschiedentlich durchexerziert. (Als Vorlage diente dazu ein Webtoon.)
Die Perfekte Familie? Was ist das? Gibt es das? Oder ist das nicht eher eine hochkontrollierte Lüge? Zumindest jenes Familienkonzept, das nach außen gerne perfekt wirken will... Raubt die Kontrolliertheit, die in einer (wie auch immer gearteten) Perfektion steckt, dem Familienleben nicht eher die Luft zum Atmen? Jene in der Pole-Position, insbesondere das Ehepaar im Fokus, starten in diesem KDrama als Gutmenschen. Aber dennoch wirken sie irgendwie leer. Berechnend. Distanziert. Klinisch rein. Hübsch-höflich. Die mit der ´Loser´-Karte wiederum wirken daneben zugleich verwegen und verloren, provokant abstoßend aber irgendwie zum Anfassen. Und doch, bei genauem Hinsehen handelt es sich hier wie dort eben um Menschen, die Licht und Dunkel in sich vereinen - weder um Heilige, noch um Teufel.
"Perfect Family" jongliert außerdem mit so Themen wie Freundschaft und Verrat. (Die Lovestory steht hier übrigens nicht im Mittelpunkt!) Und dann geht es auch noch um mehr - doch gerade bei diesem KDrama wäre ein Spoiler geradezu fatal. Die 12 Folgen leben von den falschen Fährten und offenen Fragen, die uns Zuschauer*innen in getragenem Rhythmus in ihren Bann ziehen. Daher will ich an dieser Stelle nicht weiter einsteigen.
Letztlich zirkelt die Geschichte um einen Todesfall und was der so alles auslöst. Anfangs taumeln wir gemeinsam mit der jungen Protagonistin von einem Alptraum widerstreitender Gefühle und Verwirrung in den nächsten. Mit der Zeit scheint sich die Verwirrung zu lichten. Die widerstreitenden Gefühle hingegen, die bleiben.
Dies alles wird musikalisch umrahmt von einem ausgewählten Mix an klassischen Klassikern und reichlich Cello, Piano & Co. - obendrauf kommen noch ein paar zauberhaft zarte Songs als schmackhaftes akustisches Sahnehäubchen.
Eigenwillig! Komplex! Spannend bis zum Schluss!
In Machart, Tempo usw. letztlich nicht für jeden Geschmack...
Dennoch, in sich stimmig!
PS:
Prädikat "besonders wertvoll",
insbesondere aufgrund der progressiven Botschaft zum Verhältnis von Perfektion, Familie und Authentizität... und der vorbildlichen Reflektion eigener Schuldanteile.
완벽한 가족 - Wanbyeokan gajok
Lit: Die perfekte Familie
2024, 12 Episoden
Hauptdarsteller*innen:
- Park Ju-hyun
- Yoon Se-ah
- Kim Byung-chul
- Kim Young-dae
- Lee Si-woo
- Choi Ye-bin
- Yoon Sang-hyun
Plot:
Choi Seon-hee hat den Jackpot geknackt: mit ihrer Adoption beginnt für sie das perfekte Familienleben. Ihr fehlt es an nichts. Das Leben könnte nicht besser sein. Doch da klopft ihre Vergangenheit aus Waisenhaus Tagen an. Und von jetzt auf gleich steht ihre heile Welt förmlich Kopf. Mit dem Tod des Nachbarjungen wird eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, die Seon-hee gnadenlos in einem Sog aus Angst und Verzweiflung mit sich reißt.