VOR ORT IM LAND - Zweite Etappe Gwangju - 6. Tag
Wir checken heute aus und verabschieden uns vom aufmüpfigen, mutigen Jeolla. Doch nicht, ohne zuvor auch noch die 14. Gwangju Biennale besucht zu haben. Wenn wir genug gesehen haben, machen wir uns auf den Weg nach Busan, wo wir unmittelbar an Kunst und kreative Stadtkultur anknüpfen wollen.
Alle zwei Jahre lädt Gwangju Künstler*innen aus aller Welt zu einer Biennale. Auch dieses Jahr. Seit 1995. Damals kam die Idee auf, den Aufstand für die Freiheit in jenem Mai 1980 sowie die daraufhin folgende Unterdrückung der Bevölkerung und Leugnung jener Ereignisse durch die Regierung für die Zukunft auch ein lebendiges Denkmal zu setzen - in Form einer internationalen Kunstbiennale. Die 14. Gwangju Biennale thematisiert und ehrt in diesem Jahr nun thematisch sogar ausdrücklich den "Gwangju Spirit". Gwangju wird damit nicht nur als ein Ort, sondern als ein Paradigma verstanden. "Soft and weak like water" ist dabei ein Sinnbild für den Widerstand gegen Unterdrückung, der letztlich wie Wasser den Stein höhlt. Künstler*innen aus aller Welt wurden dieses Mal eingeladen, ihre Interpretation zu präsentieren, um darüber in einen grenzüberschreitenden Dialog zu kommen und den persönlichen Einsatz von Menschen weltweit für Freiheit und Menschenrechte im weiteren Sinne zu ehren.
Eigens für die Gwangju Biennale 1995 wurde ein Ausstellungsgebäude errichtet, das nun alle 2 Jahre als zentraler Veranstaltungsort dient. Zusätzlich gibt es dieses Jahr 9 eigene Länderpavillons sowie Ausstellungen in weiteren Kunstmuseen verteilt auf die Stadt - im Nationalmuseum von Gwangju, im Tempel Mugaksa, dem Artspace House und im Horanggasy Artpolygon.
Wir konzentrieren uns auf die Gwangju Biennale Exhibition Hall, in der eine Fülle von Einzelwerken präsentiert wird. Danach werden wir sicherlich etwas essen und dann nach Busan aufbrechen.
Unsere Themen heute:
soft and weak like water
Zugrunde liegt dem diesjährigen Motto der Design Biennale der zentrale Gedanke des Kapitel 78 aus dem Tao Te King:
"Nichts auf der Welt ist so weich und nachgiebig
wie das Wasser.
Aber im Angreifen des Harten und Starken
wird es durch nichts übertroffen.
Es gibt nichts Vergleichbares.
Das Schwache besiegt das Starke.
Das Weiche besiegt das Harte.
Alle auf der Welt wissen das,
doch keiner handelt danach.
Darum sagt der Weise:
Wer die Schuld des Reiches auf sich nimmt,
der ist der Herr der Opfer.
Wer das Unglück des Reiches auf sich nimmt,
der ist König des Reiches.
Wahre Worte scheinen oft widersprüchlich."
Der 14. Gwangju Biennale liegt die Überzeugung zu Grunde, dass wir den Planeten mit vielen und vielem teilen. Außerdem: dass sich Paradoxes zu vereinen vermag. Die Biennale widmet sich dabei dem Widerstand, der Koexistenz, der Solidarität und der Sorge für einander. Wasser dient das Sinnbild für transformative Kraft und restauratives Potential. Gwangju feiert 2023 die Kraft des Wassers als Quelle für Veränderung - mal mit enormer Wucht und mal beständig über einen langen Zeitraum hinweg. Eine Kraft, die Widersprüche umarmt und zusammenführt.
79 Künstler*innen aus aller Welt finden ihren sinnbildlich, ästhetischen Ausdruck vor dem Hintergrund der vier Unterthemen “Leuchtender Heiligenschein” (Der Geist von Gwangju als Quelle der Inspiration und als Modell des Widerstands bzw. der Solidarität), ”Ahn*innenstimmen” (Tradition und modernistische Vorstellungen jenseits eines nationalen Verständnisses), “Flüchtige Souveränität” und “Planetenstunden” (Grenzen und Möglichkeiten einer planetarischen Vision für Ökologie und Umwelt).
Wen es interessiert: Die Ausstellung dauert vom 7. April bis zum 9. Juli.
