Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Historiendramen

The King´s Affection

Mag sein, dass Historiendramen auch im Jahr 2021 eher Lovestories im historischen Gewand sind als anschauliche Geschichtslektionen. Dennoch kann man/frau sich darauf verlassen, dass "The King´s Affection" nicht enttäuscht, sofern man/frau (zwar nicht allzu viel kritischen Tiefgang, jedoch) eine wirklich gute Unterhaltung rund um historisches (wenn auch in dem Fall fiktives) Palastleben und sein Drum-herum erwartet.

 

Ich hege zugegeben den Vorwurf, dass neuere historische koreanische Serien schon mal elegant auf einen historischen Auftrag verzichten. Stattdessen nutzen sie das in der fiktiven Vergangenheit verortete Setting, indem sie in einem pseudo-historischen Raum die konservativen, traditionellen konfuzianischen Werte - für die westlichen Zuschauer*innen drängt sich dabei auf: obrigkeitstreu, gehorsam, anständig, sittsam, ggf. etwas verklemmt - hochhalten. Geschichte wird leicht auf Kulisse und Kostüm reduziert. Dabei positionieren sich die Serien gewissermaßen als tugendhaft strahlende Laternen im ´moralischen Sumpf´ eines zunehmend modernen, internationalen, verwestlichten Alltags.

 

Dennoch kann ich den 2021er KDramen (in die ich bislang reingespickt habe) nicht vorwerfen, dass sie deswegen langweilig sind. Auch wenn die Plots im ersten Moment nicht besonders vielversprechend anmuten mögen: die Macher*innen haben selbst offenbar immer wieder Lust darauf, ihre Geschichten zu erzählen. Da steckt einiges an Herzblut drin. Story und Darsteller*innen erwecken da etwas zum Leben, das wirklich Spaß macht. Ich habe zwar vieles in Variation schon gesehen, aber deswegen nicht das Gefühl, dass es platt und billig, gelangweilt nebenbei gemacht von der Stange ist oder schnell frisch aufgekocht und in neue Schläuche gegossen wurde. Zumindest ist dies im Fall von "The King´s Affection" nicht so. Dieses KDrama kann ich wirklich empfehlen, wenn eine nicht gar zu viel erwartet, sondern Lust hat auf gute Unterhaltung, andere Zeiten, bunte Gewänder und ... Hüte

 

"The King´s Affection" lebt davon, dass sich hier eine Frau im Männergewand in einer intriganten Männerwelt bewähren muss. Dieses dramaturgische Leitmotiv wurde dabei exzellent durchexerziert. Hier wird Frau mit Vehemenz in die Männerrolle geworfen. (Zwillinge sind am Palast verpönt. Söhne sind gefragt. Auf Töchter kann man verzichten. Aber wehe der Kronprinz stirbt. Die nächsten männlichen Nachkommen stehen schon bereit.) Frau bewährt sich in der Männerrolle. Frau leidet unter der Männerrolle. Wächst in der Männerrolle. Transformiert die Männerrolle. Und bleibt doch Frau - Vollblutfrau, in ihrer ganz eigenen, starken Ausdrucksform. Dabei begeistert Park Eun-bin ganz außerordentlich. Sie nimmt sich ihren Raum in aller Entschiedenheit und kraftvoller Schönheit. (Auch ihr jugendliches Pendent Choi Myung-bin überzeugt großartig).

 

Natürlich gewinnt die Lovestory durch diesen dramaturgischen Schachzug zusätzlich an Reiz und entwickelt originellen Charme. Dies alles eingebettet in etwas Machtgerangel am Palast und gespickt mit ein paar dann sogar doch auch ethisch kritischen Konfrontationen, die Tradition und blinde Obrigkeitstreue schon mal in Frage stellen.

 

Prädikat "wertvoll" - u.a. in Hinblick darauf, wie die Männerrolle ´König´ nach Frauenempfinden gefüllt wird. (Ich scheine im Übrigen nicht die einzige zu sein, die hier in Sachen KDrama-Qualität nicht enttäuscht wurde: die Zuschauerzahl hat sich im Verlauf der Ausstrahlung verdoppelt!)

 

 

Historische Randnotiz zum Kat, dem traditionellen koreanischen Kopfschmuck:

Nicht nur Witterungsschutz, sondern auch dekorativ und obendrein Ausdruck des sozialen Status des Mannes. Traditionell wurde der Kat kegelförmig mit breiter Krempe aus Pferdeschwanzhaaren gewoben. Das gemeine Volk trug Hüte aus Bambus. Und die Herrscher mitunter ihre ganz eigene Variation. Erst mit Hut war Mann in der höheren Gesellschaft richtig angezogen. Darunter findet das lange Haar, das straff auf der Mitte des Kopfes zusammengeknotet und unter einer Netzhaube mit einem Stirnband gehalten wird, seinen Platz. 

