VOR ORT IM LAND - Vierte Etappe Chungju - 11. Tag
Natur steht auf dem Programm. Die Berge des Woraksan und Seelandschaft. Der Chungju Stausee ist heute der größte See in Südkorea. Hier kann man/frau wahrlich Natur atmen. Die Dörfer sind winzig, Wenn, dann prägt Ackerbau die Täler. Viehzucht hier und da. Das Leben ist rustikal, aber nicht primitiv. (Da haben wir in Busan anderes gesehen.)
Unser Thema heute:
Woraksan und noch 21 Gipfel mehr
Woraksan ist seit 1984 National Park Nr. 17. An seinem höchsten Punkt befindet man/frau sich 1.097 m über dem Meeresspiegel. Von hier aus ist die Aussicht spektakulär. Doch der Weg dahin ist steil
und nicht für jede Person gemacht. (Für mich beispielsweise eher nicht...) Doch auch die anderen Gipfel eröffnen weite Blicke. Es gibt im Übrigen auch einen, der mit Gondel ganz bequem zu erreichen
ist...
Steil abfallende Felswände sind charakteristisch für die Berglandschaft. Daher werden den 22 Gipfeln traditionell göttliche Kräfte zugordnet. Zu Silla und Goryeo Zeiten war der Pass - den wir auf der
Herfahrt überqueren - im Süden der Halbinsel die zentrale Verbindung zwischen West- und Ostküste.
Hier ist die bedrohte Koreanische Ziege Goral beheimatet. Rund 20 davon leben in den Bergen und lieben die Felslandschaft. Außerdem wächst hier wild eine spezielle Lilienart.
Das Songgye Tal schlängelt sich zwischenden rund 1.000 m hohen Gipfeln vom Pass bis zum heutigen Stausee. Das Flusswasser im Tal ist hier auch im heißen Sommer eiskalt.
Hier wohnen wir. Erfrischung in den Gumpen praktisch frei Haus.
Chungju-ho
Chungju bedeutet klarer Wein und bezieht sich wohl auf das klare Wasser des Sees (Chungju-ho), der zu den reinsten des Landes zählt. Chungju in der Provinz Chungcheongbuk-do hat rund 220.000 Einwohner*innen. Die Fläche ist jedoch etwas mehr als eineinhalb mal so groß wie Seoul. Stadt wurde Chungju erst nach dem Koreakrieg, immerhin mit 2 Universitäten.
Chungju-ho - Der Chungjusee ist eigentlich ein Stausee, der entstanden ist, nachdem im Tal zwischen Jongmin-dong und Dongnyang-myeon der Damm gebaut worden war. Damit wurde das durch die Bergwelt des Woraksan reichlich gespeiste Wasser des Namhangang (südlicher Han Fluss) gestaut. Dies ist der zweitlängste Fluss Südkoreas. Er fließt mit dem Bukhangang (nördlicher Han Fluss) kurz vor Seoul zusammen und bildet mit ihm den Hangang. Der Namhangang ist zugleich der Fluss mit dem saubersten Wasser im Land.
Der Staudamm befindet sich 6 km nördlich von Chungju. Sieben Jahre wurde daran gebaut. Er ist 448 m lang und 97,5 m hoch. Sein Kraftwerk liefert eine Leistung von 400 Mio. Kilowatt pro Jahr. Die Betonmauer hält 2,75 Mrd. Tonnen Wasser. Bei maximaler Stauung erstreckt sich der Stausee über mehr als 50 km². Für den größten See Südkoreas mussten in den 80er Jahren mussten dafür rund 50.000 Menschen ihre Häuser verlassen.
Durch die Struktur des Gebirges und seiner Täler erhält der See seine charakteristisch mäandrierende Form.
