VOR ORT IM LAND - Vierte Etappe Chungju - 12. Tag
Durch das Taebaek Gebirge, durch viele Tunnel machen wir uns auf in den nordöstlichen Zipfel des Landes.
Nach so viel Bergen und Seenlandschaft, erwarten uns nun (neben erneuten Bergen) auch wilde Wellen, Salz in der Luft und lange Sandstrände... Manche nennen das Urlaub...
Die Fahrt nach Sokcho führt uns durch die Ausläufer des Taebaek Gebirges.
Unsere Themen heute:
Check-out Woraksan
Uns hat es hier sehr gut gefallen. Es gäbe noch viel zu entdecken. Die Gegend hat es uns angetan. Jedoch, die Koffer sind gepackt. Als ich am frühen Morgen aus unserem Zimmer trete, erwartet mich
schon der Kuckuck. Als hätte er auf mich gewartet, fängt er zeitgleich mit meinem Schritt nach draußen an, sein Lied zu singen. Während ich meinen Tee trinke flattert ein leuchtend gelber Vogel an
mir vorbei. Ich meine Kamera geschnappt und hinterher... leider wählte er einen Baum in weiterer Ferne. Doch immerhin, er hielt dort kurz inne, damit ich ihn noch etwas näher betrachten konnte...
Kuckuck am Morgen, das bedeutet wohl (so heißt es hier und da) Gelassenheit, Heiterkeit und Vertrauen. Er ermutigt zum Flug ins unbekannte Terrain, zur Freude an allem, was das Leben auf der Strecke zu bieten hat. Er ermutigt, dem Ruf zu folgen. Und der Kuckuck kam (wohl um sicher zu gehen) dann tatschlich zum Abschied auch noch eigens zum Hausbaum der Unterkunft geflogen, um uns von dort aus mit einem herzhaften "Kuckuck" zu verabschieden, bevor er dann endgültig davon folg.
Eine rundum freundliche, einladende Landschaft, die uns eindeutig signalisierte, dass wir gerne wiederkommen dürfen.
Eigentlich hatten wir für Chungju insbesondere für Eonni zum Abschluss noch einen Besuch auf einer Löwenzahnfarm im Auge, die sich in guter südkoreanischer Heiltradition auf die Heilkräfte des Löwenzahns spezialisiert hat. Leider war sie wie vom Erdboden verschluckt. Stattdessen führte uns unsere vergeblich Suche auf eine teilweise waghalsige Entdeckungstour über die Feldwege durchs Hinterland, die Joka hinter dem Steuer souverän gemeistert hat.
Auf der Strecke unter anderem jede Menge Reisfelder und Aprikosen (?) Plantagen. Dabei werden die Früchte offenbar in liebevoller Handarbeit zum Schutz in Papiertütchen gepackt. Was für eine Arbeit... Doch sie ist es wohl wert, denn anscheinend steigert sich darüber die Produktivität um 50 Prozent und es müssen auch keine Pestizide gespritzt werden.
Unsere Fahrt durch die Berglandschaft des Taebaek war in Jokas Hand. Tatsächlich entpuppte sich dies als eine Fahrt DURCH die Berge. Tunnel reihte sich an Tunnel.
Tunnel in Südkoreas Bergen sind jedoch schon speziell. Sowohl im Fahrbahn Belag, als auch in Licht und Sound werden die Fahrer*innen in kurzen Abständen immer wieder aktiv ins JETZT geholt. Mal Pauken, mal Sirenen, mal so etwas wie ein Alphorn(?),mal ein irgendwie subtil unebener Boden, der dazu animiert, das Lenkrad mit zwei Händen zu greifen, mal Lichtinstallationen mit Farben - damit die Fahrer*innen nur ja nicht in eine monotone, schläfrige Stimmung geraten... Das (an verkehrsplanerischem Aufwand) haben wir in unseren bisherigen Lebenszusammenhängen so noch nicht erlebt...
Übrigens ist Autofahren auf den Schnellstraßen eine insgesamt recht gemütliche Angelegenheit, denn mehr als 100 km/h ist nie erlaubt. Auch wenn manche mal schneller fahren, Blitzer säumen die Autobahn in schöner Regelmäßigkeit. Außerdem gilt hier, wie z.B. auch in Kanada, dass alle ihre Spur frei wählen und bei diesem entspannten Fahren da auch mal rechts überholen. Allerdings ist Überholen im Tunnel oder auf Brücken ausdrücklich verboten.
