Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Beispiele für KMovie

FengShui

"FengShui" ist ein historisches KMovie, das historisch die politische Machtübernahme durch Heungseon Daewongun und seinen Sohn, König Gojong, thematisiert. Mehr noch hat es die koreanische Form der Geomantie - Pungsu-jiri-seol = Theorie über den Zusammenhang von Wind, Wasser und Erde - zum Thema, die das Land über alle Dynastien hinweg mindestens seit dem späten 9. Jahrhundert begleitet. Dabei geht es in den überlieferten theoretischen Konzepten, Studien und Beobachtungen darum, welche Konstellationen in der Landschaft Glück oder Unglück über die Menschen bringen. Im ganzen Land gibt es wohl kaum ein Gebäude, ein Grabhügel, ein Tempel oder eine Stadt, die nicht nach den Gesichtspunkten des Pungsu errichtet wurde. Bis heute ist Pungsu fast so aktuell und gefragt, wie am ersten Tag.

 

Man/frau könnte den Film "FengShui" vor diesem Hintergrund als eine nette, stellenweise spannende Geschichte verstehen, die für das Ende der Joseon Dynastie mit einer pointierten, eher unpolitischen, für manche gar esoterischen Erklärung aufwartet: Am Ende war es die (falsch?) gewählte Location des Grabhügels, die über das Ende des Reiches entschieden hat...

 

In jedem Fall illustriert die Geschichte in dramatischer Weise die Bedeutung des Pungsu für die Menschen in (Silla, Goryeo und) Joseon. Und in jedem Fall vermittelt sie einen Einblick in die politische Gemengelage während der letzten Jahrzehnte von Joseon. Ohne Bezug dazu mag man/frau sich über das Gerangel um Grabhügel etwas wundern und der Kampf um die Macht am Palast wäre eine ggf. austauschbare unter den vielen multimedial aufbereiteten Geschichten ... Ganz gleich, welche Brille man/frau wählt, die Besetzung jedenfalls garantiert eine hochkarätige Performance.

 

Sollte man/frau jedoch im Koreanischen unterwegs sein, dann eröffnet das KMovie "FengShui" ein Verständnis für die große Bedeutung der naturverbundenen Grundhaltung, die bis heute die Menschen in Korea prägt: die Harmonie (oder Disharmonie) des menschlichen Lebens mit Naturereignissen wie Wetter und Jahreszeiten sowie in Bezug auf geographische Merkmale der Landschaft wie Berge und Seen und Landschaft hat unmittelbare Auswirkung auf die menschliche Gesundheit sowie auf Glück oder Unglück des persönlichen, familiären oder gar nationalen Schicksals. Alles steht oder fällt mit der Wahl eines günstigen Ortes (Myeongdang) für das eigene Haus, das Grab, den Markplatz, den Verwaltungssitz, den Tempel, die Befestigungsanlage, den Palast, u.ä.

 

Die Lehre geht auf den buddhistischen Mönch Doseon (826-898) zurück. Er war ein daoistischer Meister und Student des Zen-Buddhismus, der die chinesischen Prinzipien des Feng Shui  für die koreanische Landschaft und kulturelle Umgebung angepasst hat. Das spezielle dabei ist das Konzept „Wachse mit der Natur“, das in dieser Hinsicht, den Schwerpunkt auf eine Analyse der spirituellen und materiellen Energien von Bergen und Landschaften sowie deren Auswirkungen auf das Zusammenleben der Menschen  legt. (Die Möblierung der Innenräume spielt im koreanischen Pungsu eine untergeordnete Rolle.) 

 

Das KMovie "FengShui" stellt einen Pungsu Meister in der Mittelpunkt seiner Geschichte. Dieser kann aufgrund der mehr oder weniger günstigen Wahl des Ortes vorhersagen und beeinflussen, wie sich die Geschicke der betroffenen Menschen entwickeln werden. In diesem Fall wird er durch Einsatz dieses Wissens bei der Wahl des günstigen Grabstätte geradezu zum Königsmacher.