Eine Installation der Südafrikanerin Buhlebezwe Siwani. Ihre Arbeit ist geprägt durch das Erbe der Kultur ihrer nomadischen Herkunft, der spezifischen Spiritualität und der Kraft der Gemeinschaft unter Frauen. Sie ist ebenfalls geprägt durch ihre Auseinandersetzung mit Patriarchat, Rassismus und der Geschichte des afrikanischen Kontinents.
Buhlebezwe Siwani ist darüber hinaus in der Tradition ihrer Kultur als Sangoma, als Heilerin, initiiert. Damit versteht sich ihr Kunstwerk zugleich als schöpferischer Ausdruck ihrer Erfahrungen mit den Grenzregionen, wo sich die Toten und die Lebenden begegnen. Sie ist wie selbstverständlich im Dialog mit den Ahn*innen. Ihre künstlerische Arbeit ist dabei jedoch ausdrücklich in ihrem Körper geerdet: als Subjekt, Objekt, Form, Medium, Material, Sprache, Landschaft.
´An Offering (Umnikelo)´nimmt sich Raum im großen Stil. Die im höchsten Grade alle Sinne stimulierende (weitläufig angelegte) Multimedia-Raum-Installation begrüßte die Biennale Besucher*innen. Sie knüpft ein Geflecht aus inneren Assoziationen und Emotionen. Ein bunter Wald aus hängenden Seilen symbolisieren die Verbindung, auch zu den Ahn*innen.
Das Werk erinnert zu allererst an den Wert, den Zauber und die Macht der Verbundenheit - über Zeit und Raum hinweg. Gemeinschaft der Frauen als Quelle der Kraft und Identität - ein Brunnen, ein Pool, ein Meer, aus dem jede Heilung, Inspiration und Mut schöpfen kann, aufzustehen und für sich, für die Gemeinschaft, für die Überzeugungen einzustehen.
Kraftvoll. Fesselnd in einem guten Sinne...
Die südkoreanische Künstlerin Kim Soun-Gui beeindruckt uns mit einer fantastischen Sound und Video Installation zum Thema Frauenpower. Dabei lesen junge Mädchen von heute Gedichte weiblicher Dichterinnen aus der Joseon Zeit zum Sound mächtig brechender Wellen.
Das ist im ersten Moment vielleicht nicht so spektakulär, doch wenn frau etwas verweilt, dann packt eine die erste Welle und dann die nächste usw.
Die südkoreanische Künstlerin Lee Seung-ae beschäftigt sich in ihrem Werk The Wanderer, das die Besucher*innen auf ihrem Weg in die zweite Etage begleitet, mit der im koreanischen Volksglauben verwurzelten Vorstellungskraft, mit der die Grenzen zwischen verschiedenen Dimensionen überwunden werden.
Inspiriert durch Naturgeister und Rituale für die Toten, entstand eine magisch anmutende Landschaft in black&white - aus Papierfragmenten zu seinem durchgängigen Wandgemälde zusammensetzt, deren Oberflächentexturen durch Bleistift auf Stein, Holz und Erdreich differenziert wurden.
"Die Visualisierung von Zen und Tao" ...so bezeichnet die Künstlerin Kim Minjung (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen, ebenfalls äußerst talentierten Schauspielerin) ihre eigenen künstlerischen Arbeiten. Sie ist eine von zwei Künstler*innen, die aus Gwangju stammen. Ihr Thema ist die Malerei, die in Gwangju seit Jahrhunderten eine feste Tradition hat, und deren Ästhetik sie gleichsam modern re-interpretiert.
Minimalistisch. Intuitiv. Meditativ. Abstrakt. Dazu arbeitet sie mit Hanji, was ´koreanisches Papier´ bedeutet. Dabei handelt es sich um ein in Handarbeit hergestelltes Papier, das traditionell aus der inneren Rinde von Maulbeerbäumen hergestellt wird. (Dies wird übrigens in "Saimdang, Memoir of Colours" eindrücklich thematisiert.)
Ihre Bilder sind Collagen aus mit Aquarellfarben eingefärbten Hanji-Streifen, die über Räucherstäbchen gerissen und dann auf eine große Hanji Leinwand geklebt werden. Beim Reißen spielt auch der Atemrhythmus eine Rolle. So sind Kim Minjungs Werke zugleich gut in den Elementen geerdet - Erde, Wasser, Feuer, Luft. Entsprechend kraftvoll präsentieren sie sich ihren Betrachter*innen.
Auf der Biennale ist sie u.a. mit dem Werk "Mountain" vertreten. (Oder sind es nicht doch die Wellen des Meeres?) Paradoxes wird eins, in der Tat. Die Elemente verschwimmen, Zeit und Raum lösen sich auf. Hammer!
