Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Bildung & Arbeitswelt

I Do I Do

"I Do I Do" präsentiert Rom mit Com. Dabei bietet die tendenziell humorvoll aufgedrehte Geschichte eine dennoch gefühlvolle Lovestory und zugleich die Kulisse für die kritische Aufbereitung einer gnadenlosen alltäglichen Berufs- und Lebenswelt, denen Frauen in Südkorea ausgesetzt sind. Wie auch beispielsweise "Romance is a Bonus Book", "Scent of a Woman" oder "Revolutionary Love" oder "Angry Mom" nutzt das KDrama die komödiantische Note um das Schwergewicht der Thematik in eine leichter zu verdauende Tonlage zu heben. Heiter und Ernst sind auch hier wieder dank einer gelungenen Besetzung gut ausbalanciert.

 

"I Do I Do" kommt neun Jahre vor "Now, We are Breaking Up". Viel hat sich nicht geändert im Status der berufstätigen, erfolgreichen Frau (in der Modeszene). Das Szenario erinnert hier und da: die erfahrene, erfolgreiche und begabte Designerin (hier elegante Pumps), die sich für Beruf anstelle von Beziehung/Ehe/Familie entschieden hat; die Eltern, die sich wünschen, dass die Tochter endlich ordentlich heiratet; ein jüngerer Mann, der nach einem One Night Stand das geordnete Leben der souveränen Geschäftsfrau aus den Angeln hebt. Im Fall von "I Do I Do" landet die Protagonistin durch eine Verkettung besonderer Umstände beim für sie (und ihn) eher untypischen One-Night-Stand. Den Aufhänger für das weitere Drama bietet dabei ihre völlig unerwartete Schwangerschaft. ...Dabei hatte die  37jährige, noch als Single lebende Hwang Ji-ahn medizinisch gerade erst eine vorzeitige Menopause prognostiziert bekommen...

 

In "I Do I Do" sind einige gesellschaftlich dominierende Themen auf dem Tablett:

- Eine Frau kann vielleicht erfolgreich sein, doch der Preis dafür ist ihr Frausein (wie an vielen Orten dieser Erde...). Sie bewährt sich als besserer Mann und hat für Beziehung, wo sie ihre weiche, weibliche Seite leben würde, einfach keinen Raum. Dies würde ihre Schwäche bekunden und ihre Position gefährden. Das KDrama führt dies anschaulich vor. Konkurrent*innen lauern bereits auf einen vernichtenden Nackenstoß.

 

- Eine Frau kann exzellent und sogar einzigartig sein in ihrer Arbeit. Marketingtechnisch erfolgsversprechender (weil verbindlicher für Geschäftspartner) ist es jedoch, wenn die offizielle, leitende Verantwortung dafür ein Mann trägt... denn wer weiß schon, wann die Frau dann doch die Berufswelt hinter sich lässt und ihre Rolle als Ehefrau und Mutter ergreift... Die dramaturgischen Dynamiken diesbezüglich sind in "I Do I Do" erstaunlich differenziert. Dabei findet sogar der Aspekt Platz, wie Frauen untereinander ihre Entscheidungen neiden (anstatt sich solidarisch zu unterstützen - hierhin und dorthin).

 

- Eine Frau sollte heiraten. Gnädigst kann sie sich eine Weile beruflich austoben, da ist die Gesellschaft auch 2012 schon um ca. 10 Jahre toleranter geworden als in den Jahrzehnten/Jahrhunderten/Jahrtausenden zuvor. Aber 37 ist dann doch (rein biologisch) ein magischer Grenzwert... denn jetzt es ist höchste Zeit. Da bietet das KDrama sogar einen Ausnahmemann, der hier fortschrittlich denkt. 

 

- Eine Frau wird in der Beziehung zum Mann automatisch diejenige, die beschützt werden muss/will, und diejenige, die den Mann dann im Gegenzug rundum versorgt. Was für ein durcheinander, wenn die Rollen ihre klaren Zuweisungen verlieren. Auch hier bietet das KDrama u.a. einen (anderen) Ausnahmemann, der hier (zwar schon instinktiv als Beschützer, aber dennoch) auch anders unterwegs ist.

 

- Und dann in gleichen Teilen gültig für Männer und Frauen: Beziehung ist keine Privatsache. Mindestens die Eltern reden zuvorderst mit. Außerdem: Das größte Glück im Leben ist eine Festanstellung. Alles andere ist Zugabe...

