Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Crime and Politics

The Frog

"The Frog" zählt in meinen Augen zu den KDrama Highlights im Jahr 2024. Eine Netflix-Produktion, die zahlreiche Hochkaräter*innen für diese Geschichte vereinen konnte. Darunter ist auch Regisseur Mo Wan-il, der mich bereits mit "The World of the Married" und "Misty" begeistern konnte. Er verleiht der komplexen, vielschichtig ineinander verschlungenen Story mit einer faszinierenden Komposition aus Licht, Farbe und Perspektiven, einem handverlesen ausgesuchten Szenenbild und perfekt abgestimmtem OST ihre ureigene Dynamik. Die Schauspieler*innen liefern ebenfalls auf bewährt hohem Niveau. Hinzu kommt eine tiefgründige Erzählstruktur. Dabei geht es weniger um psychopathischen Serienmörder*innen. Noch weniger um ihre eigentlichen Opfer. Vielmehr sind es die Kollateralschäden in ihrem Umfeld, jene unbeabsichtigten ´Opfer´ die normalerweise niemanden weiter kümmern. "The Frog" ist ein Thriller, der den Schwerpunkt auf die psychologischen Charakterstudien der Protagonist*innen legt. Die Spannung entwickelt sich dabei hauptsächlich durch die aufgrund der Fälle jeweils ausgelösten Eigendynamik in deren weiteren Leben.

 

Für das Schicksal der Protagonist*innen gibt es in der koreanischen Tradition eine Bezeichnung: Frosch. Das Bild dazu: ein Frosch, der am Wegrand ganz zufällig von einem Stein getroffen wurde, und der sich fragt, was er eigentlich mit der ganzen Sache zu tun hat. Aber nun ist es zu spät. Es hat ihn erwischt und er muss mit den Folgen leben.

Hieraus ergibt sich der internationale Titel ´The Frog´. Im Original lautet der jedoch: ´Im Wald, wo niemand ist´. Damit wird auf die grundlegende Frage angespielt, ob das, was geschieht (zum Beispiel: ein Baum fällt um), erst dann relevant wird, wenn es auch jemand wahrnimmt? Wäre da niemand gewesen, dann wäre es einfach nur passiert? Mit oder ohne lautem Aufprall, egal? Nun war da aber jemand... und so wird eine neue Geschichte daraus... (Im Fall des KDramas sind es sogar zwei.)

 

"The Frog" besteht aus zwei Zeitschienen, die sich dann im Verlauf irgendwann auch überschneiden. Die Geschichte damals im Lake View Motel und die Geschichte zwei Jahrzehnte später im Ferienhaus mit Pool mitten im Wald haben zunächst gar nichts weiter miteinander zu tun. Subtil switchen die Storylines hin und her in der Zeit. Mit viel Liebe zum Detail und authentischem Flair pirschen sich das gemächliche, entspannte Tempo der ländlichen Gegend und ihrer Bewohner*innen eindringlich an die Zuschauer*innen heran. 

Dabei werden die eigenständigen Zeitschienen um 2000 und 2020 nicht besonders markiert. Es sind eher die Details in der Ausstattung, die auf die jeweilige Zeit hinweisen - das Handymodell beispielsweise. Die Erzählstränge entwickeln sich relativ ruhig und wie selbstverständlich nebeneinander her. Das Bindeglied ist zunächst lediglich eine Polizistin, die in jenem Ort mit ihrem ersten Fall ihre Karriere als erfolgreiche Kriminalbeamtin begonnen hatte und nun zwei Jahrzehnte später als Revierleiterin zurückkehrt. 

Für die einen mag es einen besonderen Reiz des KDramas ausmachen, dass die Zeitsprünge nicht eindeutig gekennzeichnet sind, für die anderen mag es zunächst etwas verwirrend sein. In jedem Fall fügen sich die unterschiedlichen Geschichten mit ihren gemeinsamen Motiven im zunehmend spannenden Verlauf dann doch auch zu einem fulminanten, gemeinsamen Ganzen.

 

"The Frog" präsentiert sich selbsbewusst international. Erfreulicher Weise versucht das KDrama dabei jedoch nicht, seine koreanische Herkunft zu überspielen. Ob Look&Feel, leitmotivische gesellschaftliche Themen (von der Asienkrise übers Mobbing in Schulen bis hin zum Jaebeol, für den andere Regeln gelten) oder differenzierte, komplexe Charaktere, jenseits des Schwarz-und-Weiß-Denkens: "The Frog" begeistert als mehrdimensionales KDrama mit Alleinstellungsmerkmal jenseits des Allerlei.

 

Prädikat "wertvoll".

아무도 없는 숲속에서 - Amudo eobsneun Sopsokeseo

Lit.: Im Wald, wo niemand ist

 

2024, 8 Episoden

 

Hauptdarsteller*innen:
-Kim Yoon-seok
-Yoon Kye-sang
-Go Min-si
-Lee Nam-hee
-Lee Jung-eun

 

 

Plot:

Jeon Yeong-ha vermietet seit dem Tod seiner Frau sein idyllisch im Wald gelegenes Haus mit Pool als Ferienhaus. Er nimmt Yoo Seong-a und den kleinen Jungen an ihrer Seite als Gäste auf. Allerdings ist für Yong-ha nach diesem Gastbesuch in jenem Sommer nichts mehr, wie es war.

 

Koo Sang-jun war es rund 20 Jahre zuvor ähnlich ergangen. Nach dem Besuch eines gewissen Gastes an einem gewissen regnerischen Sommertag zerbrach sein Leben als stolzer Besitzer des Lake View Motels, als Ehemann und als Vater mit viel Getöse in einen Scherbenhaufen.

 

Yoon Bo-min hatte damals ihren Dienst als Polizistin begonnen. 20 Jahre später kehrt sie nun als Revierleiterin in ihre Heimat zurück... und unvermittelt holt sie der Fall von damals wieder ein. 

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