KDrama nach Themen: Bildung & Arbeitswelt
Mit "Work Later, Drink Now" hat das KDrama ein heikles südkoreanisches Gesellschaftsthema angefasst. Was als heitere, coole FeelGood Serie startet, entpuppt sich zu einer ernsten Angelegenheit. Hier werden die Zuschauer*innen mal wieder raffiniert leichtfüßig an die Hand genommen, um dann unvermittelt inmitten ernüchternder Zeitthemen aufzuwachen, bei denen sie die Protagonist*innen begleiten dürfen. Hier sind es v.a. drei Unikate an jungen Frauen, an deren Versen man/frau sich heftet (und 1 nicht minder schräger Mann).
Das KDrama packt an vorderer Front ein Thema an, bei dem das kleine Land mal wieder ganz groß zuvorderst an der Weltspitze mitspielt: den Alkoholkonsum. In dieser Serie wird so viel getrunken (und dazu gegessen, weil das so üblich ist), dass einer/m schon vom Zusehen schwindelig und auch etwas übel werden kann. Für das westliche Auge mag das WEIT zu viel über das Limit sein. Für das koreanische Auge muss es wohl soo viel sein, damit die Zuschauer*innen überhaupt merken, dass es zu viel ist/ sein könnte.
Drei trinkfeste und -freudige Freundinnen im besten Alter stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Mit ihrer Persönlichkeit mögen sie jeweils auf den ersten Blick etwas abseits der Norm stehen, doch dann auch wieder nicht. Sie sind in ihren beruflichen Situationen, Sozialisationen und Lebensentwürfen grundverschieden. Doch gerade damit bieten sie auch für die Zuschauer*innen unterschiedlichster Prägung eine raffinierte Projektionsfläche, um auf sicherem Terrain vom heimeligen Sofa aus, den dreien in ihrem Alltag und den verschiedenen Herausforderungen, denen sie sich dabei gegenüber sehen, zu folgen. Die Dialoge sind messerscharf, der Unterhaltungswert hoch, die Episoden kompakt. Hinzu kommen Witz, Humor und Musik. Diese Mischung und das Tempo sind offenbar genau richtig, um die breite Masse der +/- 20 bis 40 Jährigen abzuholen und gut verdaulich aufbereitet einen Spiegel ihrer eigenen Lebenswelt vorzuhalten. Die zweite Staffel kommt bestimmt... Auch wenn es für deutsche Zuschauer*innen vielleicht hier und dort befremdlich ist, in diesem KDrama ist man/frau ein gutes Stück im Koreanischen unterwegs...
Randnotiz: Alkoholkonsum in Südkorea
Der Pro-Kopf-Konsum an umgerechnetem reinem Alkohol ist in Südkorea Weltklasse. Tendenz steigend. Die Weltgesundheitsorganisation bescheinigt Südkorea, das führende Land im Konsum von hochprozentigen Spirituosen zu sein. Das Trinken hat sich abseits vom Privaten, insbesondere auch beruflich auf den Firmenessen nach Arbeitsschluss etabliert. Diese Team-Essen arten oftmals zu einem regelrechten Trinkgelage aus. Der Feierabend wird so (praktisch beruflich verordnet) im wahrsten Sinen des Wortes meist ein feucht fröhlicher Abend mit abschließendem Karaoke.
Nach Bier ist Soju das am zweithäufigsten konsumierte alkoholische Getränk - ein farbloses Destillat aus Reis und Beigaben von Weizen, Süßkartoffeln oder Gerste, das einerseits preislich recht günstig und andererseits mit ca. 20 Prozent so zwischen Bier und Hochprozentigem (Schnaps, Wodka, Rum oder Whisky) angesiedelt ist. So lässt es sich in großen Mengen gerade auch in Kombination mit Bier konsumieren - und der Kater am nächsten Morgen ist vorprogrammiert. Das südkoreanische Nationalgetränk Soju ist weltweit mit ca. 90 Millionen verkauften Kisten pro Jahr der bestverkaufte ´Schnaps´. Und auch der Biermarkt freut sich über Südkorea, das mit seiner vergleichsweise kleinen Landesgröße als einer der derzeit größten und am dynamischsten wachsenden Biermärkte auf dem asiatischen Kontinent gilt.
Was als Partyspaß beginnt, endet meist traurig. Kurzfristig mag es ein Kater sein. Doch betreibt man diese Form von Alkoholkonsum auf hohem Niveau über lange Zeit, dann sind mittel- bis langfristig die Schäden für die körperliche Gesundheit enorm. Es gibt Studien, die belegen, dass schon unter südkoreanischen Studenten (männlich) jeder dritte (!) über die Hälfte der Woche bis zur Bewusstlosigkeit (!) trinkt. Das wird im Berufsleben im Rahmen der ausschweifenden Gelage nicht besser. Und wer keinen Job hat, findet eben drum auch seinen Grund, sich zu betrinken. Nicht nur für die Menschen und ihre körperliche/mentale Gesundheit hat das unausweichliche Folgen, auch für das Gesundheitssystem. Das Land zahlt hier den Preis eines enormen Leistungsdrucks und Gruppenzwangs der mit dem eigenen Turbokapitalismus einhergeht in Milliardenhöhe und mit der Gesundheit seiner Bevölkerung.
술꾼도시여자들 - Soolkkundoshiyeojadeul
Lit.: Großstadttrinkerinnen
2021, 12 Episoden
Hauptdarsteller*innen:
-Lee Sun-bin
-Han Sun-hwa
-Jeong Eun-ji
-Choi Si-won
Plot:
Seit ihrer Studentinnen-Zeit sind An So-Hee, Han Ji-Yeon, and Kang Ji-Gu beste Freundinnen. Dabei hält sie insbesondere die Freude am hemmungslosen Konsum von Soju und Bier (flankiert von den passenden Leckereien) zusammen. Die drei sind immer noch Single. Das liegt nicht nur, aber auch, an ihrem exzessiven Alkoholkonsum. Während An So-Hee bei einem Sender für eine Reality-TV-Show zuständig ist, arbeitet Han Ji-Yeon als Yoga Lehrerein. Kang Ji-Gu ist YouTuberin, die in ihrem eigenen Kanal Origami-Figuren faltet. Die drei tanzen, schwanken und wanken mal mehr und mal weniger gut gelaunt durch ihren beruflichen Alltag sowie das Seouler Nachtleben und setzen sich dabei mit dem ganz normalen Wahnsinn studierter junger Frauen in den 30ern auseinander. So-hees Chef Kang Buk-Gu stolpert im Verlauf ebenfalls in die schräge Truppe.
Die 2. Staffel wird bereits produziert.
(Nachtrag: Erschienen im Dezember 2022)