Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

Goryeo-Khitan War

"Goryeo Khitan War" ist ein Historienepos, das nicht nur die historisch außergewöhnlichen Leistungen während des Goryeo-Kitan-Krieges, sondern auch ein halbes Jahrhundert KBS (Korean Broadcasting System) ehren soll. Und das tut es. Perfekt gemacht in allen Instanzen und Maßstabsebenen. Faszinierender noch, wie es hier gelingt, recht dicht dran an den Fakten und inmitten des politischen Milieus rund um den Königshof rund 1.000 Jahre alte Geschichte packend mit buntem Leben zu füllen.

 

Wäre ich nicht zufällig im Frühsommer 2023 förmlich in die Dreharbeiten hineingestolpert, wäre dieses durch und durch historische KDrama vielleicht auf meiner Liste erst mal etwas nach hinten gerutscht. Doch dieser direkte persönliche Bezug machte mich neugierig. Und nun bin ich voll des Lobes.

 

Eine 32 Stunden dauernde Geschichtsstunde - Geschichte kann so lebendig erzählt werden. Komplexe Persönlichkeiten, noch komplexere politische Zusammenhänge und eine äußerst komplizierte historische Herausforderung rücken ganz nah heran an die Zuschauer*innen. Man/Frau muss nicht koreanischer Herkunft sein, um sich begeistern zu lassen - von Herzblut, Intelligenz,  Wagemut, Beharrlichkeit und humanistischem Ethos. Hier wird nicht einfach faktengetreu herunter erzählt, sondern hier erwacht jene Zeit um die Jahrtausendwende zu Beginn des 11ten Jahrhunderts zum Leben, als der 8. König von Goryeo, der damals noch blutjunge Hyeongjong von Goryeo, sich den in wenigen Jahren aufeinanderfolgenden Invasionen der zahlenmäßig überlegenen, mongolischen Kitan, der Liao Dynastie, gegenüber sah.

 

Diese Geschichte mag lange zurückliegen, doch von der politischen Haltung, die hier durchexerziert wird, könnten sich so manche/r Entscheidungsträger*in heutiger Zeit durchaus inspirieren und ermutigen lassen. Mal ein umsichtiger, mutiger, verantwortungsbewusster König, der in Anbetracht der akuten Bedrohung nicht nur auf Sicht fliegen will, sondern umsichtig und vorausschauend handelt. Einer, der dabei vor komplexen, grundlegenden, unpopulären, doch weitreichenden, zukunftsweisenden strukturellen Reformen nicht zurückschreckt. Und Regierungsbeamte, denen es nicht nur opportunistisch um sich selbst, sondern um die Sache geht - um die Menschen, das Volk, das Land und die ´gute´, wenn auch unbequeme, Entscheidung.

 

Die Buchvorlage "Süßer Regen im Winter" von Gil Seung-soo hat sicherlich wesentlich zu dem hervorragenden Skript beigetragen. Die historischen Größen, die großen und kleinen, erwachen eindrucksvoll  zum Leben. Romance ist nebensächlich, Bromance ist hier das Thema. Damit meine ich weniger die Homosexualität von Mokjong, dem 7. König von Goryeo. Vielmehr die intensive Auseinandersetzung und Beziehung zwischen König Hyeonjong und Gang Gam-chan, seines Zeichens Gelehrter, Regierungsbeamter, Mentor des Königs und oberster Militärkommandant während der dritten Goryeo Invasion.

 

Ich verzichte hier auf jegliche historische Randnotiz. Wer das KDrama schaut, dem brennt sich die Geschichte wie von selbst ein. Ich muss dazu sagen: eine unverwechselbar koreanische Geschichte. Eine mit viel Pathos und noch mehr Ethos. Eine über Menschen inmitten ihrer Beziehungsdynamiken, über ihre Charakterstärken und -schwächen.

 

KDrama kann Historiendrama. Das ist nichts Neues. Auch Goryeo-Khitan-War ist wieder einmal ein erstklassiges Beispiel dafür. Respekt. Prädikat: Besonders wertvoll.

고려 거란 전쟁 - Goryeo georan jeonjaeng

Lit.: Goryeo–Khitan Krieg


2023, 32 Episoden

 

Hauptdarsteller*innen:

- Kim Dong-jun
- Choi Soo-jong
- Ji Seung-hyun

- Lee Won-Jong

 

Plot:

Im Jahr 1009 lanciert General Gang Jo einen Militärputsch gegen den kinderlosen König Mokjong. Stattdessen setzt er den jungen, im buddhistischen Kloster aufgewachsenen Enkel von Taejo, dem einstigen Reichgründer Goryeos, auf den Thron. Dies bietet dem Herrscher des Liao Reichs, dem Goryeo seit der ersten Kitan Invasion 993 tributpflichtig ist, die Steilvorlage: Er droht, mit seinen rund 400.000 Soldaten erneut einzufallen - unter dem Vorwand, wieder Ordnung herstellen zu wollen.

 

Der junge König wird ins kalte politische Wasser geworfen. Im fremden Umfeld des Königshofes, an dem Machtintrigen den Alltag bestimmen, soll er nun im Angesicht der kitanischen Übermacht seinem Volk und seinem Land ein guter König sein. Aus Sicht von General Gang Jo bedeutet dies: eine Marionette unter dessen Führung. Doch der König hat ein Gewissen und nimmt seine Aufgabe ernst. In dem Regierungsbeamten Gang Gam-chan findet er einen Mentor und in seiner Königin eine ermutigende Stütze. Zunehmend wagt er es, die Rolle des Königs mit seiner Persönlichkeit auszufüllen. Derweil fallen die Kitan im Land ein.

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