Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Bildung & Arbeitswelt

A Wife´s Credentials

Eine gesellschaftskritische Studie mit dem Prädikat "besonders wertvoll"!

"A Wife´s Credentials" habe ich unter "Bildung & Arbeitswelt" gelistet, doch unter "Mehr Drama geht immer" wäre es auch gut platziert gewesen. Das KDrama bietet einen tiefgehenden, stellenweise verstörenden Einblick in die koreanische Alltagsrealität rund um das hierarchische Konzept Familie und in die Erziehung der Kinder. Hinzu kommt jede Menge Lokalkolorit über den schlichten Alltag der unteren und oberen Mittelschicht.

 

Den Rahmen bildet der Bildungswahn, wodurch in Südkorea insbesondere die Mütter unter enormem Leistungsdruck stehen (lange bevor der so recht bei den Schulkindern selbst ankommt). Es wird von den Müttern erwartet, das Kind zu Ruhm und Ehre der Familie derart zu fördern, dass es später die besten Berufsvoraussetzungen hat. Und dies beginnt früh.

 

"A Wife´s Credentials" setzt die kritische Lupe auf genau diese gesellschaftliche Dynamik. Es setzt die Lupe ebenfalls auf die schlechte Ausgangsposition der Frau, die mit der Ehe ihren Beruf aufgibt (aufgeben soll). Das KDrama wirft das Scheinwerferlicht im Vorbeigehen zudem auf das Thema sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz und auf das Stigma der Alleinerziehenden.

 

Im Mittelpunkt steht So-rae, eine einst kreative junge Grafikerin und Kinderbuchillustratorin, die unbeabsichtigt in die Ehe gestolpert ist und sich fortan als Hausfrau und Mutter in einem undankbaren Umfeld bewähren muss. Ihr einziger Lichtblick ist ihr Sohn. Und am Ende soll ihr auch der noch genommen werden. So wird an ihrem Beispiel im Grunde der Werdegang der Demontage jeglichen Selbstwerts nachgezeichnet und der verzweifelte, schier unmögliche Versuch, sich diesen zurückzuerobern. 

 

Mehr als einmal will man/frau So-rae (aber auch manch andere/n) schütteln und rütteln. Es hilft als Zuschauer*in vielleicht, um die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Südkorea zu wissen (...ich war mir dessen beim ersten Mal noch nicht bewusst). Aber die unbeschreiblichen Ungerechtigkeiten, mit denen So-rae von allen möglichen Seiten konfrontiert wird und die sie auf sich sitzen lässt, strapazieren die Nerven schon sehr.

Diese Studie ist stellenweise schmerzhaft anzusehen, aber dabei höchst authentisch erzählt. Dank einer Kim Hee-ae vom Feinsten werden die emotionalen Prozesse von So-rae gar noch authentischer mit Leben gefüllt.

 

Im frischen Widerspruch zur ernüchternden Thematik steht der Soundtrack, der das Geschehen immer wieder beschwingt in eine gut gelaunte, zuversichtliche Stimmung einbettet und Mut macht, sich den Herausforderungen des Lebens beherzt und optimistisch zu stellen.

 

Die verschiedenen Nebenplots runden das Gesellschaftsbild tiefsinnig ab. Und dann ist da die Beziehung zwischen So-rae und Tae-oh, die so erfrischend abseits gängiger Klischees erzählt wird. Einmal keine alberne Keuschheit. Keine romantische Überhöhung. Reell. Geerdet. Einmal kein Held, der für seine Liebste alle erdenklichen Mittel aufbringt, damit die Sonne dann eben im Westen aufgeht... Stattdessen ein wertschätzender, liebevoller, sich auch zurücknehmender, dabei nicht völlig selbstloser, aber geduldiger Partner auf Augenhöhe und an der Seite, wenn frau ihn braucht. Schließlich überzeugt die rundum stimmig erzählte Geschichte mit einem Ende, das auf leisen Sohlen und mit ausbalancierten Schritten für emanzipierte Happiness sorgt.

아내의 자격 - Anaeeui Jagyeok

Lit.: Qualifikationen einer Ehefrau

 

2012, 16 Folgen

 

Hauptdarsteller*innen:

-Kim Hee-ae
-Lee Sung-jae
-Lee Tae-ran
-Jang Hyun-sung


Plot:

Yoon Seo-rae stammt aus einfachen Verhältnissen und ist mit dem Reporter Hang San-jin verheiratet. Dies geht jedoch weniger auf ihre Liebe zueinander zurück, sondern vielmehr auf einen sexuellen Übergriff bei der Arbeit, aus dem damals ihr Sohn Gyul hervorgegangen ist. So ist die Ehe aus der Not geboren und entsprechend lieblos gehen sowohl San-jin als auch seine Familie, die sich aufgrund ihres finanziellen Status für etwas Besseres hält, mit Soe-rae um.