Stadt Sokcho
Shooting Location für die hier gelisteten KDramen:
Encounter / Red Balloon
Die Stadt Sokcho befindet sich im Nordosten Südkoreas am Japanischen Meer (oder Ostmeer) in der Provinz Gangwon. Sokcho liegt nördlich des 38. Breitengrades und gehörte dementsprechend vor dem Koreakrieg zunächst noch zu Nordkorea. Heute verläuft die Landesgrenze 50 km nördlich von Sokcho.
Früher war der Ort ein verschlafenes Fischerdorf. Während der Kolonialzeit wuchs die Bedeutung als Hafenstadt. In der Stadt zwischen Meer und Gebirgslandschaft leben derzeit etwas mehr als 82.000 Menschen. Als Touristenhub zum nahen Seoraksan Nationalpark ist sie jedoch das ganze Jahr über gerne besucht.
Wir checken in unmittelbarer Strandnähe ein. Dies ist der Gegenentwurf zum Woraksan: ein Neubau, ein Apate mit 28 Etagen. Wir wohnen auf der 16te Etage, mit Balkon... Die Wohnung ist komfortabel in alle Richtungen, rundum geschmackvoll ausgestattet. Mit fantastischem Blick und einer Toilette mit angewärmtem (...) Sitz sowie allem Schnickschnack an integriertem Bidet. Toiletten sind hier übrigens bislang generell stets wunderbar großzügig, kostenlos, und einzigartig sauber. Egal wo. E-G-A-L wo!!
Eine Maschine Wäsche angeworfen und auf gehts - ein kleiner Spaziergang im Viertel und ein bisschen Strandurlaub Feeing...
Das Viertel erkunden
Direkt vor unserer Haustüre befindet sich ein authentisches Viertel mit engen Gässchen und einem gemeinschaftlichen Garten - Urban Gardening sagen manche dazu...
Hier hocken die Frauen am Abend noch gemeinsam und rupfen Unkraut und ernten, was zu ernten ist. Andere sitzen zusammen auf der Bank und halten ein Schwätzchen. Da kommt ein Mann dazu. Eine der Frauen pupst lauthals und macht im Anschluss daran den Mann rund... Hier weht ein anderer Wind...
Wieder zurück im Apate dringt Live Musik durch die Schiebetür mit Fliegengitter. Jeden Abend, seit wir nun hier im Land sind, habe ich Live Musik von draußen gehört. Jede Nacht. (Im Woraksan waren es eher feuchtfröhliche Grillgespräche von Nachbarn). Allerdings sind die Fenster - was die Akustik betrifft - genial. Einmal zu, hören wir von draußen gar nichts mehr.
Kulinarisches Fazit
Als Mittagessen gab es heute auf der Strecke inmitten der Berglandschaft in einer der Raststätten erstaunlich leckere Udonnudeln zum erstaunlich angenehmen Preis. Wir haben es inzwischen übrigens erstaunlich gut raus, die Bestell- und Bezahlmaschinen zu bedienen. Außerdem ist das Personal doch stets sehr hilfsbereit. Hinzu kommen mein spärliches Koreanisch und Jokas geniale Übersetzungs-App... Erstaunlicher Weise geht alles.
In Sokcho wiederum, am Abend, nach einem Spaziergang durch unser nettes Viertel landeten wir in einer kleinen, aber erstaunlich feinen Bar. Da gab es dann erst mal ein erstaunlich schmackhaftes, koreanisches Bier vom Fass und als Barfood Chickenwings in koreanischer, pikanter Würzung mit erstaunlich leckeren Pommes. Eonni wählte eine Fusion-Variante an Garnelen mit Nudeln (Ramyeon meets Fusilli). Zu den beiden Gerichten für drei Personen gab es vorab eine angenehm scharfe Suppe mit Mung- und Sojabohnensprossen. Ebenfalls erstaunlich lecker. Die war so schnell weg, dass das Foto zu spät kam... (sprich: lecker!)
Eonni hat das letzte Wort
Mindestens einmal am Tag lachen.
(Sagen wir mal so: der Abend war noch recht lustig...)