Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Historiendramen

Mr. Sunshine

"Mr. Sunshine" ist Epos pur, oftmals eine bildgewaltige Augenweide, herzzerreißend, mit einem fantastischen Cast. Hinzu kommt obendrein eine anschauliche und zugleich packende Geschichtsstunde rund um die Jahrhundertwende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert. Das KDrama hat eher etwas von einem epischen Kinofilm, der (zum Glück) über 24 Episoden nicht enden will. Komplexe Charaktere, verwobene Entwicklungen mit plötzlichen Wendungen, cineastische Kameraführung, unvergesslicher Soundtrack, alles scheint handverlesen, nichts von der Stange. Das Budget war zwar entsprechend hoch, doch es ist nicht nur gut, weil es teuer war, denn so etwas fängt schon viel früher an. Es ist vielmehr von vorne bis hinten und bis tief in die Details mit viel Liebe gemacht. Es gibt keine vertrauten Motive, die frau in Variation schon oft gesehen hat. Alles ist passgenau in sämtlichen Maßstabsebenen aufeinander abgestimmt. Die persönlichen Entscheidungen, die die Protagonist*innen im Verlauf der Geschichte immer wieder treffen, bleiben bis zum Ende unvorhersehbar. Prädikat: "besonders wertvoll".

 

Frau erfährt historisch einiges über das Verhältnis von Korea zu den Japanern, doch ebenfalls zum Rest der Welt. Die Story spielt noch bevor Korea japanisches Protektorat wird - in jenem kurzen Zeitfenster, als Joseon großkoreanisches Kaiserreich wurde und sich für den Rest der Welt dann doch (nach einer langen Zeit der Abschottung) öffnete. Aus diesem Grund spielen hier auch die USA eine Rolle, denn die stehen - ebenso wie Russland und Japan - in den Startlöchern, um im imperialistischen Konkurrenzkampf um die größten Stücke vom Kuchen vorne mitzumischen. Korea ist reich an Rohstoffen und daher heiß begehrt.

 

Es heißt, nicht alles wäre historisch 100prozentig präzise, dennoch führt das KDrama anschaulich und mitreißend in jene weltpolitischen Verwicklungen ein. Allemal bilden die historischen Umstände reichlich Stoff für Drama pur.

Historischer Exkurs:

Seit dem 17. Jahrhundert  hatte sich Joseon nach außen eher abgekapselt. Diese rigorose Haltung hatte schließlich auch zur ersten militärischen Konfrontation zwischen Korea mit den USA geführt, die den Auftakt zu "Mr. Sunshine" bilden. 1866 drang ein amerikanisches Schiff, die SS Sherman, über den Taedong Fluss in Koreanische Gewässer ein. Da es nicht auf Geheiß umgehend kehrtmachte, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen, bei denen das Schiff letztlich in Brand gesetzt wurde. Daraufhin folgte 1871 die Schlacht vor der Insel Ganghwa-do, bei der die USA die überlebenden der schiffbrüchigen Mannschaft retten und zugleich erste Voraussetzungen für Handelsbeziehungen aufbauen wollten. Da die gewünschte diplomatische Geste der koreanischen Entschuldigung jedoch ausblieb, wurde die koreanische Garnison auf der Insel durch die amerikanischen Kriegsschiffe und ihre Besatzung radikal ausgelöscht. Dieser erste Konflikt mit den USA ging als ´Shinmiyangyo´ in die Geschichte ein.

 

Im Jahr 1873 kam König Gojong auf den Thron und entschied sich entgegen der bisherigen Landespolitik für die Öffnung seines Landes, in der Hoffnung auf florierenden Handel und technische Innovation. Dabei preschte Japan vor und drängte dem König mit einigem, auch militärischem Druck den Japanisch-Koreanischen Freundschaftsvertrag von 1876 auf. Dies war jedoch ein Vertrag unter ungleichen Freunden... Im Zuge der angeschobenen internationalen Prozesse suchte König Gojong auch Kontakt und Handelsverträge mit westlichen Ländern. In dieser Zeit setzt "Mr. Sunshine" mit dem Hauptplot seiner Geschichte an, indem der Titelheld Eugene als US Offizier koreanischer Abstammung mit Sinn, Verstand und Sprachkenntnis konsularisch die Interessen der USA vertreten soll.

