KDrama nach Themen: Rom +/- Com
Wunderbar. Einfach wunderbar. Ein Glanzlicht unter den KDramen aus dem Jahr 2022.
Prädikat "besonders wertvoll". Auf allen Ebenen. Bis hin zum Soundtrack.
Stimulierend, inspirierend, stellenweise geradezu mitreißend wirkt die Story allem voran durch eine bravouröse Kim Tae-ri. Sie ist zum Zeitpunkt des Drehs 32 Jahre, spielt hier jedoch mühelos frisch und lebensfroh einen Teenager mit eigenem ehrgeizigen Traum in Zeiten widriger Umstände.
"Twenty-Five Twenty-One" ist als Teeny-Geschichte verpackt, die in zwei Zeitschienen erzählt wird. Damals und heute. Die Protagonistin von damals ist heute Mutter. Sie ist im Clinch mit ihrer Tochter, die ihre Ballett-Karriere hinschmeißen will. Im Haus der Großmutter findet der rebellische Teenager Zugang zur jugendlichen Vergangenheit ihrer Mutter, die damals ihrerseits ebenfalls ihre Schwierigkeiten mit ihrer Mutter hatte, und beherzt ihren Traum verfolgte, Fechterin im Nationalteam zu werden.
Romantische Gefühle bleiben im Verlauf nicht aus. Doch auch diese Storyline entwickelt sich jenseits der Erwartungen nicht zuletzt durch die zwei parallel erzählten Zeitschienen recht eigenwillig. Die Liebe zeigt sich hier eher in der Qualität eines inspirierenden, Mut machenden, Kraft spendenden ´Regenbogens´, wie die beiden Protagonist*innen so schön feststellen. Schade, dass man/frau sie (die Liebe) nicht so lassen kann, sondern früher oder später einfangen, festbinden und in ein Konzept ´Partnerschaft´ packen will - mit all den Erwartungen und Enttäuschungen, die damit einher gehen...
"Twenty-Five Twenty-One" ist unter Rom+/-Com gelistet, doch eigentlich versteht es sich nicht als Rom+/-Com-Märchen. Von Anfang an ist es kein Märchen. Es erzählt davon, was es bedeutet einen Traum zu haben und diesem beherzt zu folgen. Es erzählt davon, seinem Herzen zu folgen, auch wenn dabei Herzen brechen könnten. Es erzählt von Leidenschaft. Und von der Liebe in ihren sehr verschiedenen Formen und Gestalten. Es geht schon um Romance als eine prägende Kraft im Leben, doch die Story legt dabei den Schwerpunkt nicht auf eine verklärende Romantik und Überhöhung der Bedeutung von Partnerbeziehung.
Tatsächlich steckt die Story voller Lebenskraft, Biss, Hoffnung und Lebensfreude im Angesicht einer der schlimmsten wirtschaftlichen Nachkriegskrisen, die Südkorea durchlaufen hat.
Insofern bietet das KDrama im Vorbeigehen auch einen expliziten Einblick in die sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Wirtschaftskrise der 1990er Jahre.
Daher hier noch eine Randnotiz:
Asienkrise der 1990er, das Strukturanpassungsprogramm des Internationalen Währungsfonds (IWF), und die nationalistische Gesinnung des Volkes, die Südkorea den Weg in die neoliberale Globalisierung ebnete
Im Zuge der Asienkrise implementierte der IWF von Dezember 1997 bis zum Dezember 2000 seine Strukturanpassung (SAP) in Südkorea, die bis heute als großer Erfolg gewertet wird. Andere sagen, der Aufschwung wäre dem disziplinierten nationalen Bewusstsein des Volkes geschuldet. Unbestritten ist der massive wirtschaftlichen Einbruch, den Südkorea im Strudel der Asienkrise erlebte. Unbestritten ist ebenfalls der beeindruckend erfolgreiche Wiederaufschwung seit 1999.
Nachdem die internationalen Investoren ihre Kredite im Angesicht der unsicheren Krisensituation auf dem asiatischen Kontinent von dort abgezogen hatten, geriet Südkorea in eine Zahlungsbilanzkrise. Hier kam der IWF ins Spiel, der mit Hilfskrediten in Höhe von rund 58 Mrd. US-Dollar sein bis dahin umfangreichstes Rettungspaket schnürte. Die Bedingung: Für drei Jahre sollte das Land ein SAP-Programm erfüllen: Neben einer konsequenten Hochzinspolitik waren dabei staatliche Sparmaßnahmen, eine komplexe Kapitalmarktliberalisierung sowie die Sanierung des Finanzsystems gefordert.
Durch die Zahlungsbilanzkrise hatten bereits zahlreiche Banken Insolvenz angemeldet oder waren verstaatlicht worden. Durch die Hochzinspolitik des IWF folgten nun bereits in den ersten drei Monaten des SAP unzählige Unternehmensinsolvenzen, darunter auch einige Jaebeol Konglomerate. Südkorea zahlte den Preis seines Wirtschaftsaufschwungs der vorigen Jahrzehnte, dessen Fundament auf hohen Verschuldungs- und Wachstumsraten gebaut war. Die Arbeitslosigkeit verdreifachte sich. Das Bruttoinlandsprodukt sank innerhalb eines Jahres um 6,7 Prozent.
