Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Crime and Politics

The Kidnapping Day

"The Kidnapping Day" lebt von seinen beiden grandiosen Protagonist*innen. Ich bin versucht zu sagen: von DER ProtagonistIN. Die weibliche Hauptdarstellerin ist einfach wunderbar. Eine echte Entdeckung. In ihrer exzentrischen Rolle kommt sie dabei meiner Meinung nach gerade auch deswegen so brillant zur Geltung, da ihr erwachsenes Gegenüber, der Kidnapper, eben so ist, wie er ist. Als eher tapsiger Herzmensch ist er praktisch der Gegentwurf zur elfjährigen, aber hochintelligenten Besserwisserin.  Er ist es jedoch, der sich von der hochintelligenten Fassade nicht täuschen lässt und dahinter das Mädchen sieht, das wie jedes Kind ganz natürlich auch kindliche Bedürfnisse hat. Er ist derjenige, der diese befreit und nährt. Er mag ihr in Sachen Intelligenz nicht das Wasser reichen können, doch er ist der erste wahre Erwachsene, der das tut, was Erwachsenen für Kinder tun sollten. Er sorgt sich um sie und versucht sie zu beschützen. Daraus formt sich die geniale Mischung dieses originellen Teams, das den ureigenen, liebevollen Herzschlag des KDramas erzeugt, wodurch es die Menschen erreicht und zu berühren vermag. 

 

Die Verfolgungsjagd bietet viel Witz und Situationskomik, doch dahinter schwingen zugleich ernste Themen. Immerhin gibt es einen ungeklärten Mordfall. Außerdem handelt es sich um einen Fall von Entführung, auch wenn sich die Vorzeichen im Verlauf wandeln mögen. Hinzu kommt die traurige Umstand, dass Gesundheit oft eine Frage des Geldbeutels ist. Und letztlich lungert hinter all dem auch noch das Thema Missbrauch. "The Kidnapping Day" vermag außerdem in eigenwilliger Weise das Dauerbrennerthema "Bildungshype in Südkorea" ganz neu anzupacken und in einen spannenden Krimi zu verstricken.

 

Was anfangs als Kidnapping startet, schlägt doch innerhalb kurzer Zeit eine völlig andere Richtung ein. Das Opfer wird zum Mastermind. Die Polizei, oder zumindest einer der Ermittler, denkt mit und wagt es, bei diesem ungewöhnlichen Fall auch ungewöhnliche Pfade zu beschreiten. Gut und böse lassen sich mal wieder nicht so eindeutig schwarz und weiß voneinander abgrenzen. Skrupellose Bösewichte gibt es dennoch. Komplexe, in der Vergangenheit liegende Verflechtungen verschiedener Schicksalswege ebenfalls.

 

"The Kidnapping Day" weiß auf verschiedensten Ebenen zu liefern. Die Zuschauerzahlen  haben sich im Verlauf mehr als verdoppelt. Mich hat (wie offenbar viele andere auch) der besondere Charme der beiden Leads ebenfalls erreicht und ich bin gerne dabeigeblieben. Wohlgemerkt jedoch insbesondere wegen der originellen Beziehungsdynamik der beiden Leads, und wie die beiden das Kidnapping, die Aufklärung des Mordfalls und die Rückführung in erfreulich geistreicher Weise prägen. Das KDrama lebt eigentlich davon. 

 

 

 

PS:

Die beiden Protagonist*innen - wie sie miteinander umgehen - das ist die piffige Stärke und die liebenswerte Würze. Der Rest in seiner stellenweise eher blassen Nachlässigkeit ist offenbar das Produkt der neuen Zeitrechnung, die im KDrama-Orbit angebrochen ist. Zahlreiche neue Netzwerke spielen ja inzwischen munter mit auf dem Markt, so auch ENA - ein Netzwerk der Korean Telekom, die sich 2022 neu aufgestellt hat, um künftig (wie einige andere mehr) im Top-Segment des Pay-TV mit eigenen KDrama Produktionen vorne mitzumischen. ENA hat 2023 allein 22 Serien produziert. Überhaupt haben sich die KDrama Produktionen 2023 gefühlt verdoppelt (ich habe nicht gezählt).

 

Doch was für die Fans wie ein Segen anmutet, entpuppt sich ein bisschen als Mogelpackung. Viel Allerlei ist die Konsequenz. Woher sollen auch all die originellen Ideen am laufenden Band herkommen? Und wenn es spannende Ansätze gibt, dann sind sie noch lange nicht stringent durchgearbeitet... Quantität geht selten automatisch mit Qualität einher. Und anders herum funktioniert es ebenfalls nicht. Dementsprechend hat auch "The Kidnapping Day" unter dem Zahn der Zeit zu leiden: Nachlässigkeit hier und da sind zu beobachten. Erfreulich ist in diesem Fall, dass die tragende Größe und treibende Kraft DIESER Story - die eigentümlich liebevolle Beziehungsdynamik der beiden unkonventionellen Leads - wirklich zu tragen vermag. Und zwar derart versöhnlich, dass ich wohlwollend bereit war, über so manche Schwäche hinwegzusehen.

유괴의 날 - Yugoe-ui nal

Lit.: Tag der Entführung


2023, 12 Episoden

 

Hauptdarsteller*innen:

-Yoon Kye-sang
-Park Sung-hoon
-Yu-na
-Kim Shin-rok
-Kim Sang-ho
-Seo Jae-hee
-Kang Young-seok

 

Plot:

Kim Myeong-jun entführt auf Geheiß seiner Ex-Frau ein junges Mädchen aus reichem Hause. Der Grund: seine Tochter benötigt eine teure Operation, die sich die Eltern nicht leisten können. Tatsächlich fällt ihm die elfjährige Choi Ro-hee förmlich vor die Füße ...und hat ihr Gedächtnis verloren. Dem gutmütigen Myeong-jun wächst der Kidnapper-Job dann doch über den Kopf und er möchte das neunmalkluge Mädchen wieder zurückgeben. Wenn das mal so einfach wäre. Damit löst er im Gegenteil eine ganze Reihe von beängstigenden Reaktionen aus, die es ihm immer schwerer machen, einfach wieder auszusteigen...

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