Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Mehr Drama geht immer

Marry My Husband

"Marry my Husband" kreiert ein Szenario für eine zweite Chance im Leben. Mehr noch. Es bietet den Nährboden für private Selbstjustiz und einen Crashkurs in neuem Selbstbewusstsein als Frau. Die Protagonistin bekommet die Möglichkeit, neue Entscheidungen für ihr Leben zu treffen und sich für das Unrecht zu rächen, das sie selbst durch ihr persönliches Umfeld erleben musste.

 

Sie ist nicht reich und nicht arm. Sie ist fleißig und gewissenhaft. Nicht besonders sexy. Nicht besonders cool. Sie ist einfach irgendwer und könnte jede sein. Eigentlich hatte sie doch alles so gemacht, wie es sich gehört, wie man/frau das von ihr erwartet hat. Sie war stets nett, höflich, zuvorkommend. Immer darauf bedacht, es den anderen recht zu machen. Ihrem Mann. Der Familie. Bei der Arbeit. Das wurde ihr jedoch damit gedankt, dass die anderen sie schamlos und rücksichtslos ausgenutzt haben - bis hin zu ihrem viel zu frühen Tode. Insbesondere jene, die ihr am nächsten standen.

 

Sie besinnt sich nun - im zweiten Anlauf - auf ihre eigenen Bedürfnisse. Und die beinhalten unter anderem auch, es jenen heimzuzahlen, die sie so bitter enttäuscht haben. Das gestaltet sich zwar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht, doch für die Protagonistin gibt es kein Zurück.

 

Der Plot weist einige Ähnlichkeiten mit "Perfect Marriage Revenge" auf. Und dies nicht nur, weil es sich um einen Rachefeldzug handelt. Das Thema ist klar: die Frauen im modernen Südkorea wollen aus ihrem Rollenkorsett raus. Wollen Erwartungen abstreifen. Sie ringen um ein gesundes Maß an egoistischer Selbstliebe, die bislang in der südkoreanischen Kultur so wenig Raum, Beachtung oder gar Wertschätzung erhalten hat.

 

Die Zuschauer*innen partizipieren nun emotional an diesem kreativen Ringen der Protagonistin um die ihr bislang fremde egoistische Selbstliebe. Das bedeutet konkret: viele Serienstunden getränkt in gelungen aufgemischte, genießerische Schadenfreude. Aber auch Makjang. Es geht alles immer stets noch doller.

 

Tatsächlich krachen hier zwei Paradigmen aufeinander, mit denen das moderne Südkorea derzeit zu Ringen hat. Die alten Werte von Hingabe an die Pflichten und Unterwerfung unter Familie, Ehemann, ältere und gesellschaftlich höher stehende Mitmenschen einerseits sowie die moderne, digitalisierte, globalisierte Welt selbstbewusster, mündiger Bürger*innen andererseits stehen bislang immer noch im krassen Widerspruch nebeneinander. Progressive Transformation ist angesagt. 

 

Das KDrama nutzt hier seine methodischen Möglichkeiten raffiniert aus. "Marry my Husband" stellt das alte, in seiner absoluten Gültigkeit ausgediente Wertesystem und das neue Selbstverständnis der in einer modernen Welt sozialisierten Menschen so unvereinbar einander gegenüber, wie sie sich derzeit präsentieren. Die Lösung wird dabei nicht als skrupelloser Egoismus präsentiert, sondern als gesunde egoistische Selbstliebe, gepaart mit einem gesunden sozialen Gewissen. Damit ein solcher Selbsterfahrungsprozess für die Protagonist*innen überhaupt möglich wird, bedarf es heute allerdings leider noch ein bisschen Magie. Aber immerhin. Das Thema trifft den Nerv der Zeit. Die Zuschauer*innenzahlen im Land hatten sich nach der Hälfte der 16 Folgen bereits verdoppelt. 

내 남편과 결혼해줘 - Nae nampyeongwa gyeolhonhaejwo
Lit.: Heirate (doch) meinen Mann

 

2024, 16 Episoden

 

Hauptdarsteller*innen:
-Park Min-young
-Na In-woo
-Lee Yi-kyung
-Song Ha-yoon

 

Plot:
Kang Ji-won gibt sich alle Mühe, es ihrem Ehemann und ihrer Schwiegermutter recht zu machen. Doch die nutzen sie rücksichtslos aus. Das geht so weit, dass ihr Mann noch nicht einmal die Krankenhausrechnung bezahlt, während sie dort in Behandlung ihres Magendkrebs im Endstadium ist. Und dann muss sie auch noch herausfinden, dass er sie mit ihrer ´besten´ (einzigen) Freundin betrügt.

 

Das Leben meint es doch noch gut mit ihr und sie bekommt eine Chance, ihr Leben anders zu leben. Die Uhr dreht sich zehn Jahre zurück. Sie ist noch nicht verheiratet und hat noch keinen Krebs. Dieses Mal will sie nun zur Abwechslung mal nicht dafür Sorge tragen, was andere wollen, sondern was sie selbst möchte. Rache inbegriffen. Ein ihr bislang fremdes Konzept, an das sie sich erst gewöhnen muss... aber da sie in dem, was sie tut, eigentlich immer ganz gut ist, sollte ihr doch aus das gelingen.

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