Der aus Guatemala stammende Künstler Edgar Calel ehrt mit seinem Kunstwerk "The Echo of an Ancient Form of Knowledge (Ru k' ox k'ob'el jun ojer etemab'el) seine indigenen Vorfahren - Maya von den Hochebenen des Landes.
Den Hintergrund bildet eine Tusche-Zeichnung, auf der Edgar Calel seine Erinnerung an das Haus seiner Großmutter festgehalten hat. Im Vordergrund wurden Essensgaben auf Stein arrangiert, mit denen die Cakchiquel ihre Ahn*innen ehren.
Unsere Assoziation: Steine die den Fluss der Zeit durch die konkrete Erinnerung für einen Moment anhalten. So fällt das Vergangene mit dem frischen, bunten ´Jetzt´ für diesen Moment zusammen.
Vier Māori Frauen bilden zusammen das Mata Aho Collective. Gemeinsam schaffen sie in traditioneller Māori Handarbeit zeitgenössische, großartige Kunstwerke, die über jede einzelne weit hinausgehen. Und genau das ist ihr Ansinnen: Im Dienste des Kollektivs. Die Kraft der Gruppe nutzen und damit zusätzliche Energie freisetzen. (Und wie!)
Das ´Tuakirikiri´ ist eines von inzwischen zahlreichen großformatig gewebten Werken, in denen sie die gegenwärtigen Lebensbedingungen der Māori ästhetisch zum Ausdruck bringen. Das ´Tuakirikiri´ besteht aus gewebten industriellen Ratschenzurrgurten, wie sie überall auf der Welt zur Sicherung schwerer Ladung eingesetzt werden. In leuchtendem Orange einerseits und Silber andererseits hat das Werk bewusst Signalwirkung. Die Farben sind jedoch direkt durch den natürlichen Lebensraum der Māori in Neuseeland und ihre Mythen inspiriert: Parawhenuamea ist die Ahnin der Bäche und Flüsse, die ins Meer fließen. Sie steht für die Quelle allen Süßwassers. Das an Eisen reiche Frischwasser (Orange) fließt über die Steine und Felsen des Berges, bereichert die Erde und vereint sich mit dem Meer. Auf ihrem Weg formt Parawhenuamea die Berge, Felsen, Höhlen, Steine - die Welt in der wir leben. Tuakirikiri ist in der Kultur der Māori der personifizierte Ahne von Geröll, Stein und Kies (Silber). Kies steht in diesem Fall für uns Menschen - selten einzeln, sondern meist in großer Zahl. Damit verkörpert das Kunstwerk nach Aussage der Künstlerinnen die zeitlose Solidarität und Verbundenheit, die Kraft einer Gruppe, die ihre Energie aus ihren Wurzeln zieht.
Das Material ist stabil gewählt und bestens für den Transport gewichtigen Inhalts geeignet... Die Spannung, unter denen die Gurte stehen, springt uns geradezu an. Die Power ist förmlich fühlbar. Ein Symbol, das Mut macht, selbst schwerwiegende Veränderung anzugehen. Gemeinsam. Gut geerdet in dem, was uns als Menschen ausmacht und verbindet...
Der aus Singapur stammende Künstler Robert Zhao Renhui erzählt in seinen Werken gerne Geschichten vor dem Hintergrund geradezu wissenschaftlich anmutender Beobachtungsstudien. Auf der diesjährigen Biennale in Gwangju wirft er den Blick auf einen längst vergessenen, überbauten Fluss in seiner Nachbarschaft in Singapur. "Try to Remember a River" erzählt von jenen, die den Fluss inmitten der urbanen Betonwüste nicht vergessen haben: die mittels montierten Lightboxes fotografisch eingefangenen Bewohner, wie etwa Vögel, Fische, usw., die hier in ihrer eigenen Community unbeeindruckt den Naturraum beleben und bewahren.
´Midden´ ist eine Projekt, das zwei verschiedene Orte, die zu unterschiedlicher Zeit dasselbe Thema hatten, zusammenführt. Alan Michelson projiziert dazu virtuelle Aufnahmen zweier Flussläufe in New York. An deren Ufer häuften sich in längst vergangenen Tagen die Muschelschalen der Natives. Diese Aufnahmen in Bild und Ton werden auf einen physischen Hintergrund aus Austernschalen projiziert, die aus Tongyeong im Süden Südkoreas stammen.
Aus der Erinnerung an vergangene, fast vergessene Geschichte und aus den übriggebliebenen Schalen der vergänglichen Meeresfrüchte wurde in poetischer Weise eine neue ästhetische Erfahrung geboren.
