KDrama nach Themen: Zeit und Raum sind relativ

Was wäre gewesen, wenn...? Hätte... hätte...

Den originellen dramaturgischen Hintergrund für "Familiar Wife" bietet ein magisch sich auftuendes Wurmloch, durch das man/frau in der Zeit zurückreisen kann. Für den Protagonisten eröffnet sich dabei - als er es ganz im Stile von "Täglich grüßt das Murmeltier" tatsächlich begreift - die Möglichkeit, für sein Leben neue Entscheidungen zu treffen und den weiteren Verlauf ab dem Moment X vor 12 Jahren, als er erstmals seiner künftigen Ehefrau begegnet ist, entsprechend zu verändern. Da er derzeit so gar nicht glücklich mit seinem Lebensumständen ist, nutzt der diese Chance gerne.

Mit diesem magisch angehauchten Aufhänger spielt die Story eine alternative Variation von Lebensverlauf exemplarisch durch - eine, die dem Protagonisten ein Leben so sehr viel mehr nach seinem Geschmack beschert. Oder ist das vielleicht auch nicht so toll? 

Die Moral von der Geschichte: Mann kommt nicht umhin, sich an die eigene Nase fassen zu müssen. Sein ´neues´ Leben konfrontiert den Protagonisten mit wertvollen neuen Erfahrungen und schmerzlichen Erkenntnissen über eigene ´Fehler´. Es eröffnet ihm die Chance, seine Ehefrau mit frischen Augen zu sehen und besser verstehen zu lernen.

Die behutsam erzählte Geschichte kommt mit Herz und Verstand daher, eingebettet in bunte Nebenplots und belebend bereichert durch ein gut aufgelegtes Team aus unterstützenden Nebenrollen. Das KDrama ist eine Abrechnung mit dem ganz normalen Wahnsinn eines überfordernden Balanceakts, der einen langen Arbeitsalltag und ein durchgetaktetes Familienleben zu vereinen versucht. Auf der einen Seite soll man/frau alles geben, um die Karriereleiter zu erklimmen, und auf der anderen Seite soll man/frau im Ehe- und Familienleben Verantwortung übernehmen und emotional präsent sein. In einer Welt, in der wir pausenlos aufgefordert sind, es allen recht zu machen, wo ist der Raum für die eigenen Wünsche, Träume, Bedürfnisse und Hoffnungen geblieben? Woraus schöpfen wir die kleinen und großen Freuden, die wir dann auch wieder gerne in unsere unterschiedlichen Beziehungen zurücktragen und dabei uns selbst und unsere Umwelt bereichern können? Verlieren wir in diesen alltäglichen Turbulenzen, gegen die wir uns (innerlich und äußerlich, bewusst und unbewusst) verzweifelt zu wehren versuchen, nicht das, was uns gut tun kann, soll und will, aus den Augen? Sehen wir vielleicht den Wald vor Bäumen nicht mehr? Solchen und ähnlichen Fragen geht das KDrama "Familiar Wife" mal tiefgründig und mal leichtfüßig nach. Die Zuschauer*innen sind dabei auch ganz gut in die südkoreanischen Arbeitswelt der Bankangestellten unterwegs.

Noch eine Anmerkung: Für alte Häsinnen im KDrama Orbit ist es ja nicht fremd, dass die Serien schon mal mit etwas überdrehter Humoreske starten. Meist glätten sich die Wogen jedoch im Verlauf wieder und die Story kann dann (circa in der zweiten Episode) ihre eigentliche Gangart wählen. So auch bei "Familiar Wife". Ich sage das, weil ich selbst beinahe am Auftakt gescheitert wäre. Da kam für meinen Geschmack etwas viel auf einmal. Da die Zuschauer*innen jedoch gleich zu Beginn derart bombardiert werden, sind sie schnell ziemlich nah dran am Limit, an dem die Protagonist*innen ihr Leben leben. So können sie die Verheißung neuer Lebensentscheidungen durchaus zu schätzen wissen und der Nährboden ist gelegt für das, was kommt ... Will sagen: bitte dran bleiben. Ich meine, es lohnt sich.

Übrigens:

"18 Again" bietet einen ähnlichen Plot Aufhänger `nochmal eine Chance bekommen und andere Entscheidungen treffen können´ mit derselben grundlegenden Eheproblematik, da jedoch auch mit Fokus auf die Beziehungen zu den ebenfalls 18 jährigen Kindern.

아는 와이프 - Aneun Waipeu

Lit.: Bekannte Ehefrau

2018, 16 Folgen

Hauptdarsteller*innen:
-Ji Sung
-Han Ji-min
-Jang Seung-jo
-Kang Han-na

Plot:

Cha Joo-hyuk und Seo Woo-jin haben sich vor 12 Jahren kennengelernt, Hals über Kopf ineinander verliebt und schließlich auch geheiratet. Sie haben inzwischen 2 kleine Kinder. Joo-hyuk arbeitet als Bankangestellter, Woo-jin als Physiotherapeutin. Sowohl Berufsalltag als auch die schon mal Schlaf raubende Familienroutine bringen das junge Paar jedoch an ihre Grenzen. Während Joo-hyuk dazu neigt, es eher devot allen recht machen zu wollen, schreckt Woo-jin nicht davor zurück, in ihrem Ärger auch mal die Stimme oder auch Gegenstände gegen ihren Mann zu erheben...

Nachdem Joo-hyuk nach Jahren die Cellistin Lee Hye-won wiedertrifft, für die er in Studientagen schwärmte, und sie ihm ihrerseits nun gesteht, dass auch sie ihn damals toll fand, weckt dies längst vergessene Schmetterlinge in seinem Bauch und bringt ihn ins Grübeln. Was wäre gewesen wenn... Nachdem er eine seltsame Begegnung in der U-Bahn hat, gefolgt von einem noch seltsameren nächtlichen Erlebnis an einer noch seltsameren Mautstelle wacht er im Jahr 2006 auf. Das ist kein Traum. Doch es scheint ihm, als würde er sein gelebtes Leben von damals 1:1 wiederholen. Zugleich hat er jedoch offenbar auch die Möglichkeit, dieselben Sequenzen anders zu leben und den Verlauf der Ereignisse damit zu verändern. Joo-Hyuk begreift schließlich die Chance, die ihm jene magische Mautstelle bietet, und ist bereit, sein aktuelles Leben frischen Mutes gegen ein anderes einzutauschen.

Als er erneut aufwacht, liegt Hye-won neben ihm im Bett. Er ist reich und auf der (immer noch selben) Arbeit in der Bank geschätzt, denn seine Schwiegereltern haben Geld und Einfluss. Das wäre alles wunderbar, wenn sich nicht eines Tages Woo-jin als neue Kassiererin vorstellen würde. Sie ist ihm als seine Ehefrau aus vergangenem Leben so vertraut, wie sie es nun als komplett Fremde nicht sein darf. Und es macht ihm auch nur bedingt Freude, dabei zuzusehen, wie sein Kollege um Woo-jin wirbt... So dreht sich plötzlich auch in seinem ´neuen´ Leben wieder alles um Woo-jin. Die Verwicklungen werden nicht einfacher als Woo-jins (an Alzheimer erkrankte) Mutter in Joo-hyuk ihren Schwiegersohn erkennt...