Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Gesundheitssystem

The Trauma Code: Heroes on Call

"The Trauma Code: Heroes on Call" hat alles schon im Titel, was das KDrama ausmacht.   Vielleicht könnte man/frau es auch als einen 8-Stunden Blockbuster bezeichnen. Das Intro erinnert an einen Auftakt à la „Mission Impossible“ und das Tempo bleibt über die gesamte Strecke hoch. Ob Motorrad, Laufschuhe oder Helikopter, Zeit ist immer knapp und entscheidend. Dadurch bleibt die Serie von Anfang bis Ende immer wieder spannend, wenn auch vorhersehbar – wir haben es ja eindeutig mit einem Superhelden zu tun, und der liefert in jeder erdenklichen, geradezu unmöglichen Situation.  (Da schreckt die Netflix-Produktion auch vor nichts zurück…)

 

Unser Held und seine Helfer*innen essen und schlafen nur wenn es passt. Ein Privatleben gibt es nicht. Unfallchirurg*innen leben dafür, Menschenleben zu retten und müssen sich dafür auch noch Vorwürfe anhören. Es ist ein offenkundiges Problem der Gesundheitsindustrie, dass Notaufnahmen in Krankenhäusern den Hemmschuh in der Klinikbilanz darstellen. Notaufnahmen kosten nur Geld. Sie sind arbeits- und materialintensiv. Ärzt*innen, die sich auf die Unfallchirurgie spezialisieren, brauchen zudem ein besonderes Gen, denn es ist immer hektisch. Operationen kommen unvorbereitet und keine/r weiß, wer da warum und mit welchem Problem auf dem Tisch liegt. Es gibt keine Vorbereitungszeit und möglicherweise auch keine Zeit für eine Konsultation oder Hinzuziehung von Fachärzt*innen. Es muss zwar nicht immer so dramatisch und actionreich wie in diesem Netflix-KDrama zugehen, doch der Arbeitstag bietet wenig Raum für Teezeremonien und der Feierabend ist nie wirklich sicher.

 

Damit bildet die per se turbulente Notaufnahme in Krankenhäusern generell ja immer wieder ein beliebtes Serien-Setting. Und auch das Management-Problem ist durchaus ein dramatisches Problem weltweit. Wer da nur die Zahlen im Blick hat, will diese Abteilung schnell loswerden. Und wer Wert auf die geretteten Menschenleben legt, muss sich (leider) etwas einfallen lassen, um den Rest des Vorstandes zu überzeugen, dass es sich ´lohnt´…

Auch Netflix springt auf diesen Zug auf und lässt es reichlich krachen mit diesem KDrama. Da ist alles drin. Es ist kurzweilig und schön anzusehen, (auch wenn die Patient*innen natürlich immer wieder zwangsläufig viel Blut verlieren…). Die Vorlage lieferte übrigens die Webnovel "Trauma Center: Golden Hour" von Hansanleega.

 

Eine besondere Freude für die (nicht nur südkoreanischen) Zuschauer*innen-Seelen bilden dabei jene Szenen, wo unser Held unbekümmert und seelenruhig aufräumt mit den arroganten, elitären Ränkespielchen. Es geht sonst wo an ihm vorbei, wer wo welchen Abschluss mit welcher Auszeichnung gemacht hat, oder wie lange die Herren Vorstandsmitglieder oder die Ministerin oder sonst jemand auf ihn warten muss, wenn er gerade dabei ist, ein Menschenleben zu retten. Unser Held rückt die Themen in ihrer Wichtigkeit zurecht und führt damit vor, wie sich Amt und Würden der sogenannten gesellschaftlichen Elite völlig ins Gegenteil verkehrt haben, indem sie zu einem inhaltsleeren Selbstläufer geworden sind – Ärzte, die sich in ihrem Renommee und ihren teuren Anzügen selbst beweihräuchern und vergessen haben, worum es in ihrem Beruf eigentlich geht: Verantwortung für Menschenleben. Jedes. Egal welches.

 

So ein freches, unerschrockenes „Hallo-Wach!“, das tut mal gut. Einer, der sich auf das konzentriert, was gerade tatsächlich ist, und nicht auf das, was jemand vorgibt, zu sein. Wunderbar. So ein ungehobelter, unerschrockener Kerl, der weiß, was zählt, und was zu tun ist. Der sich um nichts schert und der dabei zudem, genau genommen, auch noch ein netter ist. Hach! Eine schöne Geschichte...

 

Aber eben eine Geschichte. „The Trauma Code: Heroes on Call” ist rundum poliert und für den Geschmack eines internationalen Publikums optimiert. Die Produktion ist offensichtlich für den kommerziellen Erfolg präzise durchkomponiert. Damit konterkariert sie wiederum zugleich die Mission ihres Helden – oder wird Netflix einen Prozentsatz des Gewinns dieses KDramas an die Notaufnahmen südkoreanischer Kliniken spenden? Das wäre dann wirklich heldenhaft und sogar noch spektakulärer als die knapp 8 Stunden Serienvergnügen.

 

PS:

Die südkoreanische Notfallversorgung steht nach Einschätzung der nationalen Ärzetorgansation vom Herbst 2024 tatsächlich vor dem Zusammenbruch, da immer mehr Notaufnahmen schließen oder nur eine eingeschränkte Versorgung anbieten... 

중증외상센터 - Jung-jeung-eui-sang-sen-teo

Lit.: Traumazentrum für schwere Fälle

 

2025, 8 Episoden

 

Hauptdarsteller*innen:

- Ju Ji-hoon

- Choo Young-woo

- Ha Young

- Yoon Kyung-ho

- Jung Jae-kwang

 

 

Plot:

Die Gesundheitsministerin reagiert auf mehrere akute Fälle, in denen Unfallopfer ihr Leben verloren haben, da es zu lange gedauert hat, bis eine Notaufnahme gefunden wurde, in der die Notfälle auch aufgenommen wurden. Sie stellt zusätzliche Gelder zur Verfügung. Nachdem der einzige Unfallchirurg des Universitätskrankenhauses vor Erschöpfung zusammengebrochen ist, empfiehlt die Ministerin dort zudem, Dr. Baek Kang-hyuk als neuen Leiter der Traumachirurgie.

 

Der muss dort jedoch feststellen, dass fast jede Abteilung etwas von den staatlichen Zuschüssen haben möchte, während die Notaufnahme am liebsten nur auf dem Papier erscheinen sollte. Allerdings hat Dr. Baek schon Schlimmeres erlebt und schreckt keine Sekunde davor zurück, an der renommierten Universitätsklinik alles auf den Kopf zu stellen, um die (in der Geschäftsbilanz unrentable) Rettung von Menschenleben in akuten Notlagen wieder an erste Stelle zu setzen. Seine unkonventionelle Vorgehensweisen und seine fachliche Genialität wecken dabei die unterschiedlichsten Emotionen bei den Ärztekolleg*innen, in der Belegschaft und in der Öffentlichkeit.

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