KDrama nach Themen: Historiendramen
"Oasis". Hm, ich habe mehrfach überlegt, ob ich die Serie weiterschauen soll... Ich habe auch mehr als einmal überlegt, ob ich darüber etwas schreiben will... Meine Gefühle zu diesem KDrama waren und sind ambivalent. Ein kleines Phänomen, daher (aus meiner Sicht) dann doch erwähnenswert.
Klar, da gab es so holprige Details, wie etwa die künstliche Hautbräunung der Jungs in jungen Jahren, aber an denen will ich mich gar nicht aufhalten.
>> Entscheidend war und ist für mich, dass ich eigentlich NIEMANDEN so richtigt mag in dieser Geschichte. Verstehen ja. Mitfühlen ja. Aber Sympathie? So richtig konnte ich mit keiner/m warm werden. Das hatte ich so noch nie. Sie waren mir eigentlich ziemlich egal. Die Lovestory, der unbelehrbare Nebenbuhler, das Kino des Vaters Zurückholenwollen, das alles hat bei mir nur bedingt gezündet. Deswegen war ich auch versucht, der Story den Rücken zu kehren. Ich will da jetzt nicht den Schauspieler*innen ihre Fähigkeit absprechen. Damit täte ich ihnen unrecht. Sie haben ihre Rollen sichtlich angenommen. Es gibt da eine Reihe starker Momente. Aber möglicherweise waren sie trotzdem nicht die richtigen dafür? Ich plädiere jedenfalls dafür, dass dieses Mal die Persönlichkeitsportraits einfach NICHT so toll gezeichnet waren. ...Ich meine, das ist nicht gerade die Stärke des Skripts...
Das andere ist der historische Kontext der Serie - die Achterbahnfahrt der 80er und 90er Jahre. Die haben es in Südkorea als neuralgische Nahtstelle zwischen Diktatur und Demokratie in sich. Da will ich mich jetzt aber auch nicht daran aufhalten.
>> Entscheidend war für mich, dass mir die STORY des KDramas überhaupt nicht egal war. Darin verflochten steckten tatsächlich unzählige Momente, die mich zutiefst berührt haben. Das, was den Dynamiken, den Twists und Turns zu Grunde liegt. Allem voran die Saat die dem ganzen Drama zu Grunde liegt: die fatale Loyalität des ehemaligen Sklaven nicht nur seinem verstorbenen Herren gegenüber, der sich im Unabhängigkeitskampf verdient gemacht hatte, sondern auch dessen Sohn gegenüber, dem er inzwischen als freier Mann dient. (Aber auch die Früchtchen, die aus dieser Saat hervorgingen, und noch einiges mehr.) Die Umstände, die Zwänge, der gesellschaftliche Kontext, der durchschimmert, in dem, wie er die Menschen prägt(e), das alles hat mich sehr wohl erreicht.
Wie diese Wirkkräfte der Zeit so wie selbstverständlich im Hintergrund mitlaufen und dabei das Leben der Protagonist*innen an entscheidenden Punkten immer wieder aufmischen, das meine ich, hat das Skript recht gut gemacht. (Jedoch weiß ich nicht, ob das auch so gewirkt hätte, wenn ich um die politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge jener Zeit nicht bereits einiges gewusst hätte.)
Vielleicht könnte ich meinen Eindruck so zusammenfassen: Das Portrait, wie die Zeitdynamiken mit den persönlichen Schicksalen verflochten sind, ist in "Oasis" gut gelungen. Das Portrait der (vergleichsweise schal gezeichneten) Protagonist*innen hingegen weniger. Diese Diskrepanz in meinem eher indifferenten Erleben der Hauptfiguren einerseits und der emotionalen Wucht, mit der die Story immer wieder ausholt, andererseits, das ist ein Phänomen, das ich so noch nicht erlebt habe. (Ich will aber nicht meinen, dass dies anderen genauso gehen muss, wie mir.)
Kurzum. Ich habe bis zum Ende geschaut und war dann doch immer wieder gespannt, wie es weitergeht, Ambivalenz hin her. Ich kann auch nicht sagen, dass ich es bereut habe. Aber befriedigend toll war es (trotz punktuell knalligem Finale) dennoch nicht.
