Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Bildung & Arbeitswelt

D.P.

„D.P.“ ist in gewisser Weise das Gegenstück zu „Descendants of the Sun“. Hier ist das Militär alles andere als ein Sinnbild für Kameradschaft, zweite Familie, oder erstrebenswerte Tätigkeit. Hier wird eine Realität des Militäralltags gezeichnet, die das Schlimmste aus dem Menschen herausholt. Jegliche Würde kann da verloren gehen - auf dem Weg zum guten, folgsamen Soldaten.

 

Die Wehrpflicht dauert in Südkorea mindestens 18 Monate, je nach Einsatzbereich. Das kann ganz schön lange werden, wenn die Vorgesetzten einen systematisch erniedrigen und peinigen. „D.P.“ erzählt genau davon. Das ist überaus unschön. Himmelschreiende, ungehörige und doch ungehörte Ungerechtigkeit prägt den Alltag der jungen Soldaten. ´Von oben nach unten Treten´ lautet die Devise. Da muss Mann mitmachen, ob er will oder nicht.

 

Die Geschichte geht auf den Webtoon „D.P: Dog Days“ von Kim Bo-tong zurück, der auch am Drehbuch der Netflix Adaption mitgewirkt hatte. Die Veröffentlichung auf der internationalen Streaming Plattform lässt dabei mehr Gewaltszenen als in KDramen sonst üblich zu. Manchmal muss die Gewalt aber auch gar nicht gezeigt werden, denn es reicht, zu wissen, was geschieht... schlimm genug.

 

Im Mittelpunkt steht ein Militärpolizist, der in der Abteilung für „Deserter Pursuit“ unterkommt. Deren Aufgabe ist es, desertierte Wehrpflichtige aufzuspüren und möglichst unauffällig wieder einzufangen. Ich habe Zahlen gelesen, die z.B. für das Jahr 2019 angeben, dass 62 Menschen aufgrund der entwürdigenden Umstände während ihrer Militärzeit den Selbstmord gewählt hatten. Zwar hatte das Verteidigungsministerium schon vor einigen Jahren erlassen, dass sich die Umstände ändern mögen, doch dazu passt ein pointiertes Zitat aus der Serie, das frei wiedergegeben lautet: „Sie haben noch nicht einmal das Geschirr ausgetauscht. Wir benutzen noch dasselbe, wie zur Zeit des Koreakrieges. Wie willst du erwarten, dass sich etwas ändert?“

 

Zugegeben, das als Drill getarnte, militärische Mobbing-Gebaren mag in anderen Ländern hier und da nicht viel anders sein. Das mag strukturell an der militärischen Führungsphilosophie strenger Befehlsketten und blind folgender Soldaten liegen. Aber hier bin ich nun mal im Koreanischen unterwegs. Ich habe auf diesen Seiten verschiedentlich meinem Ärger über Frauenfeindlichkeit und Machomänner in Südkorea Ausdruck gegeben... an dieser Stelle fühle ich nun auch einmal explizit mit den Männern, die um ihre Wehrpflicht und die Erfahrung entwürdigender Ausbildungsrituale nur selten herum kommen.

 

Prädikat „wertvoll“. Ein zermürbendes und entzauberndes Zeugnis jenseits üblicher Heldengeschichten rund um das Militär. Berührend. Frustrierend auch - in Hinblick auf diese weltweit immer noch so dominante, gezielte Sozialisation in einen willenlosen Gehorsam, die (da wären wir wieder am Anfang) das schlimmste aus den Menschen herausholt... Täter und Opfer.

디피 D.P. 

Lit: "Deserter Pursuit" (anglizistisch)

 

2021, 6 Episoden


Hauptdarsteller:
-Jung Hae-in
-Koo Kyo-hwan
-Kim Sung-kyun
-Son Seok-koo

 

Plot:

Ahn Joon-ho beginnt seine Wehrdienst, zusammen mit einigen anderen. Und erlebt die üblen Drill-Methoden, die über militärische Ausbildung weit hinausgehen und vielmehr systematisch jegliche Würde qua Überlegenheit im Dienstgrad brechen wollen. Nachdem er sich für den Dienst in der Militärpolizei entschieden hat, wird er der Abteilung zugewiesen, die auf Deserteure spezialisiert ist. Zusammen mit seinem Vorgesetzten Han Ho-yul macht er fortan Jagd auf flüchtige Soldaten. 

 

Der Job erlaubt es dem Team, immer wieder das Militärgelände zu verlassen, doch es schmerzt oftmals, die Flüchtige zurückzubringen. Meist haben diese einen guten Grund, dem teils brutalen Mobbing der ohnehin harten Ausbildung entkommen zu wollen.

Die Zuschauer*innen begleiten das Team dabei, verschiedene Fälle zu lösen. Schließlich geht es darum, auch einen Kameraden aus Joon-hos eigener Einheit einzufangen...

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