Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Beispiele für KMovie

Silenced

"Silenced" ist eine Kinofilm-Produktion aus dem Jahr 2011. Dem KMovie liegt eine Buchvorlage zu Grunde und dieser wiederum eine wahre Geschichte, die sich in der Gwangju Inhwa Schule zugetragen hat. Zur Abwechslung geht es nicht um Mobbing unter Schüler*innen, sondern um wiederholten sexuellen Missbrauch von Lehrern und Schulpersonal an ihren minderjährigen Schutzbefohlenen. In diesem Fall waren diese zudem gehörlos. 

 

"Silenced" ist eine herausragende, bewegende Filmproduktion - in mehrfacher Hinsicht. Sie ist durchaus "besonders wertvoll".

 

Die Geschichte ist eindrücklich inszeniert.

Da ist der horrende Missbrauch, in seiner unfassbaren Brutalität abstoßend, ungeschönt. Da sind die ausgelieferten, in ihrer Hilflosigkeit alleingelassenen Kinder - sprachlos in jeder Hinsicht. Worauf können sie in dieser Welt noch hoffen?

Da sind die Erwachsenen - die Täter*innen und auch jene, die ihre Augen wissentlich und zu ihrem eigenen Vorteil vor dem Unrecht verschließen. (Keine Ahnung, was sie mit ihren Ohren und ihrem Gewissen machen...)

Und da sind die beiden Protagonist*innen, die sich ein Herz fassen - beide jedoch nicht gerade der Inbegriff vielversprechender Held*innen...

Mit einem hochkarätigen Gong Yoo, der sich persönlich, aktiv für die Verfilmung der Story eingesetzt hatte. Das Buch hatte er während seines Militärdiensts gelesen. Doch erst später erfuhr er, dass es sich hierbei um wahre Begebenheiten handelt. Er traf sich mit dem Autor und es wuchs die Idee zum Film. Er verkörpert die Hauptrolle des zunächst leisen, vielleicht etwas laschen, unentschiedenen Lehrers an der Grenze zur Feigheit; einen Witwer und durch seinen Beruf abwesenden Vater, der bei der Betreuung seiner kranken Tochter auf die Unterstützung seiner Mutter angewiesen ist. Doch gerade diese greifbare, wortlos schreiende menschliche Schwäche seiner Figur, seine Unsicherheit mit dem Unfassbaren umzugehen, seine eigene (wenn man/frau so will) anfängliche Schockstarre der vorsichtigen, vielleicht auch naiven Zurückhaltung trägt zur authentischen Stärke des KMovies bei. (Wenn die Welt voller entschiedener, kühner Held*innen wäre, dann gäbe es weniger solcher schrecklicher, sich jahrelang ungestraft wiederholender Vorfälle, wie in jener südkoreanischen Internatsschule für Gehörlose in Gwangju ...oder jener Odenwaldschule in Deutschland oder viel zu vieler anderer Schulen auf dieser Erde.) Das Heldenhafte in unserem Protagonisten muss erst geboren werden und wachsen. Das ist ein Prozess. Schritt für Schritt, stolpernd, hilflos, hoffnungsvoll und doch wieder entmutigt, aber dann unbeugsam doch wieder sich aufrappelnd - und schließlich geht kein Weg mehr zurück...

 

"Silence" ist erschütternd.

Düster. Stellenweise mag das schon mal an einen Horrorfilm à la ´Shining´ oder dergleichen erinnern. Die Geschichte ist unfassbar. Ihre gesellschaftlichen Ausmaße sind ernüchternd. Es gibt kaum Worte für diese Parallelwelt. Wozu Menschen geradezu monströs fähig sind... und dann auch: dass sich Menschen immer wieder im Angesicht schreiender Ungerechtigkeit dennoch für den eigenen Vorteil kaufen und zum Schweigen bringen lassen. Erschütternd eben.

Und doch ist die Botschaft am Ende (wie ich finde) ganz wunderbar: "...denke ich, dass wir nicht kämpfen, um die Welt zu verändern, sondern um nicht zuzulassen, dass die Welt uns verändert". Da bekommt Widerstand eine ermutigende neue Dimension, die auch im Angesicht eines Goliath nicht einknicken muss. Sehr schön!

 

Das KMovie war und ist aufrüttelnd.

"Silenced" hat die Massen 2011 geradezu spektakulär aufgerüttelt. Über 4 Millionen entsetzte Kinobesucher*innen sahen den Film, der drei Wochen in Folge auf Platz 1 der südkoreanischen Kinocharts stand. Die Buchvorlage des Autos Gong Ji-young stürmte daraufhin die Bestsellerliste. 

Was die reguläre Rechtsprechung zuvor nicht vermochte, wurde durch den Druck der schockierten Massen nachträglich doch noch möglich: 1,5 Monate nach Erstausstrahlung des KMovies wurde das sogenannte ´Dogani Gesetz´ erlassen. (Dogani = "Tiegel", der Titel von Buch und Film). Jenes neue Gesetz setzt seitdem die Verjährungsfrist für sexuelle Missbrauch an Menschen mit Behinderung und für Vergewaltigung an Minderjährigen unter 13 Jahren außer Kraft.

Und auch der ein oder andere der zuvor mit laxen Strafen davon gekommene Täter an jener Schule in Gwangju wurde daraufhin nachträglich nochmals vorgeladen und zu langjährigen Haftstrafen oder elektronischen Fußfesseln verurteilt.

Diese Schule zumindest wurde geschlossen.

 

Respekt!

Dafür, das Thema aufzugreifen. Dafür, nicht aufzugeben. Dafür, mit anderen (nicht juristischen, sondern filmischen) Mitteln an den Taten dranzubleiben. 

Für die Herangehensweise. Für die zwar vielfach äußerst krasse, aber dennoch stimmige Verfilmung eines fantastischen Skripts.

도가니 - Dogani

Lit.: Schmeztiegel

 

2011 - 125 Minuten

 

Hauptdarsteller*innen:
- Gong Yoo
- Jung Yu-mi
- Kim Hyun-soo
- Jung In-seo
- Baek Seung-hwan

 

 

Plot:

Kang In-ho tritt eine neue Stelle als Kunstlehrer an der Gehörlosenschule in Gwangju an. Für ihn, der seine Frau verloren hat und seine kranke Tochter bei seiner Mutter zuhause zurückgelassen hat, eine neue Chance. Doch der Ort wirkt ungastlich, und die Schüler*innen scheinen auch nicht auf ihn gewartet zu haben. Außerdem kommt die neue Stelle, die ihm sein ehemaliger Prof vermittelt hat, mit der Forderung einer horrenden Spende, die er nur durch den Verkauf seines Hauses zu zahlen vermag.

Dann muss er auch noch mitansehen, wie seine Kolleg*innen in aller Selbstverständlichkeit die Schüler*innen mit brutaler Gewalt züchtigen.

 

Eigentlich sollte er auf dem Absatz umkehren, doch er bleibt. Verdächtige Ereignisse unlauterer, missbräuchlicher Machenschaften an der Schule häufen sich. Doch In-ho scheint der einzige zu sein, der sich daran stört. Lediglich in der ortsansässigen Menschenrechtsaktivistin Yoo-jin findet In-Ho eine Verbündete. Gemeinsam wollen sie die ihnen bekannten, akuten Fälle sexuellen Missbrauchs vor Gericht bringen. 

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