Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Rom +/- Com

She was Pretty

"She was Pretty" ist eine wahre Geschichte, so heißt es. Dabei geht es um die Liebe - natürlich. Um die erste obendrein. Und darum, in Südkorea eine Frau zu sein.

Wann ist eine Frau schön? Und wann ist sie es nicht (mehr)? Und was bedeutet das dann für sie? Für die Liebe? Für die Arbeit? Für das soziale Leben? Für ihr Selbstwertgefühl?

Darum geht es in diesem KDrama. 

 

Als Frau schön sein wollen - das ist weit verbreitet. Als Frau schön sein müssen, das ist zutiefst koreanisch. In kaum einem Land verbringen Frauen so viel Zeit mit Hautpflege und Make-up. Makellosigkeit der Persönlichkeit spiegelt sich (im südkoreanischen Selbstverständnis) in Form reiner Haut und so ist Gesichtspflege Teil eines umfangreichen Schönheitsideals. Die KBeauty-Industrie liefert dazu innovative Produkte. In Deutschland sind es im Schnitt drei bis fünf Pflegeschritte, die Frauen für ihre Gesichtspflege anwenden. Südkorea ist für seine „10-step Korean Skincare Routine“ bekannt geworden, die in langwieriger und liebevoller Feinarbeit zum makellosen Porzellanteint führen (soll).

 

Serien, die sich kritisch mit Schönheitsidealen, mit Mobbing aufgrund des Aussehens, mit Diskriminierung aufgrund ästhetischer Werturteile und Normen auseinandersetzen, tun sich meiner Erfahrung nach eher schwer. Sie können nicht wirklich kritisch sein, da ihre Sponsoren ja oftmals aus dem Bereich der KBeauty Industrie stammen... Und sie können auch selten eine "hässliche", "abstoßende" Figur als Protagonistin präsentieren, wenn sie wollen, dass sich die Zuschauerinnen damit identifizieren und die Serie tatsächlich anschauen. Die Thematik ruft nach Kompromissen, bevor die Story überhaupt gedacht, geschweige denn erzählt werden kann. Meist läuft es dabei auf einen Transformationsprozess der Protagonistin hinaus: Sie verwandelt sich in eine Schönheit, die Mann und Frau nicht mehr übersehen kann, und gewinnt dadurch auch selbst an Selbstwertgefühl.

 

Aus diesem Grund bin ich kein Fan dieser Art Serien. Auch wenn sich die Schauspielerinnen meist sehr engagieren, vielleicht weil ihnen die Thematik so am Herzen liegt. Aber die Story kann nicht anders... Am Ende ist die Transformation die Lösung - das hässliche Entlein mausert sich zur hübschen Frau und sorgt so für reichlich "Aha!". Das überzeugt mich persönlich nicht, denn am Kern der Problematik wird selten gerüttelt, höchstens mal an der Hülle entlang gestreift.

 

Dementsprechend ist auch "She was Pretty" nicht unter meinen Lieblingsserien. Aber sie hat es, wie ich finde, zurecht in meine Liste hier geschafft. Warum? Immerhin gibt es in dieser Serie die Figur des Shin-hyuk. Er ist ein toller Typ, sieht gut aus, hat was drauf - aber er verhält sich nicht wie die Norm. Er schaut genau hin, hinter die Fassaden und begegnet dem Menschen in der Frau, nicht dem Bild von Frau. Und verliebt sich in die Frau wie sie ist (vor einer irgendwie gearteten Transformation). Solche Rollenmodelle braucht es mehr, finde ich. In "She was Pretty" zumindest gibt es eines. Das macht Mut und außerdem Spaß, Shin-huyk (erfrischend gespielt von Choi Si-won) in seinen Begegnungen mit dem ´hässlichen Entlein´ zuzusehen. 

 

Hässlich ist natürlich auch in diesem KDrama relativ. Die Protagonistin, Kim Hye-jin, war als Mädchen mit die hübscheste ihrer Klasse und total angesagt. Sie hat jedoch die Haut ihres Vaters geerbt, die durch eine auffällige Rötung im Wangenbereich geprägt ist. Außerdem sind ihre Haare von Natur aus kraus. Dies stört zwar das Auge der südkoreanischen Betrachter*innen, aber ist ja eigentlich nichts, das nicht mit einigen wenigen Eingriffen zu beheben wäre, wenn Frau wollte. Hye-jin will eben nicht. Das ist es ihr (auch monetär) nicht wert. Aber dadurch eckt sie reihenweise an und macht sich das Sozialleben und das Berufsleben schwer.

 

Sie kompensiert ihren Makel (und damit mangelnden Wert als Frau) durch Fleiß. Zugleich lädt sie permanent ein, dass man sie und ihren guten Willen ausnutzt, sie gar ausbeutet. Es gibt da eine einprägsame Szene, in der sie zusammen mit einer Mitbewerberin die neue Stelle antritt. Ihre Kollegin ist das, was man als hübsch bezeichnen könnte (zumindest hat sie dafür viel getan). Zur Belohnung wird ihr im Arbeitsalltag nachgesehen, dass sie während der Arbeitszeit ihre Nägel manikürt und eher langsam (wenn überhaupt) arbeitet. Hye-jin wiederum wird rumgereicht, angetrieben und beschimpft. Damit nimmt das Schönheitsideal der Frau - jenseits von Leistung -  Einfluss auf Hierarchien in der Arbeitswelt. Für Südkorea ist dies leider ein weit verbreiteter Status quo.

