Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Mehr Drama geht immer

Sorry, I Love You

"Sorry, I Love You" ist ein weiteres frühes Meisterstück bewährter KDrama-Kunst, das die Ungerechtigkeiten am einfachen Menschen wieder einmal mit einfühlsamer Finesse emotional aufreibend durchjongliert - vor dem Hintergrund einer südkoreanisch sensibel neu aufgelegten Romeo&Julia-Lovestory.

 

Erniedrigung, Ausbeutung, Abwertung sind der Alltag der gesellschaftlich Schwachen, während die gefeierten, einflussreichen Zeitgenoss*innen in ihrer Überheblichkeit und ihrem Hochmut keinerlei Scham zu kennen scheinen. So Ji-sub verkörpert hier eindringlich subtil kontrollierte, geballte, unterdrückte Wut. Er wird in doppelter Hinsicht zu einer unkalkulierbaren, jederzeit scharfen Zeitbombe. In der Figur des Protagonisten vereinen sich dabei in einer fatalen Mischung Hass und Mitgefühl, Liebe und Gleichgültigkeit. Von all den frühen Makjang-geschwängerten KDramen ist mir "Sorry, I Love You" eines der liebsten. Auch wenn die `Liebe´ fett im Titel steht, so ist sie hier vergleichsweise wenig plakativ und klischeehaft romantisiert, sondern eher schlicht, dafür nicht minder berührend und auch aufrichtig (...und selbstverständlich dramatisch komplex verwickelt.)

 

Hier gibt es Bruderrivalität, Rache, vertauschte Babys, Geheimnisse, komplizierte Gefühle, Unfälle, Krankheiten - das ganze Programm in neuer Durchmischung aufbereitet. Die Reichen sind hier weniger wegen ihrer ökonomischen Macht in überheblicher Position, sondern eher wegen ihrer enormen Berühmtheit als Medienstars. Deswegen fühlen sie sich als etwas Besseres. Das KDrama bringt es in konzentrierter, meist subtil verhaltener (und dadurch noch vehementer einschlagender) emotionaler Wucht zum Ausdruck, wie willkürlich, verlogen und unbegründet es ist, dass manche Menschen meinen, ´mit Fug und Recht´ über anderen zu stehen und über sie bestimmen zu können/dürfen. 

 

Dabei nutzt das KDrama einen selten vorgefundenen dramaturgischen Schachzug, um der emotionale Wucht beim Aufeinandertreffen zweier Welten noch mehr Kraft zu verleihen: Der Protagonist wurde als Kind ins Ausland zur Adoption freigegeben. Damit ist er nicht nur mit dem Gefühl, nicht gewollt zu sein, aufgewachsen, sondern auch mit anderen, westlich sozialisierten (australischen) Werten. Unterwürfigkeit und Demut zählen dabei nicht zu seinen Stärken. Respekt vor Autoritätspersonen kennt er eher nicht oder die Autorität muss sich zumindest erst einmal als solche beweisen. In Südkorea funktioniert dies jedoch anders. Da er Koreaner ist, sieht man/frau dem Protagonisten seine Ungezogenheit nicht nach (wie vielleicht einem Ausländer, dem man/frau Unwissenheit unterstellen mag.) Er ist in den Augen seiner Mitmenschen einfach nur unmöglich und in seinem Benehmen inakzeptabel.

 

Eine berührende Story, die wütend und auch betroffen macht. Die Zuschauer*innen fahren im Roller Coaster der Gefühle - während der eine emotionale Looping noch nicht vollzogen ist, befindet man/frau sich schon in der Anfahrt zum nächsten. (Remakes hiervon gab es zwischenzeitlich schon mehrere...)

 

Randnotiz: Adoption südkoreanischer Kinder ins Ausland

...hat eine traurige Geschichte, die nach dem Ende des Koreakrieges begann.  Rund 200.000 Kinder wurden seitdem allem voran aus Familien in den USA, doch auch aus Kanada, Australien und Europa adoptiert. Erst waren es Kriegswaisen, dann Kinder aus armen Familien, doch dann auch Kinder aus unehelichen oder geschiedenen Verhältnissen. In den 1970er/80er Jahren wurde daraus ein gutes Geschäft. Auf der einen Seite verhängte die Regierung regelrechte Quoten an die Adoptionsagenturen. Auf der anderen Seite war die Nachfrage aus westlichen Ländern groß. Stellenweise blühte die Korruption - die Kinder wurden an die Meistbietenden vergeben. Auf einen Adoptionsstop im Angesicht internationaler Kritik folgte eine erneute Liberalisierung der Gesetzgebung, denn die (fehlende) Adoptionspolitik der vergangene Jahrzehnte hatte zur Folge, dass das Sozialsystem auf die Menge an ´Waisen´ (ausgesetzten Kindern) nicht vorbereitet war.

