Unterwegs im Koreanischen
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KDrama nach Themen: Von der Macht der Mächtigen

The Road: The Tragedy of One

"The Road: The Tragedy of One" ist ein interessante Variante zum Thema "Macht der Mächtigen" im Jahr 2021. Die Serie basiert auf der gleichnamigen (japanischen) Novelle von Rintaro Norizuki. Das KDrama "Mine" aus demselben Produktionsjahr, das in vergleichbarem High-Society-Segment an der Spitze der Gesellschaftspyramide angesiedelt ist, wählte satte bunte Farben und extravagant schillernde Gewänder inmitten von Glanz und Gloria als Kulisse für eine Studie über Dekadenz und Gier. Die TV-Produktion "The Road: The Tragedy of One" macht im Gegensatz dazu keinerlei Anstalten, menschliche Abgründe in ein buntes oder irgendwie auf Bekömmlichkeit abzielendes Licht zu tauchen. Es ist düster. Undurchsichtig. Ungeheuerlich. 

 

Tugendhaftes sucht man/frau hier vergeblich. Es gibt Tote. Es gibt Verbrechen. Korruption. Affären. Feigheit. Egoismus (Familie hin her). Vom Umgang mit den Kindern mal ganz zu schweigen. Da ist so nichts von den hoch gehaltenen Werten im Koreanischen übrig geblieben. Die Serie ist heftige Kost. Durchweg exzellent besetzt. Alle geben ihr Bestes. Schön anzusehen ist das trotzdem nicht. Das liegt aber nicht an den Schauspieler*innen. Im Gegenteil.

 

Die Serie lief vergleichsweise nicht so gut im koreanischen Fernsehen. Die geringen Einschaltquoten (ca. 3 %) stehen jedoch in keinem Verhältnis zur Qualität der Produktion. Ich habe diesbezüglich 3 Hypothesen:

  • Erstens: Das koreanische Publikum ist es immer mehr leid, den oberen So-und-soviel bei ihren Spielchen zuzusehen. (Doch "Mine" hat im Vergleich dazu zur offiziellen Sendezeit immerhin bis zu 10 % erreicht) 
  • Zweitens: bei all den menschlichen Abgründen scheint die Tugend in diesem KDrama gänzlich abhandengekommen zu sein. Alle Charaktere sind ausnahmslos ambivalent, widersprüchlich, auf jeden Fall nicht tugendhaft. Die Moral fehlt bei diesem Gesellschaftsbild. So ganz ohne die vertrauten Werte, das ist dann wohl doch etwas befremdlich. 
  • Drittens: Das Serienjahr 2021 hat bislang einiges an qualitativ hochwertigen KDrama Produktionen zu bieten. Da gibt es Auswahl - und man/frau wählt dann wohl lieber bekömmlichere Kost mit mehr Farbe, mehr Licht, mehr Herz und mehr Action. Diesbezüglich hält sich "The Road: The Tragedy of One" eher bedeckt...

Vielleicht ein bisschen von allen drei Aspekten?

Oder es ist (unabhängig vom spezifisch Koreanischen) noch einfacherWenn das menschlich Hässliche dann allzu schonungslos gezeigt wird... mit wem soll man/frau sich dann identifizieren? Da muss man/frau schon auch weit in die eigenen Abgründe abtauchen, um mitzufühlen und mitzugehen...

 

Auf jeden Fall ist das KDrama spannend. Geheimnisse gibt es reichlich. Es ist bis zum Schluss undurchsichtig. Die Geschichte lässt sich dabei Zeit, die verwickelten Fäden zu entwirren. Atmosphärisch dicht erzählt. Insgesamt eher ein Ausflug ins Dunkle. Auch rein optisch. Ich nenne es mal ein Experiment im neueren KDrama Orbit, das eher mit Schatten als mit Licht jongliert und dabei auf Bekömmlichkeitsbonbons verzichtet.

더 로드: 1의 비극 - Deo Rodeu: 1-ui Bigeuk

Lit.: The Road (anglizistisch): Die Tragödie von einem

 

2021, 12 Folgen

 

Hauptdarsteller*innen:

-Ji Jin-hee
-Yoon Se-ah
-Kim Hye-eun
-Kim Sung-soo

-Ahn Nae-sang

-Chun Ho-jin

 

Plot:

In der abgehobenen Luxuswohnsiedlung "Royal the Hill" leben einige der Reichsten der Reichen des Landes unter sich. Baek Soo-hyeon ist ein angesehener Journalist und Nachrichtensprecher zur besten Sendezeit im Fernsehen. Er ist mit der Jaebeol-Tochter der politisch und wirtschaftlich einflussreichen Jegang Gruppe verheiratet und hat einen Sohn. Derzeit ist er dem Original eines Hauptbuchs auf der Spur, das die Bestechung unter anderem von mehreren hochrangigen Politikern, Konzernbossen und Journalisten nachweisen könnte. Dies betrifft einige der Bewohner von "Royal the Hill", auch Soo-hyeon selbst... Allerdings wirft ihm seine Quelle nun überraschend vor, dass er ihn (schon wieder einmal) verraten hätte. Seine Quelle erpresst ihn daraufhin. Ein Kind stirbt. Und schließlich auch der Erpresser selbst.

 

Was ist in jener verregneten Nacht auf jener Straße in "Royal the Hill" geschehen? Und wer hat nun eigentlich das Hauptbuch? Die Tragödie nimmt ihren Lauf, indem sukzessive immer mehr ineinander verflochtene Geheimnisse der elitären Bewohner*innen dieser exklusiven Nachbarschaft zu Tage treten. Keiner und keine hat eine weiße Weste. Die Menschen der High-Society sind hier an einem moralischen Tiefpunkt angelangt.

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