 

Indem Hwang Jung-eum und Choi Si-won in gut aufgelegter Spiellaune gleichsam als Clowns inmitten der eigentlich weniger lustigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für reichlich Spaß sorgen, wird das KDrama sehenswert. Auch die exaltierte Chefin der Lifestyle-Zeitschrift Redaktion, die gefühlt stündlich ihre Haarfarbe und ihr Outfit ändert und Sentenzen aus italienischen Opern rezitiert, sorgt für gute Laune. Dazwischen entwickelt sich das eigentliche Drama, eine Rom(ance) mit einigem an Com(edy) auf der Suche nach dem Happy End. Einiges mag vorhersehbar sein, aber bei Weitem nicht alles. Man mag sich nicht allzu weit von der Norm entfernen, aber einige gesellschaftskritische Anklänge konnten dennoch nonchalant in den Verlauf der Geschichte gestreut werden.  Einmal mehr ebnet oftmals der Humor den Weg für die ernsthaften Botschaften...

그녀는 예뻤다 - Geunyeoneun Yeppeodda

Lit.: Sie war hübsch

 

2015, 16 Folgen

 

Hauptdarsteller*innen:

-Hwang Jung-eum
-Park Seo-joon
-Go Joon-hee
-Choi Si-won

 

Plot:

Kim Hye-jin war als Schülerin angesagt und hübsch, obendrein als Tochter aus wohlhabendem Hause ein Kind mit glorreicher Zukunft. Als ein neuer Klassenkamerad als "Dickerchen" gemobbt wird, stellt sie sich hinter ihn und freundet sich in der Folge mit ihm an. Sie teilen so manches und werden füreinander zu ersten unschuldigen Liebe. Doch Ji-Sung-joon geht in die USA und Hye-jin bleibt zurück, verarmt, denn der Verlag ihres Vaters geht pleite. Hye-jin kann nicht studieren und jobbt stattdessen. Sie kann bei ihrer ehemaligen Schulkameradin (und heute beste Freundin) mitwohnen, die ihrerseits aus reichem Hause stammt und unter Männern ziemlich begehrt ist.

 

Endlich bekommt Hye-jin eine befristete Anstellung in einem Unternehmen, die ggf. zu einer festen Anstellung werden könnte, wenn sie sich in der Probezeit bewährt. Und endlich kommt ihr Freund aus Kindestagen (mit dem sie in den ersten Jahren auch in Briefkontakt gestanden hatte) wieder nach Südkorea zurück. Sie wollen sich treffen.

 

Hye-jin ist bei weitem nicht mehr die, die sie früher war. Heute wird sie wegen ihres Aussehens gemobbt und schikaniert. Hauptsächlich wegen ihrer roten Wangen, doch auch wegen ihrer krausen Haare. Das macht ihr eigentlich nichts, als sie sich zur Verabredung mit Sung-joon aufmacht, denn sie sieht ihn immer noch als kleines Dickerchen - das hat ihr damals nichts gemacht und würde ihr auch heute nichts ausmachen. 

 

Allerdings ist Sung-joon heute ein durchtrainierter, erfolgreicher junger Mann, dem die Frauen nachschauen. Und schon ist es mit Hye-jins guter Laune vorbei. Prompt schämt sie sich für ihr Aussehen und schickt ihre hübsche Freundin Min Ha-ri vor, die Verabredung an ihrer Stelle zu übernehmen. Es wird noch komplizierter, denn Sung-joon ist als stellvertretender Chefredakteur eines Lifestyle-Magazins nach Südkorea gekommen - in jener Redaktion, der Hye-jin hausintern als Aushilfskraft zugewiesen wird. Klar, er weiß nicht, wer sie wirklich ist, denn er meint ja seine Hye-jin getroffen zu haben. Und offensichtlich sieht er Hye-jin (aufgrund ihres unweiblichen Auftretens) auch nicht als wertvolle Mitarbeiterin, obwohl sie sich alle Mühe gibt, gefühlt drei Jobs gleichzeitig zu erfüllen, die die Kollegen ihr skrupellos aufbürden... Im Gegenteil, er hat sie auf dem Kieker. Parallel dazu kommen er und Ha-ri (die falsche Hye-jin) sich näher und damit gerät Ha-ri in einen echten Gefühlskonflikt gegenüber ihrer Freundin.

 

Doch da gibt es auch noch Kim Shin-hyuk, den Redakteur für Kultur. Er mag seine neue Kollegin Hye-jin, oder ´Jackson´, wie er sie liebevoll (mit Bezug auf Michael Jackson) nennt, so wie sie ist, und hat in seiner unkonventionellen Art ein Auge auf sie, unterstützt sie, umwirbt sie. Sie jedoch ist völlig auf ihre erste Liebe Sung-joon fixiert.

 

Schließlich geht es in der Redaktion um das pure Überleben, denn Sung-joons eigentliche Mission ist es, den eher umsatzschwachen südkoreanischen Zweig des US Magazins "The Most" abzuwickeln, wenn kein Wunder passiert... 

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