KDrama nach Themen: Zeit und Raum sind relativ
Ein Mix aus Fantasy, Romance, Comedy und Crime. Stellenweise süß und harmlos, unschuldig und weichgezeichnet. Daneben jedoch entfalten sich auch zahlreiche ernste Themenfelder menschlichen Daseins. Über 16 Folgen hält das KDrama eine recht leichtfüßige Gangart bei - dies eigenwillig durchmischt mit durchaus auch düsterer Jenseitigkeit, die sich immer wieder Raum nehmen darf.
Das kleine, aber feine Team um den auserwählten (verfluchten) Fotografen macht dabei nicht nur Fotos um Mitternacht, sondern erledigt am Ende für so manch verstorbenes Menschenwesen auch noch nachträglich, posthum, das ein oder andere unerledigte Geschäft. Damit ist dann alles gut und die Seelen der Verstorbenen können diese Erde in Frieden verlassen. Denn gut gehen können, dieser Erde beruhigt den Rücken kehren können, das ist doch das A und O für einen Abgang ins Licht... Andernfalls bleibt man/frau schon mal als hungriger Geist hier kleben.
Für manch eine/n der beispielsweise europäischen Zuschauer*innen mag "Midnight Studio" wie ein modernes Märchen anmuten. Für andere ist es tiefe Überzeugung. Die Multidimensionalität des Seins, hungrige Geister und verschiede Variationen von Unterwelten und Sphären, die jenseits ´unserer´ menschlichen Wirklichkeit existieren, sind in der jahrtausendealten buddhistischen Tradition (Koreas) fest verankert. Hieraus schöpft das KDrama und vermengt dies in blühender Fantasie zu einer reizvollen, neuen Geschichte: Eine magische Kamera vermag die Sphären des Seins zu transzendieren und auch Wesenheiten, die bereits dem Jenseits zuzuordnen sind, bildlich abzulichten.
Vor diesem Hintergrund eröffnet "Midnight Studio" den Zuschauer*innen eine liebevoll aufbereitete, bunte, verspielte und zugleich ernsthafte Annäherung an die Sphären jener Seelen, die noch nicht bereit sind, die erdnahen Bereiche und ´unsere´ Wahrnehmungsebene wirklich zu verlassen. Sie haben noch ein letztes Bedürfnis, aufgrund dessen sie hier festsitzen...
Mit jedem einzelnen Fall von Abschiedsfoto wird eine eigene, reizvolle, durchaus auch spannende Geschichte erzählt. Zusätzlich zu diesen in sich abgeschlossenen, meist unabhängigen Einheiten entfaltet sich mit der Zeit allerdings darüber hinaus auch ein übergeordneter Spannungsbogen. Plötzlich sind die einzelnen Fälle gar nicht mehr so unabhängig voneinander. Da legt das KDrama im Verlauf noch ein Spannungspäckchen drauf, so dass das Weiterschauen nicht langweilig wird. Im Gegenteil. Es zieht sogar etwas an. Die dramatischen Verkettungen der einzelnen Schicksale der Protagonist*innen erschließen sich erst über die Zeit...
Oftmals ist das KDrama für meinen Geschmack ein bisschen zu ´süß´, ein bisschen zu flach, ein bisschen zu steif geraten. Ein grandioser Wurf ist "Midnight Studio" in meinen Augen daher eher nicht. Es hat jedoch eine wohltuende Wirkung, der man/frau sich nicht entziehen kann. Das KDrama ist Balsam für die Seele, wenn dann posthum - besser spät als nie - doch noch Unrecht oder ungeklärte, offene Fragen oder gar ein Fluch aufgeklärt werden dürfen.
Letztlich ein in sich stimmiges, gut gemachtes KDrama. Bunt. Effektvoll. Liebevoll. Eine Serie, die gut tun will. Und das tut sie. Trotz der vergleichsweise vielen (eher zwangsläufig) ´spooky´ Geistwesen, trotz der außerordentlich bösen Menschen, die es auch hier gibt, und sogar trotz der besonders bösen unter den hungrigen Geistern versprüht "Midnight Studio" seine Good Vibrations.