Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Rom +/- Com

It´s Okay to Not Be Okay

"It´s Okay to not be Okay" würde ich als eine eigenständige Neuauflage von "It´s Okay, That´s Love" bezeichnen (obwohl Autoren, Regisseur und Produzent nichts miteinander zu tun haben.) Es spielt in der Welt der Menschen mit psychischen Behinderungen, ihrer Pfleger*innen, Betreuer*innen und Therapeut*innen. Im Mittelpunkt stehen dabei eine antisoziale Persönlichkeitsstörung und Autismus, aber auch einige Krankheitsbilder mehr, die in einer psychiatrischen Klinik behandelt werden. Im Mittelpunkt stehen ebenfalls Märchen und die oft vergessene Tatsache (da Märchen in großer Selbstverständlichkeit Kindern erzählt werden), dass dieses Genre im Grunde psychodynamisch äußerst grausame Geschichten erzählt.  Dieses KDrama in seiner eigenständigen Variation, Tönung, Färbung und Ausstrahlungskraft ist dabei nicht weniger eindrücklich und berührend als  "It´s Okay, That´s Love". Im Gegenteil. Auch hierfür gebe ich ohne zu zögern das Prädikat "besonders wertvoll".

 

Die Art, wie Störungen dabei Störungen sind und bleiben, aber auch sein und bleiben dürfen, vermittelt der Story ihr eigenes Flair. Da sind ´kranke´ sowie ´nicht als krank diagnostizierte` Menschen mal mehr, mal weniger verrückt und darin äußerst menschlich mit ihren Macken und emotionalen Narben, die sie tiefgreifend prägen und woran sie zu knabbern haben. Da helfen Menschen anderen Menschen, indem sie sich aufeinander einlassen. Und da ist das Dilemma, das viele Menschen kennen, die mit einer großen Verantwortung für einen nahen, bedürftigen Menschen leben (müssen) und dabei keinen wirklichen Raum für das eigene Leben haben (bzw. zu haben glauben). Und natürlich ist da Amors Pfeil, der einmal abgeschossen seine Ziele sicher trifft... 

 

Bei alledem hat das KDrama Stil. Da gibt es nicht nur einiges für die Seele, sondern auch fürs Auge und fürs Ohr. Allein die Garderobe der Protagonistin hat es in sich und wurde teilweise von einer jüngst ausgezeichneten Modedesignerin eigens für das KDrama entworfen. Auch die prägnanten, düsteren Illustrationen der 5 Märchen, die Teil der Geschichte sind, wurden speziell von dem Konzeptkünstler Jamsan kreiert. Die Bücher wurden parallel zur TV-Ausstrahlung veröffentlicht und rangierten prompt unter den Top20. Der Soundtrack schaffte es sogar unter die Top10. Insgesamt ist hier mal wieder alles vom Szenenbild über die Dialoge bis hin zur Darstellung qualitativ hochklassig. Allem voran die einfühlsame, liebevolle Aufbereitung psychischer Behinderungen und Traumata in einer bunten, plastischen und beherzten Weise, die charakteristisch korean-style ist. Insgesamt gelingt es beim Erzählen dieser Geschichte (wie so oft im KDrama) Menschliches auf der Herz-Note dreidimensional mit Leben zu füllen. 

사이코지만 괜찮아 - Saikojiman Gwaenchana

Lit.: Es ist Okay, dass du ein Psycho bist

 

2020, 16 Episoden

 

Hauptdarsteller*innen:

-Kim Soo-hyun
-Seo Yea-ji
-Oh Jung-se
-Park Gyu-young

 

Plot:

Seit ihre Mutter eines gewaltsamen Todes gestorben ist, leben die beiden Brüder Moon Gang-tae und Moon Sang-tae zusammen. Sang-tae ist Autist und sein jüngerer Bruder Gant-tae Pfleger in der Psychiatrie. Seine Anstellungen wechseln jedoch häufig, denn jedes Jahr, wenn die Schmetterlings-Saison beginnt, wird Sang-taes Trauma geweckt, das er als einziger Zeuge des Mordes an der Mutter davon getragen hat, und die beiden müssen weiter ziehen.

 

Sang-tae liebt die Märchen der Schriftstellerin Ko Moon-young und kennt sie alle. Dabei ist die Autorin selbst sehr speziell und sorgt mit ihrer antisozialen Persönlichkeit immer wieder für Turbulenzen, die ihr Team dann wieder besänftigen muss. So auch im Kontext einer Buchlesung für Kinder in einer Klinik, die durch einen flüchtigen psychotischen Vater gestört wird. Dabei treffen Gang-tae und Moon-young aufeinander und es wird klar, dass sie sich von früher kennen.

 

Für Moon-young ist es Schicksal. Gang-tae ist nicht so begeistert. Doch seinem Bruder hat er ein Autogramm versprochen... Und auch damit ist ihre erneute Begegnung nicht abgeschlossen. Moon-young´s Vater ist in einer Klinik im Heimatort der beiden untergebracht, in der Gang-tae just seine neue Arbeitsstelle antritt. Dort soll Moon-young als gefeierte Märchenautorin einen Literaturkurs für die Patient*innen anbieten. Dies nimmt sie nur an, um näher bei Gang-tae zu sein, den sie für sich erwählt hat. Allerdings ist Gang-tae davon immer noch nicht begeistert. Seine Gefühle für Moon-young sind äußerst ambivalent. Moon-young schreckt jedoch vor nichts zurück und lockt seinen Bruder Sang-tae mit einer Anstellung als Illustrator für ihre Märchen in ihr "verwunschenes Schloss". Der ist gleich begeistert. Und Gang-tae bleibt nichts übrig, als ebenfalls in die Villa auf dem Berg zu ziehen, in der Moon-young, wie er feststellen muss, jedoch von Alpträumen mit ihrer verstorbenen Mutter gepeinigt wird... Manche argwöhnen, die Mutter wäre gar nicht tot. Und plötzlich meint auch der kranke Vater in der psychiatrischen Klinik das Summen seiner verstorbenen Frau gehört zu haben...

 

Jedenfalls: Der Heimatort, die Villa, die Dreierdynamik und die emotional in unterschiedlicher Weise aufgeheizten Begegnungen fördern alte Wunden an die Oberfläche. Früher oder später müssen sich alle den Anteilen ihrer unbewältigten Vergangenheit stellen.

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