So-rae war mit ihrem in seinen ersten Lebensjahren oft kränkelnden Sohn Gyul meist alleingelassen. Sie hat sich dabei hingebungsvoll um ihn gekümmert und sogar selbst unterrichtet, da er zu oft in der Schule fehlen musste. Doch nun ist es nach Ansicht seines Vaters (und dessen Familie) an der Zeit, dass sich der Junge in einer namhaften, erfolgsversprechenden Schule qualifiziert, um beste Voraussetzungen für einen guten Abschluss dort und somit für die Zulassung zu einer renommierten Hochschule zu bekommen. Dafür zieht er mit Frau und Kind eigens in ein exklusives Wohnviertel mit einer entsprechend erstklassigen Schule. Einigermaßen ernüchternd sind dabei jedoch die Eingangstestergebnisse. Das Niveau von Gyul entspricht nicht den Erwartungen. Die Empörung ergießt sich über Seo-rae, der von der gesamten Familie Versagen auf ganzer Linie vorgeworfen wird. 

 

Seo-rae macht sich als pflichtbewusste Mutter sofort auf die Suche nach geeigneter Nachhilfe, nachdem sie sich sagen lassen muss, dass ihre Qualifikation dafür nicht reicht. ALLE nehmen Nachhilfe. Und je höher die Erfolgsraten der Nachhilfe-Akademie, dass ihre Schützlinge die Prüfungen erstklassig absolvieren, desto teurer und desto rarer sind die Plätze. Seo-rae kommt dafür längst zu spät. Sie gibt jedoch nicht auf. Mit aus Verzweiflung geborenem Mut und einigem Geschick gelingt es ihr, sich mit der Leitung der renommiertesten Nachhilfe Akademie im Viertel, Hong Ji-sun, fast schon anzufreunden. Gyul bekommt seine Chance. Dabei zeigt sich, dass er zwar der Förderung bedarf, jedoch gute Voraussetzungen mitbringt. Im Gegenteil, in seiner geradezu kreativen, freigeistigen Art Probleme anzugehen, ist der den anderen manches Mal (zu deren Verdruss) sogar überlegen.

 

Seo-rae besucht ihre altersdemente Mutter im Pflegeheim. Dabei begleitet sie eine Zufallsbekanntschaft - der Zahnarzt ihres Sohnes, Kim Tae-oh, der im Pflegeheim eine Pro bono Behandlung für die Bewohner*innen anbieten will. Darüber lernen sich die beiden ein bisschen näher kennen und schätzen. Beide fühlen sich in der Gegenwart des/r anderen sehr wohl. Die offensichtliche Sympathie nimmt sich ihren Raum, als die beiden nach der verpassten letzten Fähre ein Fischerboot mieten, das sie trotz hohem Wellengang doch noch ans andere Ufer bringt.

 

Das Leben geht weiter. Ji-sun lädt Soe-rae und ihre Familie über das Wochenende auf einen Camping-Ausflug in die Berge ein. Die Ehe mit ihrem Mann läuft nicht gut. Allzu oft sind sie sich auch in Erziehungsfragen uneins. Sie will ihrem Mann mit diesem Ausflug ihren guten, familienorientierten Willen zeigen. Ji-suns Mann ist allerdings Tae-oh. Entsprechend groß ist der Schock, als sich Tae-oh und So-rae auf dem Campingplatz plötzlich gegenüberstehen.

 

Das Ergebnis des Ausflugs: die beiden Kinder verstehen sich blendend, San-jin hat einen Kater, Ji-sun weiß um das heimliche Band zwischen So-rae und Tae-oh, denen wiederum ist nach diesem Wochenende jämmerlich zumute.

 

Von nun an übertrifft sich das KDrama in Sachen "mehr Drama geht immer" geradezu selbst. Gleich Dominosteinen kommt eins zum anderen. So-rae kann tun und lassen, was sie will, sie steht unvermittelt mit dem Rücken zur Wand. Als Ehefrau, die ihren Mann betrügt hat sie im Jahr 2012 in Südkorea schlechte Karten. Ehebruch ist strafbar. Sie findet sich mittellos auf der Straße. Doch ohne Job, Wohnung und Auskommen hat sie keine Chancen auf das Sorgerecht. Tae-oh wird zwar von seiner Frau letztlich auch vor die Türe gesetzt, aber als Mann und Zahnarzt steht die Gesellschaft ihm wohlwollender gegenüber. Er versucht So-rae zu unterstützen, mal offen, mal heimlich. So-rae hat zwar alle Mühe, doch sie gibt nicht auf trotz ihrer prekären Lage gleich einem Frosch im Milchglas sich neuen Boden unter den Füßen und etwas Respekt, allem voran Selbstrespekt, zu erstrampeln. 

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