Not Others

Dieses KDrama wäre möglicherweise sang- und klanglos an mir vorübergegangen, wenn ich mich nicht für den Ersatz zur Aushilfe bei der deutschen Untertitelerstellung bereit erklärt hätte. Ich bin froh drum, denn "Not Others" entpuppte sich als unorthodoxe Überraschung - unerwartet substanziell und zudem erfreulich reell in einer eher schlichten, normalen Alltagswelt verwurzelt. Es ist die Geschichte einer Familie, allen voran einer alleinerziehenden Mutter und ihrer Tochter, doch im Fahrwasser sind auch einige wahl- und blutsverwandte Zeitgenoss*innen.

Die Geschichte geht so dahin und wir gehen wie selbstverständlich (und gerne) mit. Also, mir zumindest ging es so. Da war nichts besonders außergewöhnlich und aufregend. Einfach der ganz normale Wahnsinn.

Na gut, zugegeben, schon ein bisschen mehr als der ganz normale Wahnsinn... immerhin ist die Mutter selbst noch Teenager als sie ihr Kind bekommt und will auf einiges an jugendlichem Lebensgefühl nicht gerne verzichten - Verantwortung fürs Kind hin her. Allerdings finden das Skript und die beiden Leads eine gute Tonlage für diese sehr spezielle, ungewöhnliche und an sich schwierige Beziehungsdynamik mit all ihren Herausforderungen. Eine klare Ordnung ´ich bin die Große und du bist die Kleine´ steht hier so manches Mal Kopf. Statt klassisch autoritärer Hierarchie zwischen Eltern und Kind verstehen sich die beiden vielmehr als Verbündete in einer Welt, aus deren Rahmen sie gefallen sind. Die Auseinandersetzung zwischen Mutter und Tochter haben aufgrund der ungewöhnlichen Rollenverteilungen oft einen ein bisschen lustigen Anstrich. Dahinter lauert im Grunde jedoch eine mehr oder weniger bewusste Überforderung auf beiden Seiten. Und dieser Ernst der emotional verzwickten Lage schimmert durchaus immer wieder in der Strategie der Alltagsbewältigung bei beiden durch. Letztlich überzeugen Mutter und Tochter in ihrer lässigen Authentizität sowie erfreulichen Direktheit und Offenheit - ein Kommunikationsstil, der sie von so manch anderen in der Geschichte deutlich abhebt. Dabei brilliert Choi Soo-young, doch insbesondere auch Jeon Hye-jin, die sich hier in der Rolle der immer noch jugendlichen Mutter mal von einer ganz anderen Seite zeigen kann...).

Irgendwann geht es um einen Kriminalfall - der steht jedoch geradezu symbolisch für die ungewollt und schließlich professionalisierte Rolle der Tochter in der innerfamiliären Beziehung: auf ihre Mutter aufpassen müssen/wollen. Und irgendwann geht es auch um die Liebe - symbolisch für die dann doch sehr menschliche Sehnsucht nach einem Partner auf Augenhöhe... bei Mutter und erwachsener Tochter gleichermaßen. Aber kann es für ´Außenstehende´ innerhalb der Mutter-Tochter-Beziehung überhaupt einen Platz geben?

Man/frau sollte "Not Others" bitte nicht als Krimi oder gar als RomCom verstehen.  (Insbesondere die Männer sind hier meiner Meinung nach als Sympathieträger eher zu vernachlässigen...) Letztlich sind es die komplizierten emotionalen Verhaltensmuster, die das Familienleben von Mutter und Tochter im Rahmen ihrer engen, speziellen, außergewöhnlichen Beziehung prägen, und die dem KDrama das Leben einhauchen. Primär ist es eine Familiengeschichte mit einem liebevollen, dennoch kritisch nuancierten Blick auf deren sehr spezielle Beziehungsdynamik. Im Vorbeigehen wird auch noch vorsichtig an traditionellen Familienkonzepten gekratzt. 

Kein KDrama von der Stange (wie so manch anderes in 2023...).

남남 - Namnam
Lit.: Außenstehende

2023, 12 Episoden

Hauptdarsteller*innen:
-Jeon Hye-jin
-Choi Soo-young
-Ahn Jae-wook
-Park Sung-hoon

Plot:

Kim Eun-mi hat ihre Tochter noch während ihrer Schulzeit bekommen. Heute arbeitet sie als Physiotherapeutin. Ihre Tochter Kim Jin-hee ist inzwischen Polizistin. Die beiden leben in einer Art WG. Etwas turbulenter wird es, als Eun-mi in einen Kriminalfall verwickelt wird, in dem die Tochter ermittelt. Und Turbulenzen erzeugt auch der neue Freund der Mutter. Jin-hees (wie sich dann herausstellt, doch recht behütete) Welt gerät damit ziemlich aus dem Gleichgewicht.