 

Die Koreanischen Soldaten wehrten sich mit dem Imo-Aufstand von 1882 gegen das imperialistische Gebaren Japans, was jedoch nur noch mehr Druck und Machtdemonstration zur Folge hatte. 1894 konnte der Donghak-Aufstand - eine Widerstands-Bewegung, in der es auch im KDrama geht - die weiteren Ereignisse nicht aufhalten, im Gegenteil. Diese Rebellion der Bauern und einfachen Leute (sieh dazu auch "Nokdu Flower") setzte sich für Sozialreformen und gegen den Einfluss der Ausländer, gegen das willkürliche Gebaren der oberen Klasse und gegen die korrupte Politik des Palasts zur Wehr. Nachdem er erste Aufstand im März durch Regierungstruppen niedergeschlagen wurde, folgte schon wenige Monate ein zweiter. Die Rebellen wurde in der Schlacht von Ugeumchi durch japanische und pro-japanische Truppen in einen Hinterhalt gelockt und mit Hilfe von Kanonen und modernen Schussfeuerwaffen niedergeschlagen.

 

Der Donghak-Aufstand war Anlass für China und Japan eigene Truppen zur Niederschlagung des Aufstandes nach Joseon zu schicken. Dies führte in der Folge zum ersten Chinesisch-Japanischen Krieg (1894–1895) und 1894 zur Besetzung Seouls durch die japanischen Truppen. König Gojong war überrumpelt und das japanische Kaiserreich setzte in Joseon eine pro-japanische Regierung ein. Ein sogenannter "Groß-Joseon-Groß-Japan-beide-Länder-Vertrag" wurde erzwungen, der zugleich das Ende von Joseon markierte. In einem Akt demonstrativer Übermacht töteten japanische Soldaten Königin Myeongseong, während König Gojong und sein Sohn fortan im Palast gefangen gehalten wurden. Das neue pro-japanische Kabinett beendete das Tributverhältnis zu China, führte verschiedene Reformen im japanischen Sinne ein und verbot die Kultur der zusammengeknoteten Haare unter verheirateten Männern. Da dies offiziell vom König anerkannt oder zumindest toleriert werden musste, war das Volk in Aufruhr. König Gojong suchte in die russische Gesandtschaft einen sicheren Unterschlupf, wodurch Russland widererum seine Position in der Verhandlung mit Japan auszunutzen versuchte. 

 

1897 durfte König Gojong in den Palast zurückkehren und das „Große Han-Kaiserreich“ ausrufen, in dem er sich zum ersten Kaiser des Kaiserreich Korea ausrief und so als selbstbewusstes Gegenüber zu Kaiserreich China, Zarenreich Russland, und Kaiserreich Japan zu präsentieren wollte. Dies konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Kaiserreich Korea 1905 offiziell zu einem japanischen Protektorat wurde und seine Souveränität verloren hatte. Damit hatte Korea Japan die Kontrolle über ihre koreanische Außenpolitik eingeräumt.

미스터 션샤인 - Miseuteo Syeonsyain

Anglizismus: Mr. Sunshine

 

2018, 24 Folgen

 

Hauptdarsteller*innen:

-Lee Byung-hun
-Kim Tae-ri
-Yoo Yeon-seok
-Kim Min-jung
-Byun Yo-han

 

Plot:

Im Mittelpunkt steht Eugene Choi, geboren als Sohn zweier Sklav*innen im Joseon des späten 19. Jahrhunderts.  Nach der ersten militärischen Auseinandersetzungen zwischen Joseon und den USA 1871, dem sogenannten Shinmiyangyo, gelangte der Junge mit Hilfe eines Missionars in die USA und wurde dort Offizier des Marine Corps. Mit Joseon hatte er abgeschlossen.

 

Das Militär jedoch kommandiert ihn ca. 30 Jahre später eben dorthin - inzwischen nicht mehr Joseon, sondern das Kaiserreich Korea, das seine Politik der Abgeschiedenheit gegenüber westlichen Mächten geöffnet hat und sich damit wirtschaftlich profitable Entwicklungen und technischen Fortschritt erhofft. Die imperialistischen Großmächte, allen voran Russland, die USA, China und Japan, sind in Goldgräberstimmung. Das Land ist reich an Rohstoffen und alle wollen etwas vom Kuchen abhaben. Eugene soll für die US-Interessen konsularisch vermitteln, verhandeln und beobachten.

 

Eugene fühlt sich zwar als Amerikaner, verliebt sich nun jedoch in die um einiges jüngere Go Ae-shin. Aber die Sterne stehen schlecht für die beiden. Sie ist die Enkelin eines Aristokraten und engagierte sich in einer anti-japanischen Widerstandsgruppe aus Milizen. Unvermittelt wird Eugene in die Politik seiner beider Länder hineingezogen und findet sich emotional zerrissen zwischen den Fronten. Wo und für wen schlägt sein Herz? Dabei mischen Go Ae-shins Verlobter Kim Hui-seong, die Besitzerin des "Glory Hotels", in dem sich Eugene einquartiert hat, Kudo Hina, und auch der Samurai Goo Dong-mae kräftig mit. 

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