 

Randnotiz zu frühen Wurzeln des Fußballspiels:

Die Antwort auf die Quizfrage nach den frühesten Wurzeln des Fußballs lauten nicht etwa ´Mittelamerika´ oder ´Großbritannien´, sondern ´Asien´. Zuerst ist eine Form des Fußball in China historisch belegt... So kam das Spiel auch auf die koreanische Halbinsel. In der frühen Joseon-Ära gab es dementsprechend ebenfalls eine Variante des Chu-ku (Fußball), die im Rahmen der Serie ein klitzekleines Bisschen Raum bekommt.

연모 - Yeonmo

Lit.: Zuneigung

 

2021, 20 Folgen

 

Hauptdarsteller*innen:
-Park Eun-bin
-Rowoon
-Nam Yoon-su
-Choi Byung-chan
-Bae Yoon-kyung
-Jung Chae-yeon

 

Plot:

Im Palast der Joseon-Könige bringt die Frau des Kronprinzen Zwillinge zur Welt. Das geht allerdings gar nicht, denn Zwillinge sind ein schlechtes Omen. Daher muss die Tatsache vertuscht und das Mädchen getötet werden. Offiziell wurde dem Kronprinzen ein Sohn geboren. Heimlich überlebt das zweite Baby und wächst unbedarft in einem fernen Kloster auf.

 

Wie es das Schicksal will, führen Dam-is Wege jedoch als junge Magd an den Königshof zurück. Die Ähnlichkeit fällt ihrem eineiigen Zwillingsbruder schnell auf und er weiß dies für seine Zwecke zu nutzen. Mit ihrer Hilfe als seiner Doppelgängerin kann er schon mal unbemerkt den Palast verlassen. Doch auch jene, die damals Dam-is Tod wollten, ahnen, wen sie vor sich haben, und wollen heute abschließen, was ihnen damals offenbar nicht gelang. Tatsächlich erwischt der Pfeil jedoch Damis Zwillingsbruder, der gerade mal wieder im Magd Kleid den Palast verlassen hat.

 

Dam-is Mutter erkennt ihre Tochter an der unverwechselbaren Narbe vom Tag ihres fingierten Todes. Ihr bleibt keine Wahl, wenn sie selbst und all die Mägde und Eunuchen in ihrem Dienst am Leben bleiben wollen, als ihre Tochter zu allem Leid, das ihr schon widerfahren ist, auch noch ein gefährliches Leben in fremder Identität zuzumuten. Dam-i muss als ihr Zwillingsbruder Lee-hwi weiterleben und künftig ihr Geschlecht verbergen. Schlimm genug. Aber es geht noch schlimmer: sie hat sich gerade erst in den aufrechten, herzlichen Jung Ji-woon verliebt - den Sohn eines Generalinspekteurs, seines Zeichens ihr persönlicher Auftragskiller.

 

Dam-i wächst am Hofe in der Rolle des neuen Kronprinzen heran und muss ihr Frausein in Männerkleidern verstecken. Ihr bleibt nichts erspart, denn viel zu früh stirbt ihre Mutter als wertvolle Stütze und liebevolle Vertraute. Der Kronprinz und dann auch selbst König heiratet erneut und zeugt einen weiteren Sohn. Dies stachelt die Intrigen der neuen Königin an, deren Ziel es ist, früher oder später ihren eigenen Sohn auf den Thron zu setzen.

 

Ji-woon hat sich, nachdem er hinter die Gräueltaten seines Vaters gekommen war, angewidert abgewandt und in der Ferne eine Ausbildung bei den Ming durchlaufen - zum Gelehrten und praktizierenden Arzt, insbesondere für das einfache Volk. Sein Weg führt gegen seinen Willen und mittels gemeiner Erpressung an den Palast zurück - als Lehrer des jetzigen Kronprinzen Lee-hwi. Ji-woon hatte sich einst als Lebensretter für einen hochrangigen Minister der Ming verdient gemacht, der just als Gast im Joseon-Königspalast erwartet wird. Der linke Staatsrat (und Großvater des Kronprinzen bzw. Dam-i) will seine Machtposition am Hof gegenüber dem rechten Staatsrat (und Großvater des jüngeren Königssohns) stärken, indem er sich nun politisch mit Ji-woons gutem Ruf bei den Ming schmückt und profiliert.

 

Dam-i will jedoch nichts weniger als Ji-woon um sich haben. Zumal dieser sie in einem kritischen Moment als Frau gesehen hat. Er darf niemals ahnen, dass der Kronprinz eine Frau und zudem ´seine´ (totgeglaubte) Dam-i ist. Er ist in mehrfacher Hinsicht ihre Schwachstelle. Über die Jahre war es ihr mit disziplinierter Vorsicht erfolgreich gelungen, alle Menschen am Hofe auf Abstand zu halten. Sie kann es sich nicht leisten, in diesen schwierigen Zeiten ihr gut verbarrikadiertes Herz wieder für Ji-woon zu öffnen...

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