Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Bildung & Arbeitswelt

All of Us Are Dead

"All of Us Are Dead" knüpft an dem blanken Horror an, dem die südkoreanischen Jugendlichen im Angesicht ihres brutalen Bildungssystems ausgesetzt sind. Der enorme Leistungsdruck nimmt sich dort mehr als anderswo auf der Welt Raum. Mobbing ist dabei für manche eine von mehreren Möglichkeiten, Stress abzubauen. Die gemobbten wiederum sind dadurch doppelt gestresst. Weitere Möglichkeiten sind Rückzug, Drogen oder Suizid. Die südkoreanische Gesellschaft steht dem über weite Strecken blind und/oder hilflos gegenüber. Der Leistungsdruck und in diesem Zusammenhang das psychische Leid der Jugendlichen scheint in Anbetracht der landesweiten (und weltweiten, wirtschaftlichen) Konkurrenz alternativlos - ein Preis, den die Gesellschaft in Anbetracht des größeren Ganzen zahlen muss. Und damit sind die Jugendlichen allein gelassen, in dieser gnadenlosen Welt irgendwie zu überleben. Dies gilt jedoch (vielleicht hier und da nicht gar so krass) in ähnlicher Weise für die Jugendlichen vieler Länder dieser Erde.

 

Hier setzt "All of Us Are Dead" in einer sehr eindrücklichen und plakativen Weise an. Die Story ist an sich nicht spezifisch für die südkoreanische Kultur, aber wenn eine im Koreanischen unterwegs ist, dann ist es nicht verwunderlich, dass die Story auf südkoreanischem Boden geboren ist...

 

Im Original lautete der Titel in etwa "Derzeit an unserer Schule". Da liegt der Schwerpunkt tatsächlich auf der Schule und dem, was dort stattfindet. Der Titel für das internationale Netflix-Publikum macht daraus eine reine Zombie-Serie. Ich meine, da geht etwas verloren, auch wenn der Zombie-Aspekt natürlich ein für die Dramaturgie wesentlicher ist.

 

Tatsächlich mutiert der Horror des Schulalltags, der sich für manche mehr und für andere weniger existenziell gestaltet, zu einem Horror für alle. Ein aufgewühlter Vater (und Biolehrer) will seinem suizidalen Sohn ein Mittel erschaffen, das es ihm ermöglicht, seinen Mobbern endlich einmal etwas entgegen setzen zu können. Das Experiment läuft aus dem Ruder. Der bösartige, zombiemäßige Virus erfasst die gesamte Stadt und mehr. Katastrophenschutz, Ausnahmezustand, Kriegsrecht - das ganze Programm ist gefordert, um die Situation annähernd unter Kontrolle zu bekommen. Und auch dabei werden die Jugendlichen wieder in ihrer existenziellen Not in Anbetracht eines größeren Ganzen im Stich gelassen.

 

Das, was sich im Rahmen der 12 Episoden an Gruppen- und Beziehungsdynamik zwischen den jungen Menschen abspielen darf, ist mal wieder KDrama-Freude pur. Da kommt so fast alles auf den Tisch. Auch die Problematik, Dynamik und Herangehensweise, der bedrohlichen Epidemie ´Herr´ zu werden, bringt das, was wir weltweit in den vergangenen 2 Covid geprägten Jahren mitmachen mussten, auf den Punkt. Wenn die Regeln außer Kraft gesetzt werden, dann herrschen einzelne (jene, die gerade zufällig etwas zu sagen haben) vor dem Hintergrund ihrer (hilflosen) Persönlichkeit - willkürlich oder wissenschaftlich untermauert, rational oder irrational, meist aus der Angst getrieben und aus der sicheren Distanz und auf der (argumentativ) sicheren Seite. Da ist dann ganz schnell keine/r mehr auf der Seite einzelner, sondern das große Ganze ist wichtig... 

