Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Zeit und Raum sind relativ

Hellbound

"Die Netflix Produktion "Hellbound" ist im November 2021 sogar noch erfolgreicher auf der weltweiten Streaming-Plattform gestartet als "Squid Game". Dystopien (Geschichten über düstere Zukunftsvisionen) treffen wohl im weltweiten Massenbewusstsein auf einen wunden Punkt - die Angst vor dem, was noch kommt, in Anbetracht dessen, dass nichts mehr so ist, wie es war.... Das ist nicht spezifisch südkoreanisch. Und auch sonst ist man/frau hier eher nicht im Koreanischen unterwegs.

 

Dementsprechend spielt "Hellbound" generell mit der Angst der Menschen. Auch die Figuren der Story spielen mit der Angst der Menschen - hier in Anbetracht einer Hölle auf Erden, die sich - flankiert von einer modernen Form der Hexenjagd - unaufhaltsam breit macht und eine neue Ordnung etabliert, in der kaum Raum für Hoffnung ist. Denn auch als Lohn eines rechtschaffenen Lebens wartet am Ende doch nur der Tod. Im besten Fall ist dieser zumindest nicht schändlich und schamhaft besetzt.

 

Im Mittelpunkt steht dabei für die ´nicht Rechtschaffenen´ ein himmlisches oder besser höllisches Spezialkommando, das in Form riesiger Höllengorillas eigens aus dem Jenseits anreist und mal eben aus dem menschlichen Gebein ein kleines Höllenfeuer auf Erden inszeniert. Nicht minder Shocking ist der Moment, der im Vorfeld bereits Tag und Stunde dieses Todes minutiös ankündigt. (Ich frage mich, warum niemand dem Schicksal einen Streich zu spielen versuchte und sein Leben schon vor der Stunde X selbst ausgelöscht hat... Jedenfalls...)

 

Selten waren unter den Figuren eines KDrama so viele verrückte, wahnhafte, längst von ihrer Seele losgelöste Menschen an vorderer Front der Sekte in Aktion. Die Zahl der wahrhaft Redlichen lässt sich an einer Hand abzählen. Und dazwischen gibt es die große Mehrheit der in Angst gebannten, geblendeten und von den als Hoffnung verkauften Drohungen der Gesellschaft "Neue Wahrheit" gezähmten Masse...

 

Die Aussichten sind wirklich abschreckend. Nicht nur überirdische Prophezeiung und Vollzug des Todesurteils für die schändlichen, verachtenswerten Sünder*innen. Noch mehr eigentlich, was dieses Szenario mit den Menschen macht. Da gibt es die "Speerspitze", die losgelöst von jeglicher Menschlichkeit von den geweihten Sektenpriestern den Freibrief auf rohste Gewalt und Terror bekommt, um eine multimedial angeheizte Neuauflage von Hexenjagd zu vollführen. Und da gibt es die Herren (und Damen) Vorsitzende, die den Menschen ihre neuen ´Gebote´ unterbreiten, und die VIPs, die den überirdischen Gerichtsprozessen feierlich in erster Reihe live beiwohnen... Schlimmer geht´s nimmer. "Hellbound" hat die Menschheit mal eben inmitten des hoch technologisierten 21. Jahrhunderts mühelos ins tiefste Mittelalter zurückkatapultiert. Da ist das Geschäft mit der Sünde hoch im Kurs. Und längst geht es da nicht mehr etwa um die Hoffnung auf ein ewiges Leben (im Jenseits), sondern nur noch darum, sich beim unausweichlichen irdischen Sterben nicht unnötig als Sünder zu blamieren...

 

Für mich ist "Hellbound" höchst ambivalent. Es ist mal wieder super gemacht. Tolle Schauspieler. Spannende Story. Aufwühlend, weil vielleicht von der gesellschaftlichen Dynamik her gar nicht so absurd ...  Aber will/muss man/frau das wirklich ansehen? Da schwingt nichts Positives mit. Selbst das hoffnungsvolle Ende bleibt unter einer Haube aus Angst und Schrecken und will so gar nicht zurück ans Licht finden... (Eine 2. Staffel ist im Gespräch... vielleicht dann? Oder doch nur noch mehr Angst und Schrecken, aus dem es kein Entkommen gibt?)

지옥 - Jiok

Lit.: Hölle

 

2021, 6 Episoden

 

Hauptdarsteller*innen:
-Yoo Ah-in
-Kim Hyun-joo
-Park Jeong-min
-Won Jin-ah
-Yang Ik-june

 

Plot:

In einer nicht allzu fernen Zukunft - es könnte heute passieren - häufen sich in Südkorea mysteriöse Todesprophezeiungen mit genauen Angaben zum Todeszeitpunkt. Zur exakt angegeben Minute erscheinen dann für einen kurzen Moment die Höllengorrillas aus einer anderen Welt (der Hölle?) und die betroffene Person verkohlt innerhalb kürzester Zeit.

 

Ein junger Mann, Jeong Jin-soo, weiß um dieser Vorkommnisse eine Geschichte zu erzählen. Damit gründet er die Gesellschaft "Neue Wahrheit" und verkündet von Gottes Urteil über die sündigen Menschen, die nicht hören wollten... Die Menschen laufen ihm in Mengen zu. Flankiert wird seine Lehre durch viel Geld einerseits und eine Schlägertruppe andererseits.  Als es Jeong Jin-soo gelingt, ein solches Todesurteil im großen Stil live und multimedial zu inszenieren, liegt ihm die Masse zu Füßen. Die zutiefst verängstigten Menschen erhoffen von seinen Lehren und einem in diesem Sinne rechtschaffen geführten Leben etwas Gnade in Gottes Urteil.

 

Zu den wenigen mutigen Zeitgenossen*innen, die dem intelligent aufbereiteten Wahnsinn kritisch gegenüber stehen, gehören die Anwältin Min Hye-jin und der Ermittler Jin Kyeong Hoon. Doch Jeong Jin-soo schafft es geschickt, beide außer Gefecht zu setzen, so dass sie die Etablierung seiner weltweiten neuen Ordnung nicht aufhalten können. 

 

5 Jahre später. Es gibt kaum Menschen, die an der "Neuen Wahrheit" zu zweifeln wagen, geschweige denn, der neuen Ordnung etwas entgegen zu setzen versuchen. Aber es gibt sie. Die vielleicht einzige Chance, das Blatt zu wenden, eröffnet sich, als selbst ein noch völlig unschuldiges Neugeborenes eine Todesprophezeiung erhält. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Die Priester der "Neuen Wahrheit" wollen um jeden Preis verhindern, dass das Baby öffentlich ´hingerichtet´ wird, denn dies wäre mit ihrer Logik kaum zu rechtfertigen und würde das System grundsätzlich in Frage stellen...

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