Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Zeit und Raum sind relativ

The Legend of the Blue Sea

"The Legend of the Blue Sea" bezieht sich auf eine sehr alte koreanische Legende, die ursprünglich von der Liebe zwischen einer Meerjungfrau und einem Fischer erzählt. Allerdings wird dieses Märchen frei nach KDrama erzählt.

 

In der reichhaltigen, bis heute sehr lebendigen koreanischen Folklore der "Imuldam" (meist mündlich überlieferte schamanische Lieder, Mythen, Märchen und Volksmärchen) gibt es sehr oft übernatürliche Wesenheiten, die sich in der irdischen Dimension bewegen - ob Meerjungfrau, ein neunschwänziger Fuchs, ein Kobold, oder sonstige Geistwesen. Diese "Imuldam" sind insbesondere durch den Schamanismus und Buddhismus inspiriert.  Parallelwelten sind im Massenbewusstsein so schon früh angelegt und auch in moderner Zeit gegenwärtig. KDramen greifen immer wieder Motive aus dieser Tradition auf und finden zeitgemäße Wege, diese lebendig zu halten und neu zu interpretieren. Der besondere Reiz ergibt sich daraus, dass unsere menschliche Welt durch die Augen jener nichtmenschlichen, durch Zeit und Raum weniger beeinflussten Kreaturen eine andere Wertigkeit, Wertschätzung und Perspektive erhält.

 

"The Legend of the Blue Sea" geht auf eine Meerjungfrau zurück, die in Zeiten der frühen Joseon Ära von einem Fischer in seinem Netz gefangen wurde. Daraufhin hatte sich dieser in sie verliebt. Allerdings spielen Meerjungfrauen in der koreanischen Folklore ansonsten eigentlich selten eine Rolle. Die Thematik schlägt hier einen schönen Bogen zur westlichen Tradition und so war es wohl auch gedacht. Denn auch Teile des KDramas spielen außerhalb Südkoreas - in Spanien.

 

Die Story greift zugleich ein weiteres, verbreitetes und beliebtes Motiv im Serienorbit auf: die Reinkarnation. Meist geht es dabei um Seelen, die in der Vergangenheit gewisse Erlebnisse nicht stimmig abschließen konnten, und in ihrer heutigen Inkarnation erneut mit diesen oder ähnlichen Situationen konfrontiert werden - um es ggf. besser oder anders zu machen. In "the Legend of the Blue Sea" wird in zwei Erzählsträngen zugleich das historische Märchen von damals und seine in die heutige Zeit transponierte Version parallel entwickelt. So wie sich der Protagonist (und auch eine andere Figur) langsam (wieder) an das vergangene Leben erinnert, erfahren auch die Zuschauer*innen, was damals wirklich geschah. Und es stellt sich die Frage, ob sich das Leben unbedingt wiederholen muss oder andere Entscheidungen getroffen werden können.

 

Schauspielerin Jun Ji-hyun genießt es sichtlich, sich als humorvoll, verschmitzte Meerjungfrau in aller Unschuld und Unwissenheit die moderne Welt der Menschen anzueignen. Sie peppt die Geschichte überzeugend auf. Ihre manchmal fast naive Zutraulichkeit, die stellenweise ein bisschen an einen Welpen erinnert, steht dabei im warmen Kontrast zur distanzierten, berechnenden Kühle ihres Herz-Buben im Jahr 2017. Da tut es gut, immer mal wieder in die Vergangenheit blicken zu dürfen, und diesen dort als verliebten, ehrenhaften Edelmann aus Joseon Tagen auch anders zu erleben.

 

Letztlich eine gelungene dramaturgische Spielart, um eine bezaubernde Liebesgeschichte gleich auf zweierlei Arten zu erzählen und dabei nebenbei die ein oder andere Selbstverständlichkeit des menschlichen Miteinanders sinnig zu hinterfragen.

푸른 바다의 전설 - Pureun Bada-ui Jeonseol

Lit.: Die Legende vom blauen Meer

 

2017, 20 Folgen

 

Hauptdarsteller*innen:

-Jun Ji-hyun
-Lee Min-ho

 

 

Plot:

 

Joseon Ära:

Der junge Edelmann Kim Dam-ryeong wird als kleiner Junge von einer Meerjungfrau  vor dem Ertrinken gerettet. Die beiden freunden sich an und verlieben sich schließlich. Jedoch ist die Ehe für Dam-ryeong längst durch seine Eltern arrangiert. Die enttäuschte Se-hwa löscht bei Dam-ryeong die Erinnerungen an sich aus und kehrt in ihre Welt des blauen Meeres zurück, wobei sie die Vergangenheit nicht vergessen kann - eine Meerjungfrau verliebt sich nur einmal. Ihre Wege kreuzen sich erneut, als Dam-ryeong seinen neuen Posten als Ortsvorsteher in einem Küstenort antritt. Dort beabsichtigt der fiese Lord Yang, mit Hilfe von Meerjungfrauen reich zu werden. Deren Tränen verwandeln sich der Legende nach (und diese bezieht sich als Geschichte in der Geschichte ihrerseits auf das historische Original) in wertvolle Perlen.

 

Heute:

Heo Joon-jae, ein gewitzter junger Geschäftsmann, verdient sein Geld mit betrügerischen Machenschaften. Der letzte Coup wird ihm zum Verhängnis, denn seine Opfer spüren ihn auf. Just zu diesem Zeitpunkt verirrt sich eine junge Meerjungfrau in den Pool seiner Ferienunterkunft an der spanischen Küste. Sie folgt ihm fortan auf Schritt und Tritt - auch auf der rasanten Flucht vor seinen Verfolgern. Würde sie nicht einen vermeintlich sehr alten, wertvollen Armreif tragen, den sie bei einem ihrer Tauch-Ausflüge in einem Wrack auf dem Boden des Meeres gefunden hatte, dann wäre die Geschichte schnell erzählt, denn für Joon-jae ist sie eher lästig. Nun ist der geschäftstüchtige Jüngling jedoch von diesem Armreif fasziniert und hat vor, sollte er sich tatsächlich als historisch und wertvoll erweisen, ihn zu stehlen.

 

Die beiden Geschichten damals und heute lösen einander fortan ab und greifen ineinander. Die Zuschauer*innen begleiten die Lovestory aus Joseon Tagen ebenso, wie die Neuauflage im 21. Jahrhundert, die schließlich in das Seoul der Gegenwart verlagert wird. Mehr als einmal muss Se-hwa dabei von ihrer Gabe Gebrauch machen, Erinnerungen auszulöschen. 

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