Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Beispiele für KMovie

Hope

Eine wahre Geschichte. Nicht die einzige dieser Art, leider. Diese hier hat sich 2008 in Südkorea abgespielt und wurde 2013 im KMovie "Hope" verfilmt. (Im Original: "Wunsch", die Bedeutung von "Sowon", so der Name der achtjährigen Protagonistin.)

 

Diese Filmproduktion, die außerhalb Südkoreas auch in Kinos benachbarter asiatischer Länder lief, hatte im Wesentlichen durch Mundpropaganda ihren großen Erfolg verzeichnet. Die Story ist erschütternd und bewegend, deren Verfilmung dabei außerordentlich gelungen. Es geht dabei weniger um die unfassbar skrupellose, brutale Tat, als um die empfindsame Aufbereitung des Umgangs damit unter den Betroffenen - der Familie, den befreundeten Familien und den Mitschüler*innen, doch auch des professionellen und gesellschaftlichen Umfeldes. Im Mittelpunkt steht das Ringen der Familie, mit dem Unfassbaren und dessen Folgen weiterhin auf unterschiedlichsten (psychischen, physischen, sozialen, materiellen, juristischen, medienbezogenen und alltagspraktischen) Ebenen klar zu kommen. Nach dem Alptraum geht das Leben weiter...

 

Filmpreise gab es so einige. Ich gebe dafür das Prädikat "besonders wertvoll". Das Besondere und bei aller herzergreifender Tragik: Das KMovie "Hope" will ganz bewusst auch im positiven Sinne berühren. Es will ein hoffnungsvolles Fenster eröffnen, das doch auch eine Perspektive in dem ´Danach´ (mühevoll und mit viel Geduld zwar, aber dennoch) eröffnen kann. Und das gelingt beispielsweise in der wunderbar authentischen Darstellung der durchaus massiv bedrohten Vater-Tochter Beziehung. Hier kommt unverhofft etwas Licht ins Dunkel. Sol Kyung-gu - in der Rolle als verzweifelter Vater, dem seine Tochter durch deren schreckliche Erlebnisse zu entgleiten droht - hat offenbar seine markantes Kostüm über den gesamte Dreh hin nicht abgelegt, um den Kontakt zu den Emotionen und deren Intensität die ganze Zeit über hoch zu halten. Und auch Lee Re in ihrem Debut auf der großen Leinwand als achtjährige Tochter geht direkt ans Herz. Ebenso sowie Uhm Ji-won, die sich die Rolle der Mutter zunächst offenbar gar nicht zugetraut hatte, berührt zutiefst mit ihrem überzeugenden, unter die Haut gehenden Schauspiel.

 

Unfassbar die Tat, bewegend die Geschichte. Doch insgesamt legt das KMovie bei aller Tragik eben ausdrücklich seinen Schwerpunkt auf die Hoffnung. Während 122 Minuten, die durchaus ergreifend sind, gibt es daher durchaus auch lichtvolle Momente. 

 

 

 

 

 

 

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Randnotiz: Der Fall Cho Doo-soon

Die Story bezieht sich auf einen Fall von Vergewaltigung aus dem Jahr 2008, als ein betrunkener 57 jähriger Mann ein achtjähriges Mädchen in einer öffentlichen Toilette in Ansan, in unmittelbarer Nähe zur Schule, äußerst brutal vergewaltigt hatte. So brutal, dass das Mädchen bleibende Schäden davon trug. Allerdings kam der (u.a. auch durch Vergewaltigungen schon vorbestrafte) Täter mit nur 12 Jahren Haft davon. Seine Mantra lautete stets, dass er betrunken war und sich an nichts erinnern würde. Das hatte ihm bereits in früheren Fällen geholfen. So wurden ihm auch hier aufgrund seiner Alters, des Alkoholeinflusses und seiner psychischen Verfassung mildernde Umstände geltend gemacht.

 

Die Vergewaltigung in Asan war äußerst brutal. (Die Details wurden in "Hope" nicht durchgespielt und auch ich will bewusst keine weiteren Buchstaben verschwenden.) Das Mädchen wurde mit ihren inneren und äußeren Verletzungen acht Monate lang im Krankenhaus stationär behandelt. Den künstlichen Darmausgang nahm sie mit nach Hause und den hat sie immer noch. Auf die medizinische Behandlung in der Klinik folgte die psychiatrische. Ein Jahr später war sie zumindest soweit stabilisiert, dass sie wieder in die Schule gehen konnte. Doch selbst 2020 schaut sie offenbar immer noch lediglich harmlose Zeichentrickfilme und meidet jegliche Nachrichten - d.h. sie ist in Hinblick auf das Themenfeld (körperliche) Gewalt immer noch äußerst fragil und nicht belastbar.

 

Ermittlung und Verhandlung haben sich in diesem Fall aus dem Jahr 2008 nicht mit Ruhm bekleckert. Der Aufschrei in der Öffentlichkeit war daher groß und reichte bis zu u.a. einer Petition an das Blaue Haus, den Fall neu zu verhandeln. Der Fall führte außerdem dazu, dass von Seite der Demokraten eine Reihe von Gesetzesanträgen eingereicht wurden, die beispielsweise Wiederholungstäter von Sexualdelikten an Jugendlichen lebenslang in Spezialeinrichtungen inhaftieren wollten oder die generell den juristischen Umgang mit Sexualstraftaten unter Alkoholeinfluss betreffen. Die gingen aber letztlich ebenso wenig durch, wie diverse Petitionen.

 

Stattdessen war die elektronische Fußfessel die Methode der Wahl, als Cho Doo-soon 2020 frei kam. Die Kosten der kontinuierlichen Überwachung von Cho Do-soons elektronischer Fußfessel allein während der ersten 4 Monate nach Haftentlassung wurden 2021 vom Justizministerium mit über 200 Mio. Won (über 140.000 Euro) beziffert. Außerdem wurden eigens zum Schutz von Ansans Bewohner*innen vor dem entlassenen Cho, der dort immer noch seine Frau und sein Zuhause hat, 71 Sicherheitskameras aufgestellt.

 

Der berühmt berüchtigte Fall Cho Doo-soon wurde übrigens auch in den KDramen "Taxi Driver 2", "Voice 4" und "Vigilante" zum Thema gemacht. 

소원 - Sowon

Lit.: Wunsch

 

2013, 122 Minuten

 

Hauptdarsteller*innen:

-Lee Re
-Sol Kyung-gu
-Uhm Ji-won
-Kim Hae-sook
-Kim Sang-ho
-Ra Mi-ran
-Yang Jin-sung

 

Plot:

Ein achtjähriges Mädchen wird vor den Toren ihrer Schule brutal vergewaltigt und kommt mit ihren schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Die schlichte, normale Welt ihrer Familie ist Vergangenheit. Es folgen zermürbende Monate in der Klinik, in denen Sowon mit ihren inneren, äußeren und psychischenVerletzungen ringt, ihre schwangere Mutter mit ihrer verzweifelten, hilflosen Wut, und ihr Vater mit der massiv bedrohten Beziehung zu Sowon, die zerbrochen scheint. Darunter mischen sich Scham, Schuld und Angst. Hinzu kommen die neugierige Presse, die Ermittlungen, die Verhandlung und die Therapeutin. Kann sich Sowon jemals wieder angstfrei und schamfrei der Welt außerhalb der Klinikmauern stellen?

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