Der eindrucksvolle Wiederaufschwung, der hierauf folgte, ist auf Kosten der breiten Bevölkerung möglich geworden. Südkoreas schnelle Rückkehr auf die vordersten Plätze des Weltmarktes steht hier weltweit für einen Sonderfall, der wohl weniger durch das SAP des IWF errungen werden konnte, als durch die nationalistisch hochmotivierten Südkoreanerinnen und Südkoreaner. Sie haben auf ihrem Rücken die möglicherweise fragwürdige, doch zugleich faszinierende wirtschaftliche Erfolgsgeschichte geschrieben.
Zum einen wurden die Menschen Opfer von weitreichenden Rationalisierungs- und Konzentrationsprozessen. Dies führte einerseits zu Massenentlassungen, andererseits zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes. Viele der demoralisierten Arbeitslosen versuchten es später gar nicht mehr, den Weg zurück in die Arbeitswelt zu finden. Andere wurden neu als irregulären Zeitarbeiter*innen (mit weniger Gehalt, Sicherheit und Rechten) vermittelt. Diese machten nach der Krise mehr als die Hälfte der Beschäftigten aus und ihr Anteil ist auch bis heute weit höher als in anderen OECD Staaten.
Zum anderen waren sehr viele Menschen auch aus einem sehr speziellen südkoreanischen Nationalismus heraus bereit zu persönlichen Opfern: sie verzichteten bewusst auf den Konsum von Importartikeln, parallel konnte der Export eigener Waren deutlich gesteigert werden. Der Bedarf an ausländischem Kapital für den Aufschwung ist tatsächlich mit nur 5 Prozent beziffert. Der Anteil des Exportes am BIP konnte sich von 25 Prozent 1996 auf 41 Prozent 1998 steigern. 95 Prozent des Nettozuflusses an Devisen während der Laufzeit der SAP stammten aus dem Leistungsbilanzüberschuss. Möglich wurde dies, durch eine disziplinierte Bevölkerung, die nicht etwa in massenhafter Panik Banken zu erstürmen versuchten, sondern sogar selbst ihre privaten Devisen und Ersparnisse, unter anderem auch in großen Goldsammelaktionen, zu Gunsten der nationalen Reserven in die schwache Landeswährung umzutauschen bereit waren.
Der makroökonomische Erfolg ist enorm, der aus dieser nationalistischen Gesinnung auf Kosten der Bevölkerung erwachsen ist. Viele verloren dabei ihren Job und ihr Vermögen. dennoch ließen sich die Südkoreaner*innen überwiegend auf die Buy-Korean-Kampagne ein und verzichteten auf importierte Konsumartikel. In diesem Zusammenhang ist übrigens auch der Marktanteil südkoreanischer Filme in den Kinos von 23 Prozent 1996 auf 50 Pro-zent 2001 angewachsen. (Eine Aspekt, der auch im KDrama seinen eigenen kleinen Raum bekommt...)
스물다섯 스물하나 - Seumuldaseot Seumulhana
Lit.: 25 21
2022, 16 Episoden
Hauptdarsteller*innen:
-Kim Tae-ri
-Nam Joo-hyuk
-Bona
-Choi Hyun-wook
-Lee Joo-myung
Plot:
- 2022:
Kim Min-chae läuft vor ihrer Ballettvorführung bzw. einer Karriere als Balletttänzerin davon und findet Unterschlupf bei ihrer Großmutter. Dort stößt sie auf einige Relikte aus der Vergangenheit ihrer Mutter. Unter anderem ist darunter auch ein Tagebuch, aus dem Min-chae einiges über ihrer Mutter Jugendzeit und ihren Traum vom erfolgreichen Fechten erfährt.
-1998:
Na Hee-dos Schule streicht im Rahmen der krisenbedingten, landesweiten staatlichen Sparmaßnahmen das Fechttraining, in dem sie eisern und voller Freude trainiert hatte, da sie unbedingt wie ihr Vorbild Go Yu-rim in die Nationalmannschaft will. Um weiter ihren Traum verfolgen zu können, möchte sie daher an Yu-rims Schule wechseln, in der das Training weiterläuft. Sie will sich durch die Gegebenheiten der Zeit ihre Jugend und ihren Traum nicht nehmen lassen. So kämpft sie sich mit Unterstützung ihrer Trainerin unerbittlich bis in die Nationalmannschaft.
Auch Baek Yi-jins Lebensweg wird durch die Krise erschüttert, da das Konglomerat seines Vaters Insolvenz anmelden muss, die Eltern sich deswegen scheiden lassen und Yi-jin nun für sich selbst (und seinen Bruder) verantwortlich ist. Er lebt von mehreren Teilzeitjobs und lernt dabei Hee-do kennen.