Der Chungju Damm am Namhan Fluss staut das Wasser seit 1985. Rund acht Jahre wurde daran gebaut. Er hält 2.750.000.000 m³ Wasser. Nach seiner Fertigstellung wurde ein Areal von rund 66 km² zwischen Chungju, Danyang and Jecheon geflutet. Heute ist die Seenlandschaft eine touristische Attraktion und Quelle ressourcenschonender Energiegewinnung.
Cheongpung Gondel
Eine Alternative, die Landschaft entspannt wirken zu lassen, ist die Gondel. Das Bauwerk dazu hat es in sich, so wie es in den Gipfel gebaut wurde. Super Aussicht (nicht auszudenken, wenn heute ein klarer Tag wäre...). Und jede Menge chic in Szene gesetzte Selfie-Locations.
Wir hatten mal wieder Glück, die (spärlichen) Massen kamen erst am Nachmittag. Wir waren da schon wieder gut im Tal angekommen...
Wasser an Stelle von Dörfern
Ich muss an "Our Blues" denken, als der Sohn die Mutter in ihr Heimatdorf begleitet, in dem sie seit gut einem halben Jahrhundert nicht mehr gewesen ist. Sie will sich am Grab ihrer Eltern und Geschwister ein letztes Mal verabschieden, da sie sehr krank ist. Doch das Dorf ist inzwischen längst vom Stausee verschluckt...
Heilkräuter
Am Gipfel gibt es einen Wanderlehrpfad entlang lokaler Heilkräuter. (Leider blühen alle noch nicht.) Bis hin zu einem Schrein, wo man/frau sich was wünschen darf... Wir sind dorthin gewandert. Joka und Eonni haben ihre Wünsche geäußert. Ich habe mich derweil auf die Vögel konzentriert. Doch zu klein, zu flink, zu viel Blattwerk, um sie ernsthaft im Bild festzuhalten.
Eine sehr schöne Stimmung durch und durch. 531 Stufen ging es letztlich hinauf ... Darum trafen wir wohl auch kaum auf andere Besucher*innen. (Die gingen meist nur bis zu den zwei/drei Selfie Shooting Locations und kehrten dann wieder um...)
Landart à la Korea - Sotdae - Symbol der Hoffnung
Seit den ´drei Reichen ´, (d.h. noch bevor Silla diese geeint hatte), sind die Vögel aus Holz auf Stelzen im Land ein bekanntes rituelles Symbol, das sich bis heute gehalten hat.
Sie kreieren mit einfachsten Mitteln einen Ort des Rituals für die Gebete der Menschen, seit jenen Tagen bis heute. Vögel auf Stelzen symbolisieren am Dorfeingang auch oft die Hoffnung für den Wohlstand der Bewohner*innen. Sie sind gleichsam ein Garten der Hoffung für die Menschen, der dabei untertsützen soll, dass ihre Träume wahr werden. Ein Garten, in dem ihre Wünsche in die Höhe wachsen, in den Himmel fliegen und dort erhört werden...
Kulinarisches Fazit
Heute war Joka komplett glücklich. Eonni und ich haben es ebenfalls genossen. Doch Joka besonders. Eonni durfte als Vegetarierin (nach kurzem hin und her) einfach so von unseren (reichlichen) Beilagen profitieren. Wir haben am Ende noch einpacken lassen. Hätten wir drei Mahlzeiten bestellt, dann wäre das Mittagessen zugleich das Abendessen.
Doch zur Sache. Es war fantastisch. Ich wählte die gefüllten Teigtaschen, Joka die gebratene Makrele. Butterzart. Dazu für alle Algensuppe und eine Fülle von Beilagen. (Wir haben übrigens für (mal wieder) ein gefühltes Festessen zu dritt nur 18 Euro insgesamt bezahlt.)
Eonni hat das letzte Wort.
Als letztes Tagesevent stand ´Cookie´ auf dem Programm. Der kleine Kerl durfte mit den Gästen aus Deutschland Gassie gehen... das war eindeutig ein win-win für alle Beteiligten...