 

Aus den meisten Kindern sind inzwischen mündige Erwachsene geworden, die sich organisieren und für Veränderung eintreten, um künftigen Kindern zu ersparen, was sie selbst durchmachen mussten: in einem Land, in einer Kultur aufzuwachsen, in der sie als Fremde angesehen, für ihr Anderssein gemobbt und mit rassistischen Vorurteilen konfrontiert werden. Wo sie in vielen Fällen - je nachdem, in was für Familien sie gelangen - auch Fremde und Ausgestoßene bleiben, denn ihre Herkunftsland kann ihnen auch keine Heimat sein/werden. Der ´Hass auf die Heimat´ ist unter Auslandsadoptierten wohl eher hoch. 2004, als das KDrama erschienen ist, war die Stimmung in Südkorea für die Belange der Auslandadoptionen sensibilisiert und so wurde mit der Story ein kritisch diskutiertes Thema mit ´Leben´ gefüllt. 2006 wurde in Südkorea ein Adoptionstag eingeführt und seit 2007 sind die Zahlen im Verhältnis erstmals gekippt: es gibt nun tendenziell mehr Inlands- als Auslandsadoptionen in Südkorea...

미안하다, 사랑한다 - Mianhada, Saranghanda

Lit.: Tut mir leid, ich liebe dich

 

2004, 16 Episoden

 

Hauptdarsteller*innen:
-So Ji-sub
-Im Soo-jung

 

Plot:

Cha Moo-hyuk ist als gebürtiger Koreaner in Australien aufgewachsen, nachdem seine Mutter ihn gleich nach der Geburt zur Adoption freigegeben hatte. Da seine Adoptiveltern ihn ebenfalls schon früh vor die Tür setzten, ist er nun auf den Straßen Melbournes zu Hause und lebt von Betrügereien mit Touristinnen.

 

Auf diese Weise lernt er Song Eun-chae, eines seiner Opfer, kennen. Sie begleitet den Sänger Choi Yoon, mit dem sie seit Kindheit befreundet ist und für den sie heute als Mode-Koordinatorin arbeitet. Nachdem Eun-chae jedoch von Moo-hyuks Bande alles geraubt wurde, steht sie von einer Minute zur nächsten ohne Geld, Handy, Pass und Übernachtungsmöglichkeit da. Moo-hyuk hat ein Auge auf sie. Auch findet er ihre Sachen und gibt sie ihr zurück. Danach trennen sich ihre Wege.

 

Einige Zeit später, auf der Hochzeit von Moo-hyuks Exfreundin, wird Moo-hyuk von zwei Kugeln am Kopf getroffen, die eigentlich für den Bräutigam gedacht waren. Eine kann jedoch operativ nicht entfernt werden und bleibt ihm als schwer kalkulierbare, potenzielle Zeitbombe... Von Schuldgefühlen geplagt gibt ihm seine Exfreundin Geld, um nach Korea zu reisen und dort seine Mutter aufzuspüren. Dabei handelt es sich um die Mutter jenes Sängers Choi Yoon, mit dem Eun-chae nach Melbourne gekommen war. Sie ist selbst ebenfalls eine Berühmtheit im eigenen Land. Tatsächlich hat Moo-hyuk offenbar auch eine Zwillingsschwester, die in Südkorea verblieben ist, jedoch seit einem Unfall vor vielen Jahren geistig behindert wurde. Sie hat einen kleinen Jungen - Moo-hyuk ist also auch Onkel.

 

Moon-hyuk Gerechtigkeitssinn wird sehr strapaziert. Nachdem er bislang davon ausgegangen war, dass seine Mutter ihn aus Gründen der Mittelosigkeit weggeben hatte, muss er nun erkennen, dass das Schicksal ihm und seiner Schwester schlichtweg nur Böses wollte. Er will Genugtuung und feilt an seiner Vergeltungsmaßnahme. Als neuer, cooler Manager für den Sänger Yoon, der bei der Mutter lebt, kreuzen sich seine Wege jedoch auch wieder mit Eun-chae. Seine einfach gestrickte Welt wird zunehmend komplizierter, während er einerseits seine Rachepläne verfolgt und andererseits einsehen muss, dass seine Liebe für Eun-chae wächst, die ihrerseits jedoch nur Augen für Yoon zu haben scheint.

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