Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Mehr Drama geht immer

All in

"All In" ist ein zeitloser Klassiker aus den Anfängen der KWave. Als Zuschauer*in taucht man über den Hauptplot und verschiedene damit verstrickte Nebenstränge in die Subkultur und Parallelwelt der kleinen und großen Glücksspieler ein. Im Verlauf der Story nehmen sich Glitzer und Glamour der Casinowelt bis hin nach Las Vegas zunehmend ihren Raum.

Doch auch abseits des Spielermilieus liefert die Serie Einsichten in die Lebenswelt einfacher, armer Jugendliche in den durch die Asienkrise erschütterten späten 1990ern und bietet interessanten Lokalkolorit. Auch das bewährte KDrama Leitmotiv ´Waisenhaus´ erhält hier mal wieder seinen Raum. Soundtrack und Kamera fangen dabei die Handlung (wie eigentlich immer im KDrama) stimmungsvoll und eindrücklich ein.

 

Die Schauspieler*innen geben ihr Herzblut dazu. Im Fall von "All In" sollte ja das milieuspezifische Ambiente möglichst authentisch wirken. Daher durchliefen Lee Byung-hun und Son Hye-gyo (die beiden Darsteller*innen der Hauptprotagonist*innen als Erwachsene) im Vorfeld zum Dreh eigens ein intensives Trainingsprogramm, u.a. in einem Casino in Las Vegas: Lee Byung-hun konzentrierte sich dabei auf virtuose Kartenmischtechniken und die Augendramaturgie der Profispieler am Spieltisch (er wurde in dem Jahr -ebenso wie das Drama selbst- mit dem Grand Prize bei den Baeksan Arts Awards ausgezeichnet). Song Hye-gyo wurde als Croupier eingelernt und überzeugt nicht nur, wenn sie die Chips in rasant schnellem Tempo sortiert. 

 

Allein die Anfangsszene mit Helikopter über dem Grand Canyon erinnert an den Anfang eines Blockbusters à la Tom Cruise o.ä.. "All In" ist nicht nur Romanze, sondern ebenfalls reichlich gespickt mit Action, darunter Schlägereien und Schießereien. Es dreht sich ja auch viel um Männerfreundschaft. Als eine Milieustudie der Spielerwelt geht es letztlich auch um Gangster und Mafia. (Vielleicht kein Zufall, dass "der Pate" in der Story seinen Gastauftritt hat: er läuft als Film in dem Kino, das die Jugend der Protagonist*innen prägt.) Doch natürlich geht es ebenfalls um die große Liebe - und der steht im Laufe der 24 Folgen einiges im Weg. 

 

Dieses KDrama löste seinerzeit ein regelrechtes All-In-Syndrom in der Bevölkerung aus. Die Drehorte auf der Insel Jeju-do wurden zu einem Hotspot für Fantourismus. Die Einschaltquoten damals im öffentlichen Fernsehen (2003) sind mit rund 47 Prozent legendär. 

올인 - Olin

Lit.: (Anglizismus für) All In - Alles auf eine Karte

 

2003, 24 Folgen

 

Hauptdarsteller*innen:

-Lee Byung-hun

-Song Hye-kyo
-Ji Sung
-Park Sol-mi
-Heo Joon-ho

 

Plot:

Die beiden Hauptprotagonist*innen In-ha und Su-yeon stammen beide aus einfachen und ärmlichen Verhältnisse. Als Zuschauer bekommt man einen Einblick in die jugendlichen Jahre der eher tugendhaften Su-yeon und dem street-smarten In-ha. Sie hat ihre Mutter verloren und verliert im Laufe der Story auch noch ihren Vater. Er ist bereits seit seiner Kindheit Waise und lebt seitdem mit seinem Onkel - einem Kartenspieler, der den Jungen bei seinen illegalen Glücksspielen einspannt. 

 

In-ha lernt die Welt der kleinen Glücksspieler, ihre Sehnsüchte, ihre Hochs und Tiefs, sowie die Gefahren von Kind an hautnah kennen. So manches Mal ist er mit seinem Onkel auf der Flucht. Nichts kennt er so gut, wie diese Welt. Als Halbstarker (Jin Goo) schlägt er sich als schlagkräftiger und schlagfertiger Macho in seinem Viertel durch und trifft sich mit seinen Kumpels in einem verborgenen Kellerraum des Kinos. Doch da gibt es in seiner Schulklasse (die Schuluniformen sind übrigens, wie ich finde, ein echter Hingucker) auch noch Jung-won, Sohn aus reichem Hause. Seinem Vater gehört dieses Kino. Die Wege der beiden kreuzen sich und im Nahkampf gegen gemeinsame Gegner kommen sie sich näher. 

 

In diesem Kino arbeitet nun Su-yeons Vater als Filmvorführer. Und es wird zwangsweise auch das Zuhause von Su-yeon (Han Ji Min). Ihr Vater hat Schulden, fällt dabei seinen Kredithaien zum Opfer ...und stirbt. In-ha und sein neuer Kumpel wollen ihn rächen, doch legen sie sich damit nur mit den Gangstern (ihr Leader stirbt) und mit dem Gesetz (wegen Brandstiftung) an. In-ha kommt dafür ins Gefängnis, während Jung-won durch die Beziehungen seines reichen Vaters ungestraft davonkommt. Damit sind die Fäden gespannt.

 

Es vergehen sieben Jahren. Su-yeon (jetzt erwachsen: Song Hye-kyo) versuchte sich zwischenzeitlich als Nonne, hat dann aber doch von diesem Lebensentwurf wieder abgelassen und bewirbt sich stattdessen als Croupier in einem Casino. In demselben Casino landet In-ha (jetzt erwachsen: Lee Byung-hun) als Security nach seiner Haftstrafe (die ein bisschen südkoreanisches Knast-Kolorit vermittelt). Und als Jung-won nach Abschluss seines Studiums in den USA wieder nach Südkorea zurückkommt, wird eben jenes Casino auch sein neuer Arbeitsplatz - es ist im Besitz seines Vaters.

 

Es gibt in verschiedene Richtungen Verstrickungen und Nebenhandlungen sowie die aufblühende Romanze zwischen In-ha und Su-yeon. Doch In-ha muss letztlich das Land verlassen. In die USA illegal eingereist kommt er schließlich bei einem Mafiosi unter. Das Schicksal meint es allerdings doch noch gut mit In-ha und Su-yeon und führt die beiden per Zufall  wieder zusammen. Das Happy End winkt bereits. Es wäre jedoch zu schön, um wahr zu sein. Hier schließt sich ein dramaturgischer Kreis: Als Zuschauer*innen haben wir schon gleich zu Beginn, in den ersten Szenen dieses KDramas, miterlebt, wie In-ha erschossen wird und die Hochzeit nicht stattfinden kann.

 

In-ha liegt über mehrere Monate im Koma. Su-yeon hält ihn für tot und kehrt nach Südkorea zurück. Jung-won ist es, der seinem alten Kumpel In-ha nach dessen Genesung einredet, dass er unwürdig ist und Su-yeon aufgeben muss. In seiner Verzweiflung tut In-ha schließlich das, was er aufgrund des guten Rats seines Onkels bislang erfolgreich abgewendet hat: er wird professioneller Glücksspieler. Und am Ende setzt er alles auf eine Karte, in der Hoffnung auf ein Happy-end mit Su-yeon.

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