Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Mehr Drama geht immer

Five Fingers

"Five Fingers" ist ein Must-Have für all jene, die "Makjang" lieben - oder wie ich es nenne:  "Mehr Drama geht immer". Ein Roller Coaster an Bösartigkeiten... und es hört nicht auf. Die Zuschauer*innen dürfen sich bis zum bitteren Ende die Haare raufen, winden, wenden, ärgern... Es geht dabei immer auch um das Piano - so manche Schlacht wird mit und am Flügel geführt. 

 

Einmal mehr dreht es sich hier um die Familie. Die Ergebenheit in das Wertesystem wird dabei als Tugend in ihrer ganzen Fatalität durchdekliniert. In der Verschachtelung der Ereignisse stellt sich den Zuschauer*innen unweigerlich immer wieder die Frage: ist das Tugend oder Dummheit, Tugend oder Frechheit, Tugend oder Arroganz?

Die Serie stammt aus dem Jahr 2012 und wagt versteckt einen raffinierten Versuch, die Zuschauer*innen zu einer Auseinandersetzung mit dem Wertesystem herauszufordern. Die aufmüpfigen Gedanken entstehen unweigerlich in den Köpfen der Betrachter*innen, denn die Entscheidungen, die die Protagonist*innen wohlmeinend immer wieder treffen, treiben die Werte rund um Familie(nliebe) ins Absurde und lösen eins ums andere Mal Leid aus.

Die Ambivalenz, die darin steckt, wird stellenweise perfekt ausgereizt. Die Schauspieler*innen geben das ihre dazu.

 

Bei 30 Folgen mag es zwischendrin Fluchttendenzen geben, doch ich kenne keine/n, der nicht bis zum Schluss durchgehalten hätte. Das Ende ist vielleicht nicht das klassische Happy End, aber möglicherweise das wahre Happy End: Das Schicksalsrad kommt zum Stillstand. Friede.

 

Vordergründig scheint die Gier nach Geld und Macht die treibende Kraft allen Übels. Doch tatsächlich ist es die Gier nach Liebe und Anerkennung. Dabei ist das Schicksalsrad des Leids schon längst angeworfen, bevor die Protagonisten - die beiden Halbbrüder In-ha und Jin-ho - gegeneinander antreten. Sie leben gewissermaßen die unerlösten Konflikte ihrer Eltern aus. Will man fragen, wer nun schuld an allem ist, dann reicht die Wurzel weit zurück. Da zieht der Vater aus dem Grab heraus an den Fäden und es reicht noch weiter. Eine schöne psychologische Studie. Zumal man nicht umhin kann, am Ende mit allen, auch den schlimmsten Unruhestifter*innen einmal mitgefühlt zu haben.

다섯손가락 - Daseotsongarak

Lit.: Fünf Finger

 

2012, 30 Folgen

 

Hauptdarsteller*innen:

-Ju Ji-hoon

-Chae Shi-ra

-Ji Chang-wook

-Jin Se-yeon

 

Plot:

Eine wunderbare Studie zu "Mehr Drama geht immer" und (dysfunktionale) High Society Familie - denn die Rahmenhandlung dreht sich immerhin um den Kampf um das reiche Erbe einer einflussreichen Flügelmanufaktur.

 

Die Protagonisten sind mal im Blut, mal in ihrem Talent und mal in ihrer Liebe rund um das Piano verbunden. In-ha geht davon aus, eines Tages die erfolgreiche Flügelmanufaktur seines Vaters zu übernehmen. Es ist fleißig am Üben, um zudem einmal ein virtuoser Pianist zu werden. Seine Welt bricht an dem Tag zusammen, als sein Vater einen unehelichen Sohn - Ji-ho - mit nach Hause bringt und ihn als ältesten zum Erben der Firma deklariert. Nicht genug damit, Ji-ho ist auch noch talentierter am Piano als In-ha. Und selbst die Herzdame, für die sowohl In-has als auch Ji-hos Herz schlägt, mag Ji-ho lieber... Zu all dem kommt noch hinzu, dass es um das Eheglück der Eltern nicht wirklich gut steht und sich In-has Mutter des lieben Friedens Willens nach außen hin aufopfernd liebevoll um Ji-ho kümmert.

Klar, In-ha hasst Ji-ho. Doch Ji-ho erfasst nichts vom Groll seines Bruders und seiner Mutter. Er ist einfach glücklich, eine neue Familie gefunden zu haben und liebt Mutter, Vater, Halbbruder und Großmutter über alles.

 

Ein Feuer heizt dem Drama gewaltig ein.

In jener Nacht stirbt der Vater in den Flammen. Die Mutter rettet Ji-ho, den sie jedoch (fälschlich) für In-ha hält, während In-ha durch Zufall von einem Fremden gerettet wird. Er verliert jedoch einen Finger und ist als Pianist künftig gehandicapt. Und wer erbt nun das Unternehmen? In-ha ist von seinen beiden Eltern zutiefst enttäuscht und geht zunächst für ein paar Jahre in die USA.

 

Nicht unnötig zu erwähnen, dass sein Retter in jener Nacht den Verletzungen erliegt...  Und nicht genug damit: ihm wird bei der Gelegenheit posthum (völlig zu Unrecht) Brandstiftung vorgeworfen, um die wahren Ursachen zu vertuschen. Zurück lässt er seine völlig konsternierte Ehefrau und zwei Kinder, darunter die Herzdame...

In all dem Gewühle hat die demente Großmutter auch noch ihre Finger mit im Spiel...

 

Der Kampf um das Unternehmen ist eingeläutet. Fortan kann man sich an dem Intrigenspiel von Mutter und Sohn gegenüber dem unehelichen Ji-ho abarbeiten. Immer wieder dreht sich dabei alles um das Piano: sei es, den perfekten Flügel zu bauen oder das größte Talent als Pianist zu haben. Parallel versucht die Familie der Herzdame, das Unrecht am verstorben Vater aufzudecken. Dabei steckt die Herzdame ziemlich zwischen den verschieden Fronten fest.

 

Ji-ho ist über viele Folgen hinweg durch seine hingebungsvolle Liebe zur Stiefmutter und seine Dankbarkeit ihr gegenüber geblendet. So erkennt er lange nicht, welch hinterhältiges Spiel seine Liebsten (Mutter und Bruder) mit ihm treiben. ... Bis dann schließlich das Maß voll ist und er zum Gegenschlag ausholt. Aus dem guten wird fortan der böse Bub - im Rachemodus. Den Windungen und Wendungen sind keine Grenzen gesetzt. Und am Ende dürfen alle auf die ein oder andere Art für ihre Taten büßen.

 

"Five Fingers" konzentriert sich eigentlich weniger auf die beiden Brüder, sondern im Mittelpunkt steht stets die (Stief)Mutter. An manchen Stellen meint man, in ihr das inkarnierte, scheinheilige Böse vor sich zu haben. Und doch vermag sich ihr Image zu wandeln. Indem im Verlauf der Geschichte einiges über sie zu Tage gefördert wird, wird man als Zuschauer*in schließlich sogar Sympathien für sie entwickeln können. (Respekt!) 

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