KDrama nach Themen: Historiendramen
Über "Oasis (2003)" oder auch "Desert Spring" bin ich im Zusammenhang mit "Oasis" aus dem Jahr 2023 gestolpert. Ich war neugierig, ob es da Parallelen gibt (außer dem Titel). Die gibt es. Ob sie zufällig sind oder nicht, weiß ich jedoch nicht. Die 1940er/50er (in "Desert Spring") sind wie die 1980er/90er (in "Oasis") in der jüngeren koreanischen Geschichte neuralgische Phasen der Befreiung aus Unterdrückung. Hier bilden die letzten Jahre der japanischen Kolonialzeit und der koreanische Unabhängigkeitskampf sowie danach die Zeit unter den Besatzungsmächten den Rahmen der Story, dort die Zeit der Diktatur und Unterdrückung durch das Militär, die dann doch noch, mit einiger Verspätung, in Demokratie mündet. Hier sind es das Radio, die Musik und der Rundfunk, dort Film und Kino, die Raum für Hoffnung, Visionen, Widerstand und Träume eröffnen. Hier wie dort gibt es einen Rivalen, der nicht einsehen mag, dass das Herz seiner Geliebten bereits einem anderen gehört. Hier wie dort ist der Rivale im Lager jener, die auf Seiten der Macht stehen. Hier wie dort ist der Protagonist ein begabter, aber mittelloser junger Mann, der unter die Räder der Einflussreichen gerät. Hier wie dort ist die Protagonistin eine patente Frau, die weiß, was sie will.
Abgesehen davon ist jedoch vieles anders. Insbesondere die Erzählweise in "Desert Spring" gestaltet sich um einiges poetischer, Bild lastiger und mit der Kamera emotional dichter dran an den Protagonist*innen, als in "Oasis". Machart und Format mögen ´alt´ sein, doch das Skript ist rund, stimmig und makellos. Hier (mehr als dort) nehmen die Gefühle der beiden Leads füreinander den größten Raum ein. Fast die gesamte erste Folge erzählt die aufkeimende Beziehung der beiden Leads in eindrücklichen, emotionalen Szenenbildern mit reichlich Zeitkolorit. Ohne viele Worte wird die Zeit von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter gefühlvoll skizziert. Die Reihung und Verstrickung von Ereignissen wird eher angedeutet als ausgeführt. Dabei ist die Story jedoch immer dicht dran an den beiden jungen Menschen, die sich über die Verkettung von Zufällen über die Jahre sukzessive näher kommen. Hier ist der Weg das Ziel. Dies immer vor dem Hintergrund der japanischen Kolonialherrschaft sowie der koreanischen Mitläufer einerseits und des Unabhängigkeitskampfes im Untergrund andererseits. Musik und Rundfunk bilden dabei den Kontext, in dem die beiden Protagonist*innen sich entfalten, sich bewähren und sich schließlich als Mann und Frau begegnen und zueinander bekennen. Doch sie leben nicht in einem Vakuum. Den pro-japanischen Krawattenträgern aus der Chefetage ist Gi-hyun aus verschiedenen Gründen ein Dorn im Auge. Plötzlich ist Gi-hyun auf der Abschussliste. Und auch das Ende der Kolonialherrschaft löscht die Vergangenheit nicht aus.
Das KDrama hat nur drei Folgen, doch die haben es kompakt in sich. Die dritte kommt dabei mit zwei Stunden eigentlich sogar als Doppelpack. Eindrücklich erzählt hinterlässt die Story dabei durchaus ihre Spuren. Auch wenn die Leads vielen westlichen Zuschauer*innen aus den neueren KDrama Produktionen nicht als Superstars vertraut sein mögen, so hat zumindest Song Il-gook spätestens seit "Jumong" im eigenen Land Kultstatus. "Desert Spring" ist ein KDrama, das im Vorbeigehen ein Stück bittere Geschichte mit kreativen Mitteln aufarbeitet, während es ein bewegende Lovestory erzählt.
Ich bin praktisch unverhofft durch Zufall über "Desert Spring" gestolpert - dank "Oasis" (2023) fand ich zu "Oasis" (2003). An dieser Stelle gilt also mein aufrichtiger Dank dem KDrama "Oasis" (von 2023), denn ohne diesen Bezug zum Namensvetter wäre mit der 20 Jahre alte ´Vorläufer´ wohl sicher nicht vor die Füße gefallen.
사막의 샘 - Samakui Saem
Lit.: Wüstenquelle - Oase
2003, 3 Episoden
Hauptdarsteller*innen:
-Song Il-gook
-Jang Shin-young
-Lee Hyung-chul
-Yoon Joo-sang
-Lee Jung-gil
Plot:
Gi-hyun muss als Kind mit ansehen, wie sein Vater erschossen wird. Er selbst wurde laufen gelassen, doch vergessen hat er jenen Tag nicht. Außer dem Saxophon seines Vaters ist ihm nichts von ihm geblieben. Er will Musiker werden.
Als In-hee am Hochzeitstag in letzter Minute aus ihrer arrangierten Ehe flüchtet, trifft sie auf Gi-hyun. Und auch danach kreuzen sich ihre Wege immer wieder. Gi-hyun wird gefeierter Saxophonist, In-hee wiederum findet eine Anstellung beim Rundfunk und legt dort Gi-hyuns Platten auf. Dort begegnen sich die beiden erneut und beginnen eine Beziehung. Doch der pro-japanische Chef der Rundfunkanstalt entpuppt sich als der Mörder von Gi-hyuns Vater. Gi-hyun sinnt auf Rache, legt sich dabei jedoch mit einem der Mächtigen an. Das bringt ihn in Kontakt mit den Unabhängigkeitskämpfern. Der Sohn des Radiochefs wiederum hätte In-hee gerne selbst als Frau und sinnt auf einen Plan, um Gi-hyun loszuwerden. Sein Plan scheint aufzugehen, doch dann ist der Krieg zu Ende. Korea ist vom alten Kolonialherren befreit, zugleich jedoch von neuen Besatzungsmächten besetzt. Und die Karten im Land werden neu gemischt.