Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Von der Macht der Mächtigen

Again My Life

"Again my Life" erzählt von einem persönlichen Rachefeldzug und zugleich von einem Kampf für Rechtsstaatlichkeit. David tritt hier einmal wieder gegen Goliath an. Im ersten Leben scheitert der junge Staatsanwalt bei seinem Versuch, diesen Goliath mehr oder weniger im Alleingang zu Fall zu bringen. Im zweiten handelt er etwas bedachter und baut ein hilfreiches Netzwerk um sich herum auf. David kämpft nicht mehr alleine. Alleine wäre es nicht zu schaffen. 

 

"Again My Life" ist Teil einer regelrechten Law&Order-Serien-Invasion, die 2022 über die KDrama Welt hereinbrach. An allen Ecken und Enden schreit das Land - wenn man/frau so will - nach Gerechtigkeit. Nach echter Gerechtigkeit. Nach gerechter Bestrafung der Hinterzimmer-Drahtzieher. Nach einem Ende ewiger Korruption. Nach einem Ende traditioneller heimlicher Netzwerke und Verbindungen. Zugleich ist da ein großer Frust, dass es auf redlichen Wegen so überaus schwer, geradezu unmöglich scheint, von den alten autokratischen Strukturen wegzukommen. Es gibt zwar Gesetze, doch die scheinen nach wie vor nicht für alle gleichermaßen zu gelten. Die KDrama-Kreativen (und ihre Quellen wie Webtoons usw.) tarieren schon länger mit Inbrunst die Möglichkeiten aus, dem etwas entgegen zu setzen. 2022 bietet jedoch eine bisher nicht dagewesene Fülle, geradezu einen Höhepunkt, auf dem verzweifelten Weg, den Machenschaften der Mächtigen sowie den Ungerechtigkeiten und Schlupflöchern innerhalb des praktizierten Rechtssystems effektiv und/oder moralisch wertvoll die Stirn zu bieten. "Military Prosecutor Doberman", "Juvenile Justice", "Why Her", "Insider", "Doctor Lawyer", "Law School", "Law Cafe", "The Empire", "May it Please the Court", "Bad Prosecutor", "One Dollar Lawyer" und selbst "Extraordinary Attorney Woo" bombardieren das Publikum gnadenlos mit den immer wieder selben strukturellen Grundproblemen. Dabei jonglieren sie in jeweils individueller Prägung mit den Möglichkeiten, den Chancen und den Grenzen, die das Rechtssystem und der Rechtsstaat zu bieten haben. So auch "Again my Life". Dabei zählt "Again my Life" zu den Produktionen, die unter dem Strich die eher ernüchternde, fast schon pessimistische Perspektive wählen.

 

Das fängt damit an, dass der Protagonist einen magischen Impetus benötigt, um überhaupt ein Minimum an Chance zu bekommen, um mit dem maroden, korrupten und verlogenen System aufzuräumen: Eine zweite Chance für sein Leben. Die Zeit wird praktisch zurückgedreht und er bekommt die Möglichkeit, sein Leben noch einmal zu leben - es mit Hilfe seines Wissensvorsprungs besser zu machen.

 

Das hört damit auf, dass der Erfolg ein fragwürdiger ist. Das Publikum ist vielleicht in vielen Punkten zufrieden, doch das Happy-Ever-After bekommt es nicht. Keine Sorge, damit meine ich nicht die Romance (sofern diese überhaupt nennenswert wäre - eher Beigabe.) Nein, ich meine damit die Nicht-Auflösung der Grundproblematik, die ähnlich wie in "Insider" recht nah dran an der Realität ist, würd ich meinen. Die Zuschauer*innen werden gnadenlos mit der Frage konfrontiert: Ist echte Demokratie eine Illusion? Ist Demokratie nur ein moderner Marketinggag, hinter dem sich heimlich das alte, seit Jahrhunderten auf der Halbinsel bewährte Konzept der Autokratie versteckt? Ein neuer, aufgehübschter Schlauch für den alten Wein?

 

Ist die Botschaft deswegen eine pessimistische? Fast, aber eben dann doch nicht. Denn auch wenn es gefühlt (und real) schier übermenschlicher Anstrengungen (oder Umstände) bedarf, um dem alten Filz etwas wirkungsvoll und optimistisch entgegen zu setzen, so kann es doch gelingen. Das Übel sitzt in jedem/r Einzelnen. In seiner/ihrer Verführbarkeit und Käuflichkeit. Und dem muss sich jeder Mensch stellen. Immer wieder. Das ist nichts, was im System begründet ist, sondern im Menschen. Die Menschen füllen Gemeinschaft mit Leben. Jeder trägt seins dazu bei. Das ist Teilhabe und Partizipation. Das geht jedoch nur mit mündigen, verantwortlichen, selbstverantwortlichen, aufrechten Bürger*innen, die sich nicht kaufen lassen - und damit zu gebeugten Lakaien degradieren lassen.

 

Autokraten (= sich mächtig gebärenden Privatpersonen innerhalb der gegebenen demokratischen Rahmenbedingungen) benötigen entsprechende Lakaien, die ihnen Macht geben, indem sie sie darin unterstützen, das bestehende Rechtssystem auszuhebeln. Daher: Unter dem Strich erweist sich das, was als pessimistisch Botschaft daherkommen mag, auf den zweiten Blick als aufrüttelnder mahnender Zeigefinger: Sei wachsam! Bleib auf der Hut! Gib nicht auf! Nutze deine Chance, jeden Tag! Beweise dir selbst, dass du ein mündiger Bürger, eine mündige Bürgerin bist: Selbstbestimmt. Unabhängig. Eigenverantwortlich. Kein gebeugter, gekaufter Lakai. Nur so kann Demokratie und Rechtsstaat funktionieren. Andernfalls geben wir jenen selbsternannten Autokrat*innen recht - und dann müssen wir nicht murren...

 

Vor diesem Hintergrund bietet "Again my Life" eine spannende Story und zugleich eine anschauliche Lektion in ´mündige Bürger*innen versus korrumpierte Lakaien´.

어게인 마이 라이프 - Eogein Mai Laipeu

Lit.: Again My Life (anglizistisch)

 

2022, 16 Episoden

 

Hauptdarsteller*innen:

-Lee Joon-gi

-Lee Geung-young
-Kim Ji-eun
-Jung Sang-hoon

 

Plot:

Kim Hee-woo ist ein fleißiger, engagierter junger Staatsanwalt, der alles gibt, um den Abgeordneten Cho Tae-sub als Kopf eines korrupten Netzwerks zu überführen. Doch es reicht nicht. Letztlich kostet es ihn das Leben.

Wie durch ein Wunder lässt ihn der Grim Reaper noch einmal davon kommen. Hee-woo erhält eine zweite Chance für sein Leben. Die will er nun etwas bedachter nutzen. Er hat aus seinen alten Fehlern gelernt und spielt das Spiel nun auch nach seinen Regeln.

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