 

Übrigens:

Sämtliche 42 königlichen Gräber der Joseon-Dynastie über einen Zeitraum von mehr als 500 Jahren sind bis heute weitgehend unzerstört. Dies ist weltweit einzigartig. Alle sind gemäß der Lehre des Pungsu in der Landschaft angeordnet - maximal so weit vom Palast der Hauptstadt entfernt, dass die Königsfamilie das Grab an einem Tag besuchen konnte. (Die konkrete Gestaltung der Anlage wiederum erfolgte nach konfuzianischen Vorgaben.)

 

Übrigens:

Historischer Ausgangspunkt der Geschichte ist der Umstand, dass Heungseon Daewongun, eine zentrale politische Figur der letzten Joseon Jahrzehnte, das Grabe seines Vaters nach Rat eines Pungsu Meisters verlegen ließ. Der neue Ort versprach ihm, dass aus seiner Familie 2 Könige hervorgehen würden. Das war auch so. Doch danach war Schluss mit den Königen der Joseon Dynastie.

Historischer Kontext: Heungseon Daewongun

Heungseon Daewongun (1820 - 1898) herrschte an Stelle seines Sohnes, der als 26. König Gojong mit 12 Jahren noch zu jung war, um selbst das Land zu regieren. König Gojong kam 1864 an die Macht, da es nach dem Tod von König Cheoljong keinen direkten Nachkommen gab. Ein Vater des auf diesem Wege inthronisierten Königs erhielt traditionell den Titel "Daegwongun". Heungseon war jedoch der einzige, der diesen Titel zu Lebzeiten verliehen bekam - ...und zudem zehn Jahre lang herrschen durfte.

 

Dabei nahm er starken Einfluss auf die gesellschaftlichen Belange des Landes. Sein Ziel war ein starker König. Dazu schwächte er systematisch die mächtigen Clans in ihrem Einfluss auf die Regierungsgeschäfte. Auch machte er sich durch einige seiner Entscheidungen die Yangban (Gelehrten) des Landes zu Feinden. Außerdem war er für die internationale Abschottung Joseons in jener Zeit verantwortlich. Missionare und Christen ließ er verfolgen. Das Militär baute er aus. Erst Ende 1873 gab er (auf massiven Druck) die Herrschaft an seinen Sohn ab, versuchte jedoch, diese 1882 mittels einer Verschwörung wieder zu erlangen. Erfolglos. Er kam stattdessen nach Peking in Gefangenschaft. Im Zuge der Gabo-Reformen und des japanischen Einflusses auf die Regierung sollte er 1894 erneut Teil der Regierung werden und bei der Umsetzung der Reformen helfen. Doch auf Drängen des Ming-Klans, der hinter der Königin stand, wurde er abermals aus der Regierung gedrängt. Als schließlich die japanischen Militärs 1895  den Königspalast stürmten, Gojong verhafteten und Königin Min töteten, war er schon wieder vorne mit dabei... König Sunjong, Heungseon Daewonguns Enkel, wurde dann der letzte König, bevor Joseon japanische Kolonie wurde.

 

Die historische Figur des Heungseon Daewongun spielt zwar eine zentrale Rolle im dramaturgischen Verlauf des KMovie, doch seine historische Bedeutung wird im KMovie allenfalls gestreift. Im Mittelpunkt steht vielmehr das Pungsu in seiner langen Tradition und Aktualität bis in die neuere Zeit.

 

 

Historischer Kontext: Koreanische Spielart der Geomantie und Myeong-dang

Pungsu geht offiziell auf den Mönch Doseon zurück. Doch es gibt auch Quellen, die darauf hinweisen, dass es schon davor auf der Halbinsel eine spirituelle Tradition der Harmonielehre Mensch-Natur gab, deren Ziel es war Landschaft und Topographie, Naturkräfte und Sanshin (Berggeister) in Zusammenhang zu bringen, um das Schicksal der Menschen gezielt zu beeinflussen. 

