KDrama nach Themen: Bildung & Arbeitswelt
"The Midnight Romance in Hagwon" verspricht im internationalen Titel eine Lovestory - und die bekommen wir auch. Jung Ryeo-won und Wi Ha-joon erzeugen hier die relativ erwachsene, authentische Aura einer zarten, doch komplizierten Liebesbeziehung zwischen einem ehemaligen Absolventen und seiner damaligen Nachhilfelehrerin. Die beiden sind dabei mehr als ein Paar. Sie inspirieren sich heute als Lehrkräfte gegenseitig zu einem didaktisch kreativen Unterricht und reißen damit auch ihre Schüler*innen mit.
Doch das KDrama, das im Original so viel wie "Absolvent" bedeutet, bietet noch mehr als das. Es handelt sich im Grund um eine recht kritische Abrechnung mit dem südkoreanischen Bildungssystem. Die Kritik: es geht dabei weniger um Bildung als um Schulnoten und sehr viel Geld. Die Schüler*innen lernen, die richtigen Antworten auf ihre Fragen. Dabei erhalten sie auch außerhalb der Schule in den Nachhilfe-Akademien jede erdenkliche Unterstützung, sofern die Eltern sich das leisten können. Allerdings lernen die Schüler*innen eines nicht: die richtigen Fragen zu stellen. Sie lernen nicht, zu hinterfragen oder einer Sache auf den Grund zu gehen. Sie wissen, welches Material sie auswendig lernen und welche Formeln sie anwenden können müssen. Warum und wieso, das ist dabei zweitrangig, denn das ist ja auch nicht Teil der Aufnahmeprüfung oder Voraussetzung für die Qualifizierung, an einer der drei großen SKY Universitäten aufgenommen zu werden. Seoul National University, Korea University oder Yonsei University (S, K und Y) müssen es schon sein, wenn man/frau in Südkorea was werden will...
"The Midnight Romance in Hagwon" alias "Der Absolvent" rechnet ab mit den vorherrschenden, zweifelhaften, gar falschen Werten einer Gesellschaft, die den Menschen im Land immer noch vermittelt, dass sie geradezu zwanghaft versuchen müssen, was Besseres zu werden, um einen Wert zu haben. Für das Lehrpersonal gilt: Passgenaue Prüfungsvorbereitung, Eltern hofieren, neue Schüler*innen akquirieren. Nach rechts oder links schauen, den Menschen in den einzelnen Schüler*innen sehen, geschweige denn auf ihn/sie eingehen? Eher nicht! Ob Schüler*innen oder Skandale, es geht nie um die Menschen, sondern stets ums Geld. Um richtig viel Geld. Die Konkurrenz ist enorm. Der südkoreanische Bildungsmarkt ist ein lukrativer Wirtschaftsmotor, der zufrieden brummt.
Das führt dieses KDrama wunderbar gefühlvoll, einfühlsam und plastisch am Schicksal verschiedener ambitionierter, hochmotivierter Lehrere*innen vor, die gerne etwas anderes versuchen würden, aber nicht dürfen. Umgeben sind sie von sich elitär gebärdenden Eltern, die für eine glorreiche Zukunft ihrer geschätzten Augäpfel alles zu tun bereit sind. Umgeben sind sie auch von den scharf konkurrierenden Akademien, die nur darauf warten, dass jemand einen Fehler macht, denn dann können deren Schützlinge mühelos abgeworben werden und die eigenen Kassen klingeln stattdessen... Wie gesagt: ob Schüler*innen oder Skandale, es geht nie um die Menschen, sondern stets ums Geld. Um richtig viel Geld.
Prädikat "wertvoll"!