Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Beispiele für KMovie

Pandora

"Pandora" ist ein Katastrophenfilm.

Ich zähle mich eigentlich nicht zu den Fans dieses Genres, in dem Massenpanik und Adrenalin im Mittelpunkt stehen. Und doch gebe ich diesem KMovie das Prädikat "besonders wertvoll". Das ist vielleicht etwas ungewöhnlich, doch in diesem Fall finde ich, ist den Macher*innen so etwas ähnliches gelungen, was auch Antikriegsfilme versuchen: mit ihrer emotionalen und anschaulichen Suggestivkraft das drohende Grauen - in dem Fall einer Nuklearkatastrophe - eindringlich zu vermitteln, dabei die Menschen zum Nachdenken anzuregen und möglicherweise den Sinn und Nutzen in Frage zu stellen. Angesichts der radikalen Kehrtwende der südkoreanischen Atompolitik ein halbes Jahr nach Erscheinen des Spielfilms könnte man/frau sagen: das Projekt hat sich gelohnt. (Es wäre wohl zu gewagt, von Kausalitäten reden zu wollen, aber Korrelationen gibt es allemal.)

 

Das KMovie von 2016 greift die Nuklearkatastrophe von Fukushima aus dem Jahr 2011 auf und entwickelt vor diesem Hintergrund eine für südkoreanische Verhältnisse vergleichbare Story. Südkorea ist das Land mit der höchsten Bevölkerungsdichte im unmittelbaren Umfeld seiner Atomkraftwerke. Aufgrund seiner Inselposition ist jedoch ein reeller Evakuierungsplan im Katastrophenfall ein großes Problem. Mit dem Film "Pandora" wird am Deckel der legendären Büchse gerüttelt. In diesem Fall nimmt ein Atomkraftwerk an der Ostküste im Zuge eines Erdbebens Schaden und Strahlung tritt aus, ähnlich wie 5 Jahre zuvor in Fukushima. Der Film exerziert die Abläufe im Fall einer solchen oder vergleichbaren Katastrophe fiktiv durch und schließt den Kreis in einer ergreifenden Szene, in der Kim Nam-gil in gewohnt beeindruckend passionierter Weise gleichsam ein nachdrückliches Plädoyer gegen die Kernkraft hält. 

 

Der Film tat sich bei einem so kritisch ausgerichteten Stoff offensichtlich mit seiner Finanzierung schwer - in Südkorea ist die Lobby der Atomindustrie so mächtig, wie auch anderswo. Dennoch konnte das ambitionierte Projekt mittels Crowdfunding realisiert werden. 

 

Ernüchternder Ausblick:

"Pandora" erscheint im Dezember 2016. Im Frühsommer 2017 kündigte Präsident Moon Jae-in anlässlich der planmäßigen Abschaltung eines Atomreaktors an, dass die auf Atomkraft konzentrierte Energiepolitik gestoppt und das Land stattdessen auf ein nuklearfreies Zeitalter hinsteuern wolle. Dementsprechend wurden Pläne zum Bau neuer oder zur Laufzeitverlängerung bestehender Reaktoren aufgegeben. Das ließ hoffen.

Das politische Bekenntnis der Regierung galt jedoch schon im Herbst des selben Jahres nicht mehr. Die Atomlobby konnte derart Druck ausüben (die Fraktion des Präsidenten hat im Parlament keine Mehrheit....) und durchsetzen, dass doch wieder neu gebaut wurde. Südkoreas Atomkonzerne (ich sage nur "Macht der Mächtigen") verdienen viel Geld damit, ihre selbst entwickelten Reaktoren auch zu exportieren. Dafür wollen die Firmen Referenzprojekte im eigenen Land... 

Dennoch: 61 Prozent der erwachsenen Südkoreaner*innen stehen auch 2018 noch nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Realmeter fest hinter dem ursprünglichen Atomausstiegskurs ihres Präsidenten. Weitere 10 Prozent tendieren dazu.

Südkorea deckt bis heute ein Drittel seines Strombedarfs mit 24 Atomreaktoren. ...Erdbeben gibt es auf der Halbinsel immer wieder...

판도라 - Pandora

Lit.: Pandora

 

2016, 136 Minuten

 

Hauptdarsteller*innen:
-Kim Nam-gil
-Lee Geung-young

 

Plot:

Die Familie von Jae-hyeok ist wie die der meisten in dem kleinen Ort an der Ostküste fest mit dem Schicksal des benachbarten Kernkraftwerks verbunden. Dort gibt es Arbeit. Und dort hat schon mancher sein Leben gelassen. So auch Jye-hyeoks Vater und Bruder, die den Strahlentod gestorben sind. Daher will Jae-hyeok weg von hier, verärgert mit seinen Zukunftsplänen jedoch Familie und Freundin Jeong-hye, die ebenfalls im Kraftwerk angestellt ist.

Noch bevor Jae-hyeok sein Vorhaben in die Tat umsetzen kann, gibt es ein Erdbeben in der Region. Durch die Schäden am Kraftwerk ist die Kühlung des Reaktors nicht mehr möglich. In der Hülle gibt es einen Riss. Radioaktivität tritt aus. Einen Evakuierungsplan für die lokale Bevölkerung gibt es nicht. Auch für die allzu nahen Millionenstädte nicht. Die Informationen sickern durch, Panik greift um sich. Währenddessen versuchen die Arbeiter zu reparieren, was möglich ist, um noch schlimmeres zu vermeiden. Der Krisenstab ist sich uneinig, was zu tun ist, während die Katastrophe neue Ausmaße anzunehmen droht. Unter den Freiwilligen, die unter Einsatz all ihrer Kräfte schließlich versuchen, eine Kernschmelze zu verhindern, ist auch allen voran Jae-hyeok. 

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