Klitzekleine Randnotiz:
Re: 80er und 90er:
Im Zusammenhang mit z.B. den KDramen "Sandglass" und "Giant" bin ich in meinen Reviews auf
einiges an politischem Zeitkolorit der 1980er und 1990er schon näher eingegangen. Vieles davon trifft für den historischen Kontext von "Oasis" ebenso zu. (Im Zweifelsfalls: siehe dort.) Hier rückt
dabei die Rolle des Geheimdienstes etwas stärker in den Fokus.
Re. Kino:
Die Zeit der Diktatur war durch Zensur geprägt. Außerdem gab es keine Reisefreiheit. Dementsprechend war das Kino das Fenster zur Welt (in Bezug auf ausländische Filme), und bot generell eine
Leinwand, um sich zumindest für eine Weile von den eigenen Miseren weg zu träumen. Das mag mehr oder weniger überall auf dieser Erde so zutreffen. Doch in Südkorea jener Zeit sicherlich mehr als
beispielsweise in Europa. Die Rolle des Kinos steht in "Oasis" nicht nur zufällig stellvertretend für eine Form von Freiheit(skampf - insbesondere der
weiblichen Protagonistin).
오아시스 - Oasiseu
Lit.: Oase
2023, 16 Episoden
Hauptdarsteller*innen:
-Jang Dong-yoon
-Seol In-ah
-Choo Young-woo
Plot:
Lee Doo-hak und Choi Cheol-woong wachsen als Schulkameraden auf. Cheol-woong ist dabei der protegierte Sohn des reichen Grundbesitzers, Doo-hak hingegen Sohn des ehemaligen Sklaven des Hauses, der auch heute noch als einfacher, armer, aber freier Mann mit seiner Frau im Dienste dieser Familie steht. Das Gefälle in der Klassenzugehörigkeit bringt immer mal wieder rivalisierende Spannung in die Freundschaft der beiden Jungs. Ebenso, die Tatsache, dass Doo-hak die besseren Schulnoten hat und zumindest von seiner Intelligenz her das Potenzial aufbietet, zu studieren und gesellschaftlich gut aufzusteigen. Noch komplizierter wird die Beziehung zwischen den Jungs, als die hübsche und selbstbewusste Oh Jung-shin mit ihrem Vater in die Provinz zieht und das Herz der beider Jungs aufmischt. Und auch da hat Doo-hak zum großen Ärger von Cheol-woong die Nase vorn.
Ein Zwischenfall, den Cheol-woong zu verschulden hat, für den jedoch Doo-hak den Kopf hinhalten soll, verändert das Leben von Doo-hak von Grund auf. ´Gehe direkt in das Gefängnis, gehe nicht über Los´... seine so aussichtsreichen Chancen im Leben sind von jetzt auf gleich bei null. Cheol-woong hingegen geht derweil seinen vorbestimmten Weg unbehelligt weiter. Nur bei Jung-shin laufen für ihn die Dinge nicht nach Plan. Sie steht für sich, schätz ihn NUR als Kumpel und macht sich ihrerseits auf den Weg, das Kino ihres Vaters zurück zu bekommen - und sucht überhaupt ihre Zukunft in der Filmindustrie.
Nachdem Doo-hak aus dem Gefängnis entlassen wird, erarbeitet er sich einen Ruf in Gangsterkreisen. Cheol-woong wiederum landet nach holprigen Studienjahren, die im Zeichen der Olympiabewerbung hochgepeitschten Kontrollmaßnahmen des diktatorischen Sicherheitskommandos stehen, dann doch in der Staatsanwaltschaft von Seoul. Er weiß nicht, dass sowohl er -als Staatsanwalt-, als auch Doo-hak -als Gangster- beide für den selben Drahtzieher hinter den Kulissen arbeiten. Noch fataler wird es, als sich herausstellt, dass seine Mutter die erste Liebe dieses Mannes ist. Und diese Liebe soll nun auf Umwegen doch noch eine Chance bekommen, wodurch auch Choel-woongs Machtposition positiv beeinflusst würde. Cheol-woong, selbst nach all den Jahren immer noch hoffnungslos unglücklich verliebt in Jung-shin, schreckt zumindest dann vor nichts zurück, wenn es darum geht, Jung-shin doch noch als Frau an seine Seite zu bringen...