 

Doseons Werke sind nicht erhalten. Doch seine Yin-Yang Geomantie wurde in den Werken späterer Gelehrter des Konfuzianismus überliefert. Im 12. Jahrhundert wurde das Buch

"Haedong-Pirok"  über die geheime Geschichte des Landes verfasst, in dem Doseons Theorien dargelegt und sogar erweitert wurden. Und Yi Jung-hwan (1690-1752) analysierte 5 Jahrhunderte später in seinem Werk "Tangni-chi" die Topographie und Landschaft der gesamten Halbinsel nach diesen geomantischen Gesichtspunkten. Seine neo-konfuzianisch geprägte Auswertung bietet eine dezidierte Ortsanalyse für das Leben in einer moralisch redlichen Gemeinschaft.

 

Im Mittelpunkt steht das Konzept des Ch'i / Qi / Ki / Gi (Kräfte der Materie) im Gegensatz zu Li (Kräfte des Himmels und der Geistigen Wesen). Berge und insbesondere die zentrale Bergkette, die sich wie ein Rückgrat über die Halbinsel erstreckt, bilden gleichsam die Quelle des Gi. Die Energie fließt gewissermaßen aus den Bergen in alle Produkte, welche die Landschaft hervorbringt, in das Wasser und in die Luft - in alles, was die Menschen nährt. Damit wird Gi konkret und im Übertragenen zur Quelle für ein starkes, glückliches Volk. Naheliegend, dass es nur zum Vorteil sein kann, die Gunst der Sanshin (Berggeister) durch entsprechende Rituale zu gewinnen zu versuchen.

 

Ein weiteres zentrales Konzept ist hyeol: ein Ort der perfekt ausbalancierten Kräfte von Himmel (Cheon-gi) und Erde (Ji-gi), von dem die Menschen am besten profitieren. Zu derartigen hyeol mit hohem, positiven Energiepotenzial zählen beispielsweise Jiri-sans Cheonghak-dong Tal im Süden des Samshin-bong Gipfels oder die Lage des Buseok-sa Tempel auf dem Sobaek-san. "Hyeol" bezeichnet eigentlich eine Öffnung. Gleich den 9 Öffnungen des menschlichen Körpers gibt es demnach solche auch in der Landschaft, durch die Energien eindringen und entweichen können. Wenn man/frau so will, sind damit gleichsam Akkupunkturpunkte in der Berglandschaft gemeint. Deren Größe kann jedoch variieren - von der Größe einer Hütte bis hin zu einem Tal.

 

Beispielsweise ist der Berg Hyeolgu-san nach seinen 9 hyeol benannt und gilt als heilig, da er (wie der menschliche Körper) eben genau 9 hyeol aufweist. Er ist Teil einer heiligen Triade: mit Mani-san, der für den Himmel steht, und Goryeo-san, der für die Erde steht. Eine ältere Bezeichnung für hyeol, die aus der schamanistischen Tradition stammt ist ´myeong-dang´, der (spirituell) lichte oder günstige Ort. Danach ist auch das KMovie benannt.

명당 - Myeong-dang

Lit.: Der günstige Ort

 

2018, 126 Minuten

 

Hauptdarsteller*innen:

-Cho Seung-woo
-Ji Sung
-Kim Sung-kyun
-Baek Yoon-sik
-Moon Chae-won

 

Plot:

Park Jae-sang ist ein Meister der koreanischen Geomantie. Er kennt sich hervorragend damit aus, wie Orte beschaffen sein müssen, damit das Gi zum Vorteil (oder Nachteil) der Menschen wirken kann. Sein Rat ist jedoch nicht immer erwünscht - in dem Fall vom Patriarchen des Kim-Clans, der die Macht am Palast verkörpert. Als Jae-sang dem König einen anderen Ort für das Begräbnis seines Vaters vorschlägt, setzt Kim Jwa-geun kurzerhand ein Killerkommando auf ihn an. Tatsächlich kostet es Jae-sang´s Familie das Leben.

 

13 Jahre nach dem schmerzhaften Verlust kreuzen sich Jae-sang´s Wege mit denen von Heung-sung. Mit Hilfe des Wissens um die günstigen Orte für königliche Begräbnisstätten wollen sie die Macht des Kim Clans brechen. Allerdings verfolgt Heung-sung dabei andere Ziele als Jae-sang...

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