Die faszinierende, geradezu lyrische Videoinstallation ´Æqualia´ von Emilija Škarnulytė will Mut machen, dem Fremden zu begegnen. Wasser verbindet, auch wenn, die Oberfläche auf den ersten Blick zwei unvereinbar scheinende Welten trennt.
Die Assoziation einer Meerjungfrau, die in beiden Welten navigieren kann, nimmt uns gewissermaßen an die Hand. Sie schwimmt voran durch die Flüsse des Amazonas, wo das helle Wasser des Rio Solimões auf das dunkle Wasser des Rio Negro trifft. Da wechselt die Perspektive und die Kamera taucht in die Tiefe des Flusses ab. Damit rückt auch diese für uns unter normalen Umstände eher geheimnisvolle Welt in ihrer ganzen Schönheit mit einem Ruck sehr nahe. Die Begegnung wirkt im erstem Moment befremdlich, weil erschreckend nah, geradezu intim. Im nächsten jedoch, wenn wir das Fremde tatsächlich so nah an uns heranlassen, kann sich der magischer Zauber dieser fremden Welt zeigen und uns auf seine Art beglücken.
Die Aborigine Betty Muffler ist nicht nur Künstlerin, sondern auch ´Ngangkari´ - eine Heilerin in der Tradition der Anangu Pitjantjatjara Yankuntjatjara in Zentralaustralien. In ihrem Verständnis ist Kunst ein Ausdruck für Widerstand und Heilung gleichermaßen.
Mit ihrer Arbeit ´Healing Country´ bezieht sie sich auf das Gebiet Maralinga im australischen Outback. Manche nennen dies heute auch Todeszone, denn dort wurden in den 1950er und 1960er Jahren in mehreren Atomwaffentests 22 kg radioaktives Plutonium freigesetzt. Es bedurfte mehrerer Ansätze, das Land ansatzweise zu dekontaminieren. Im April 2000 waren in die verzweifelte Bewältigung der katastrophalen Auswirkungen rund 65 Millionen Euro geflossen. 2009 wurde Maralinga dann an die Aboriginals zurückgegeben. Sie erhielten ihrerseits 11 Millionen Euro für die Opfer der Explosionen, der gewaltsamen Umsiedlung und der tödlichen Spätfolgen der Strahlung. Bette Mufflers Eltern starben damals durch die Atomwaffentest.
Als Ngangkari reist sie durchs Land und heilt die Menschen, als Künstlerin kreiert sie gleichsam als Heilungsritual im künstlerischen Schaffensprozess Karten von Orten mit besonderer Heilkraft. Fünf Werke aus dieser Reihe ´Healing Country´ sind in Gewangju ausgestellt.
Die heilsamen Kraftpunkte vernetzen sich in weiß auf schwarzem Grund und verschlingen sich zu einer hypnotisierenden Landschaft. Bei eingehender Betrachtung verschwimmen die Dimensionen innerer und äußerer Wahrnehmung.
Seltsame Altäre aus Holz und Stahl, aus unterschiedlichsten Fundstücken, die an Guadalupe Maravillas rund 4.800 km lange Migration von El Salvador in die USA erinnern, prägen den ersten Eindruck der ´Healing Machines´. Seine ursprüngliche Marschroute ist er in den vergangenen Jahren dafür wiederholt mehrfach abschnittsweise abgelaufen, um die verrücktesten natürlichen Elemente und auch menschlichen Abfälle einzusammeln. Sie bilden in immer wieder neuen Zusammenstellung das Gerüst - den Altar. Auf diesen jeweils sehr speziellen Altären thront ein großer Gong, an dem gepolstert gestaltete Schlägel hängen.
Die ´Healing Machines´ sind Kunstwerk und Heilbad durch Klang zugleich. Der Künstler weiß, wovon er spricht. Heilung ist sein großes Thema: Heilung des Traumas von Migration und dabei Trennung von Familien. Heilung vom Darmkrebs im dritten Stadium, der ihm im Alter von 35 diagnostiziert worden war. Daraufhin hat er kaum eine Heilmethode unversucht gelassen. Am wirkungsvollsten erwiesen sich für ihn Klangbäder und die Kraft heilsamer Schallfrequenzen. (Guadalupe Maravilla gilt seit 2019 als genesen.)
Der Gong steht in seinem Werk sinnbildlich und auch ganz physisch für Heilung. Grenzen lösen sich auf, Heilung wird möglich. Der Weg dahin, der Prozess, der durchaus auch schmerzhaft sein kann, wird durch die Fundstücke seiner Auswanderung dokumentiert.
Guadalupe Maravillas `Healing Machines´ kreieren (offenbar) einen unvergesslichen, alles absorbierenden Erlebnisraum aus Klang und Materie. (Schade, wir hätten das gerne am eigenen Leib auch akustisch erlebt....)