 

So gesehen ist "All of Us Are Dead" ein qualitativ anspruchsvolles KDrama in mehrfacher Hinsicht. Bei allem Horror und Überlebenskampf bleibt dabei auch Raum für die Herznote. Allerdings möchte ich doch betonen, dass der Virus die Menschen zu Menschenfleisch fressenden Zombies mutieren lässt. Das ist kein bisschen schön. Das ist im Zeitgeist offenbar sehr angesagt. International sozusagen. Doch in meinen Augen ist diese Fülle an kreischend, röchelnd, beißend, blutverschmierten Zombieszenen, die einfach jeglicher Ästhetik für Auge und Ohr entbehren, für das Erzählen einer Geschichte überflüssig.

지금 우리 학교는 - Jigeum Uri Hakgyoneun

Lit.: Derzeit an unserer Schule


Hauptdarsteller*innen:
-Park Ji-hu
-Yoon Chan-young
-Cho Yi-hyun
-Park Solomon
-Yoo In-soo
-Im Jae-hyuk
-Lee Yoo-mi
-Kim Byung-chul
-Lee Kyu-hyung
-Jeon Bae-soo

 

Plot:

An der Hyosan Oberschule spielt sich der ganz normale Schulalltag zwischen Unterricht, Klassendynamik und Mobbing ab. Erstaunlicher Weise kann sich Jin-su bei einer der üblichen Attacken mit ungewohnt körperlicher Kraft zur Wehr setzen. Bei aller Gewalt, die sein Mobber Gwi-nam skrupellos einzusetzen bereit ist, scheint Jin-su nicht totzukriegen zu sein. Etwas ist anders mit ihm. Das wird spätestens dann klar, als sein eigener Vater ihn im Krankenhaus mit der Bibel erschlägt und in einem Rollkoffer zu entsorgen versucht. 

 

Jener Vater und seines Zeichens Biologielehrer der Schule hat ihn mit einem selbst hergestellten, experimentellen Virus auf Testosteronbasis infiziert, das ihn eigentlich stärker und gegen seine Mobber widerstandskräftiger machen sollte. Doch das Experiment hat sich in ungeahnter Richtung entwickelt. Es ist nicht mehr in den Griff zu bekommen. Das Virus lässt Menschen zu Menschenfleisch fressenden Zombies mutieren.

 

Ein Mädchen an der Schule ist bereits infiziert und - wie das mit Viren so ist - es folgen darüber in rasantem Tempo noch manche Opfer mehr. In kürzester Zeit hat das Virus nicht nur die Schüler*innen und Lehrer*innen der Schule überrannt, sondern auch die Stadt erreicht. Die Zahl der ´Gesunden´ schrumpft in Rekordzeit und es beginnt ein gnadenloser Kampf ums Überleben.

 

An der Schule herrscht der reinste Horror. Es gibt offenbar kein Entkommen. Dabei wird den vereinzelten Kleingruppen an Schüler*innen, die sich vor der Bedrohung bislang retten konnten und selbst eingeschlossen haben, klar, dass ihnen bald Wasser und Nahrung fehlen wird. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Behörden das Funknetz lahm gelegt haben, damit keine Horrormeldungen die restliche Bevölkerung verstören. Hinzu kommen außerdem interne Gruppendynamiken zwischen den einzelnen Schüler*innen, die ausgefochten werden müssen. Den jungen Menschen wird schließlich klar, dass sie von den ´Erwachsenen´ keine Hilfe zu erwarten haben. Im Gegenteil. Und auch das Virus steht nicht still, sondern mutiert und passt sich an...

 

Die Oberschüler*innen erkennen, dass sie die wenigen Kräfte und Möglichkeiten, die ihnen noch zur Verfügung stehen, bündeln müssen. Und dass sie nur gemeinsam eine Chance haben, dem Horror innerhalb und außerhalb der Schule vielleicht doch noch zu entkommen...

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