KDrama nach Themen: Crime & Politics

"Taxi Driver" nimmt sich einiger aktueller, wahrer Verbrechen in Südkorea an und erzählt sie aus der Sicht der Opfer neu - eine Variation von Selbstjustiz ist die treibende Kraft und der Zündstoff in der Plot Entwicklung. Jede Menge Action ist im Gepäck. Das Tempo ist hoch. Rührseelig ist da eher nichts. Eine Romanze hat hier keinen Platz. Gefühle aber durchaus.

Obwohl die Verbrechen hochgradig brutal und gewissenlos sind sowie die Fights und Verfolgungsjagden nichts beschönigen - Taxis Driver macht Freude. Das liegt einerseits daran, dass die Täter gefasst werden und den Opfern tatkräftig ´geholfen´ wird. Andererseits und allem voran sind es jedoch die Schauspieler*innen. Nicht nur das Team um Kim Do-gi, sondern insbesondere auch die einzelnen Bösewichte in männlicher und weiblicher Ausführung.  Da wird manches überspitzt. Während auf der einen Seite turbulente Schlägereien die Zeit füllen (ja, für mich persönlich wäre weniger durchaus mehr gewesen, aber das ist wohl Geschmacksache), ist es an anderer Stelle die theatralische Performance der Mimen, die den Esprit der Serie prägen. Auch die Tatsache, dass Do-gi für seine Einsätze in immer wieder neue Rollen schlüpfen muss, macht Spaß  - mal mimt er den unerfahrenen Aushilfslehrer, mal den galanten, breitbeinigen Verbrecher mit Pelzmantel, usw.

Es bleibt dennoch eine recht brutale Serie. Das liegt an den Fällen. Doch die sind ja nicht erfunden. Da hilft es, dass hin und wieder auch eine Brise Humor, harmlose Situationskomik und Augenzwinkern ihren Raum bekommen.

Respektabel ist bei aller Selbstjustiz, die ja die treibende und grundlegende Prämisse der gesamten Serie (und der 2. bereits geplanten Staffel wohl ebenfalls) ist: auch eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit Recht/ Ungerechtigkeit, Gesetz/ Rechtsprechung und Gewaltenmonopol des Staates wird geführt. Dazu eignet sich die brillante Staatsanwältin Kang Ha-na in ihrer eigenwilligen Art zusammen mit ihrem Team hervorragend. Die heldenhaften Taten der ´vorbildlichen Taxi-Crew´ wird nicht nur schön geredet, sondern zu Recht auch konfrontiert. Dabei hat das Script immerhin eine Fine-Line getroffen, die einer/m die Freude der Genugtuung nicht nimmt, dennoch ein Fragezeichen dahinter setzt, sowie redlichen, engagierten und hochmotivierten Gesetzesvertreter*innen die Ehre gibt - denn solche braucht das Land. Selbstjustiz, das sollte klar sein, kann und darf nicht die Lösung sein. (Eine Kultur der Lynchjustiz und Blutrache, davon ist die Geschichte der Menschheit voll, verspricht ganz gewiss keine bessere Welt.)

Ja und dann sind die Held*innen der Geschichte ja auch Menschen. Dies zeichnet die Story sehr schön in ihren Rückblicken, die einen Einblick in die traumatische, prägende Vergangenheit des Taxi-Teams geben, während sie mit aktuellen Fällen verknotet werden. Auch sie sind Opfer. Wahrscheinlich gibt es kaum einen Menschen, der nicht im Laufe seines Leben mehr oder weniger traumatisch diese Erfahrung macht, Opfer zu sein. Es ist ein hässliches Gefühl, eine schlimme, zutiefst schambesetzte Erfahrung, da sie den Menschen an seine größte Schwäche erinnert: den ultimativen Kontrollverlust, der in der Endlichkeit des Seins steckt, die unausweichliche Kapitulation, die früher oder später jede/n erwartet.

Dementsprechend ist auch Vergebung ein Thema des KDramas. Das wird jedoch schon recht früh als ernstzunehmende Option ausgeschlossen. Ein schönes Konzept ja, aber eher nicht praktikabel, denn der Mensch dürstet eben lieber nach Vergeltung. In dieser Story liegt die Betonung auf der Genugtuung einer solchen. Es gibt andere, die legen den Schwerpunkt darauf, dass der Schmerz damit dennoch nicht vergeht. Es bleibt dabei: Für ein Opfer ist die Tat nicht zurückzudrehen und der damit assoziierte Schmerz und die Gefühle drum herum selten in der Vergangenheit. Sie prägen fortan das Leben, sind ein Teil davon, auch hier und heute. Das lässt sich nicht auslöschen. Auch durch Rache am Täter nicht.

Nun. "Taxi Driver" schenkt diesem Aspekt weniger Bedeutung. Das ist eigentlich meine einzige (jedoch nicht unerhebliche) Kritik. Da reitet die Serie lieber auf der offensichtlich erfolgreichen Speed&Action Welle. Denn damit hätte sich das KDrama ja gewissermaßen auch die Grundlage für die zweite Staffel geraubt. Doch die will nun am Erfolg der ersten anknüpfen. (Ohne Esom in der Rolle der Staatsanwältin Kang Ha-na übrigens, da sie wohl terminbedingt ausgestiegen ist.) 

Edit

nach Staffel 2: Ist gut gelungen! Der Faden wurde raffiniert weiter gespannt. Eine dritte Staffel wäre durchaus drin...

모범택시 - Mobeomtaeksi

Lit.: Beispielhaftes Taxi

2021, 16 Episoden

Hauptdarsteller*innen:

-Lee Je-hoon
-Esom
-Kim Eui-sung
-Pyo Ye-jin

Plot:

Im Hintergrund und zugleich im Untergrund des Rainbow Taxi Unternehmens arbeitet ein ambitioniertes Team gleich einer hochkarätigen privaten Sondereinheit daran, Opfern eines versagenden Rechtssystems die Möglichkeit ihrer Rache an den Tätern zu ermöglichen. Die Selbstjustiz wird hier nicht von den Opfern selbst ausgeführt, sondern sie beauftragen gewissermaßen ihre Racheengel per virtuellem Computergame. Daraus wird jedoch jeweils blutiger Ernst. Die Täter, die das Justizsystem nicht gerecht zu bestrafen vermag, werden durch die Kim Do-gi und seine James-Bond ähnlich ausgestattete Taxi Limousine sowie einem interdisziplinären Spezialist*innen Team zur Strecke gebracht. Die haben alle je ihre eigenen traumatischen Geschichten und sind durch ihre persönlichen Rachesehnsüchte hochmotiviert, zumindest dort, wo sie es können, den Opfern Vergeltung zu ermöglichen.

Wenn die staatliche Justiz versagt und die Opfer Vergeltung wünschen, ist das Team rund um die Taxi Limousine, die Kim Do-gi fährt, im Einsatz. Klar, auch solche gut nachvollziehbare, gut gemeinte Rachemissionen sind strafbar, denn sie missachten ganz offensichtlich das Gewaltmonopol des Staates. Das Team um Do-gi ist gut eingespielt und hochprofessionell. Bislang wurden sie nicht gefasst, doch nun heftet sich die Staatsanwälting Kang Ha-na an ihre Versen...