 

"I Do I Do" bietet diesen in Südkorea gefühlt geradezu in Stein gemeißelten, gesellschaftlichen Normen die Stirn. Das ist kein Spaziergang für die Protagonist*innen. Interessanter Weise bietet das KDrama auf die Frage "Was spricht eigentlich dafür, sich als beruflich ambitionierte Frau für ein Kind beziehungsweise eine Familie zu entscheiden?" nur eine Antwort - dies im Angesicht einer schier endlosen Liste mit Gründen, die dagegen sprechen... Dieses eine, einzige Bekenntnis zum "Ja" ist jenseits der Rationalität angesiedelt. Dieses "Ja" hat mit Tugend und Werten nichts zu tun. Diese Antwort, die das KDrama gibt, ist ganz und gar persönlich. (Respekt dafür, diese außerhalb eines gesellschaftlichen Mitspracherechts angesiedelten Position zu beziehen!) 

 

"I Do I Do" zeigt letztlich durchaus eine Variation im Cinderella-Geist erzählter Märchengeschichten ...  Aber. Ich bin der Meinung: der Weg ist das Ziel! Und so, wie dieser Weg (die Umstände und Prozesse der Hauptprotagonistin) in diesem KDrama geschildert wird, finde ich, wird das KDrama durchaus sehenswert. Hinzu kommt, dass Kim Sun-ah eine gute Balance zwischen fachkompetenter, unnahbarer Chefin und berührbarer, nicht gar so kompetenter ´Frau´ mit dem Herz am rechten Fleck in ihrer Rolle findet. Ebenfalls überzeugt mich hier Lee Jang-woo in seiner Rolle des um einiges jüngeren, impulsiven, unkonventionellen Park Tae-kang  (im Gegensatz zu Jang Ki-yong in "Now, We are Breaking Up").

 

Übrigens: Da es ja um die Welt der Modedesigner*innen und insbesondere um Pumps geht, wäre noch erwähnenswert, dass die Zuschauer*innen diesbezüglich einiges zu sehen bekommen. Nicht nur in Ji-ahns reichlich bestücktem privaten Schuhzimmer, sondern auch darüber hinaus wurden für die Serie 500 Paar Pumps aufgefahren - im Wert von fast 9.000 Euro. Außerdem wurde der individuelle modische Style von Protagonistin Ji-ahn (der zu einem Großteil auf Kim Sun-ahs konkrete, persönliche Vorschläge zurückgeht) damals zum Trendsetter.

 아이두 아이두 - Aidu Aidu

Lit.: I Do I Do (anglizistisch)

 

2012, 16 Folgen

 

Hauptdarsteller*innen:
-Kim Sun-ah
-Lee Jang-woo
-Park Gun-hyung
-Im Soo-hyang

 

Plot:

Die 37 jährige Hwang Ji-ahn hat die leidenschaftliche Liebe zu chicen Schuhen zu ihrem Leben gemacht. Mit ihren eigenen Kreationen hat sie sich im Geschäft etabliert und ist ihre eigene Chefin. Mit ihrer autoritären, selbstbewussten und auch mitunter unsensiblen Art eckt sie zwar an, doch als Designerin ist sie erstklassig. Für ein Privatleben bleibt keine Zeit. Der 70. Geburtstag ihres Vaters wird jäh durch eine Notfallsituation bei ihrer Arbeit unterbrochen. Sehr zum Ärger (und zur Enttäuschung) ihrer Eltern. Für die ist nun klar: Ji-ahn muss endlich heiraten.

 

Park Tae-kang hat es noch nicht weit im Leben gebracht. Seit dem Abschluss der Oberschule verkauft er die gefälschten Schuhmodelle, die sein Vater mit seiner Erfahrung als Schuhmacher herstellt. Er ist mit Schuhen groß geworden. Aber damit ist sein Erfahrungshintergrund als junger Mann Anfang 20 auch schon erschöpft.

 

Durch einen Zufall stolpern Ji-ahn und Tae-kang regelrecht übereinander. Sie engagiert ihn kurzerhand, damit er sie mit seinem Motorrad trotz Stau in-time zu ihrem Notfalltermin bringt. Auch danach hat sie noch Verwendung für ihn. Letztlich verbringen sie einen feuchtfröhlichen Abend und schließlich sogar die ganze Nacht miteinander. Peinlicher könnte der nächste Morgen nicht sein. Doch dies ist erst der Anfang.

 

Und Ji-ahn muss erfahren, dass diese Nacht ihr Leben auf den Kopf gestellt hat: Sie ist schwanger. Ihre Eltern wollen sie mit allen Mitteln mit einem Gynäkologen verkuppeln. Auf der Arbeit weht ein frischer Wind, da die Tochter des Jaebeol, zu dessen Firma Ji-ahns Label gehört, nach ihrem Auslandsstudium als Vize-Präsidentin zurückkehrt und fortan mit Ji-ahn um Respekt und fachliche Anerkennung konkurriert. Zu allem Übel wird auch noch Tae-kang, dessen leidenschaftlicher Traum es ist, Schuhdesigner zu werden, als neuer Auszubildender des Unternehmens Teil von Ji-ahns Team. 

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