Die südkoreanische Künstlerin Oum Jeongsoon überzeugte die Jury der Biennale derart, dass sie den diesjährigen Park Seo-Bo Kunst Preis gewann. Ihr Werk ´Elephant without Trunk´ präsentiert Skulpturen eines Elefanten, die nicht auf der Grundlage seiner optischen Erscheinung kreiert wurden. Vielmehr ist seine Gestalt durch die Eindrücke, die in den übrigen Sinneskanälen (Tasten, Riechen, Hören, Schmecken) hinterlässt, entwickelt worden - mit Hilfe einer Gruppe sehbehinderter Menschen der Organisation ´Our Eyes´ in der sich Oum Jeongsoon engagiert.
Die Wahrnehmung verlagert sich und das Tier, um das es hier geht, verändert seine Erscheinung: Für jene, die mit ihren Augen auf die Welt zugehen, scheint er deformiert zu sein. Ist der Elefant deswegen ´falsch´ abgebildet? Ist das offenSICHTliche das Richtige? Das was stimmt? Das Verbindliche?
Das Kunstwerk rüttelt wach und eröffnet einen ganz konkreten, ästhetischen Zugang zur Wahrnehmungswelt von Menschen, für die das Sehen nicht die primäre Quelle des Verstehens darstellt. ´Elephant without a Trunk´ ist mal ein Kunstwerk, das ausdrücklich angefasst werden will, um es verstehen zu können. Und das ist in der Tat eine eindrucksvolle Erfahrung.
Der Appell ist offensichtlich: Nicht NUR mit offenen Augen durchs Leben gehen...
Südkorea feiert dieses Wochenende ´Buddhas Geburtstag´. Das bedeutet Feiertag für Büros und Schulen. Verkehr? Schon Ein bisschen. Eonni und Joka wechseln sich ab. So weit ist es nicht, aber schon eine Strecke...
In Busan angekommen. Hier weht gleich ein ganz anderer Wind. In unserem (Alstadt-)Viertel ist eine Menge los. Alle möglichen Gerüche sind hier gegenwärtig, die Auswahl an Essen ist enorm. Wir sind mitten drin. Umgeben vom Downtown-Esprit. Ein Restaurant am anderen. Die Menschen lieben es, zu essen. Auch in der Hafenstadt Busan. Erstaunlich, dass sie doch meistens recht schmal sind.
Der Style unserer Wohnung ist in einem - ich würde sagen - Altbau. Wir kommen damit ganz nah an das begehrte Rooftop-Apartement ran (uff, da hätten wir die Koffer noch steiler, noch höher schleppen dürfen... jetzt waren es nur 3 enge, steile Etagentreppen. Wir haben von unserer kompakten, aber doch ganz coolen Wohnung aus ein paar weitere (steile) Treppen hoch zu unserer Dachterrasse, mit Blick auf die Gamcheon Cuture Village. (Sorry noch kein Foto - wir waren bislang zu sehr damit beschäftigt, inmitten der City einen Parkplatz zu bekommen...)
Kulinarisches Fazit
Die netten Koreanerinnen... Eine war so frei, uns (Eonni!) in perfektem Englisch genau zu erklären, wie wir unser Essen an der Maschine bestellen und bezahlen. Wir hatten sie eigentlich nur gefragt, was sie da eigentlich isst... (Das war noch in Gwangju.)
(Es waren eigentlich genug Leute im Restaurant beschäftigt. Aber eben mit anderen Dingen... Nach der Bestellung lief alles wie am Schnürchen. Nix zu meckern. Gewusst wie eben.)
Tja, und jetzt wissen wir, wie es geht! Gamsahamnida!!
Wir hatten Udon Nudeln aus (in dem Fall) Buchweizen, Salz und Wasser mit jeweils verschiedenen Saucen. Eonni und ich bekamen ein kaltes Gericht. Sie: moderat scharf, Udon Nudeln separat mit Dip. Ich: scharf in der Sauce mit Ei. Dazu gab es eine heiße Brühe. Super lecker. Joka hatte die Udon Nudeln mit gebratenem Tofu, heiß, auch lecker. Für alle drei noch Kimchi & Co. als Beilagen.
Eonni hat das letzte Wort
Heute hat sie entschieden, dass unser Parkplatz (mitten in Busan) so, wie er ist, für die Nacht gut ist. Ich würde sagen, er ist verkehrstechnisch gesehen nicht perfekt. Aber was soll´s. Hier ist das wirklich nicht einfach. Alle improvisieren. Aus gutem Grund.