Unterwegs im Koreanischen
Unterwegs im Koreanischen

KDrama nach Themen: Von der Macht der Mächtigen

Remember - War of the Son

"Remember - War of the Sons" bietet eine spannende Variation eines Rachefeldzuges, der auf dem Schlachtfeld der Rechtsprechung geführt wird - oder zu führen versucht wird. Das ist jedoch schier unmöglich, wenn die Mächtigen des Landes ihre Finger im Spiel haben.  Daran kann man/frau in Südkorea wahrlich zerbrechen, denn von den Aufrechten gibt es bislang vergleichsweise nur wenige, die auch über die Mittel verfügen und die Wege kennen, um tatsächlich wirkungsvoll Widerstand leisten zu können.

 

Ich habe Kritiken von Nicht-Koreanier*innen gelesen, die mit der Hilflosigkeit der Protagonist*innen in Serien der Rubrik "Macht der Mächtigen" (und so explizit auch hier) nicht gut umgehen können, bzw. die "Dummheit" einerseits sowie die "Übermacht" andererseits für geradezu albern halten. Allerdings bin ich mittlerweile der Überzeugung, dass diese himmelschreienden Dummheiten/Ungerechtigkeiten echten emotionalen Erfahrungswerten entspringen, die ´wir Nicht-Koreaner*innen´ so nicht haben. Nicht nur Film und Fernsehen erzählen in Südkorea reihenweise derartige Geschichten, auch die Zeitungen und Nachrichten sind voll davon: Die Mächtigen kommen auch bei langen Haftstrafen, sofern sie denn mal eine erhalten, mit schöner Regelmäßigkeit weit vor ihrer Zeit frei. Die Zuschauerzahlen im Land sprechen ebenfalls dafür, dass man/frau hier im Koreanischen gut unterwegs ist: Anfangs schauten landesweit ca. 6 bis 7 Prozent, am Ende waren es ca. 20 Prozent.

 

Vor diesem Hintergrund - wenn man die Prämisse einfach mal schmerzlich so hin nimmt, dass die einzelne aufrechte Person im Zweifelsfall keine Chance (und aus Sicht der Mächtigen auf dem Weg zu noch mehr Macht keinen Wert) hat - überzeugt die Story und ihre Erzählweise auf ganzer Linie. Sie führt bei der Gelegenheit wieder einmal vor, wie leicht und schnell der Mensch am Haken ist. Die Mittel sind einfach: Käuflichkeit einerseits, Erpressbarkeit andererseits. Auch vor dem Hintergrund einer auf Gesetzen gründenden Rechtsprechung gibt es auf der Strecke zahlreiche Stellschrauben, an denen sich mit den geeigneten Mitteln drehen lässt. "Remember - War of the Son" bietet anschauliche Beispiele dieses bitterbösen Spiels, die eine/n fast verzweifeln lassen.

 

Erpressung ist nun wirklich gemein. Doch gegen Käuflichkeit ließe sich schon etwas machen... wenn da nicht die menschliche Gier wäre. Den Preis der Köder möchte man/frau doch allzu gern ignorieren und hoffen, dass er besser nie eingefordert wird. Gerade diese Käuflichkeit - die Hoffnung, auf verführerischem Wege etwas vom leckeren Kuchen abzubekommen - ist das Futter für die Mächtigen. Ohne das käufliche Fußvolk hätten sie (die Mächtigen) keine ´Armee´, die ihre illegalen Machenschaften decken und damit ermöglichen, ihre Opfer verschwinden zu lassen und ihren Unrat zu entsorgen. Jede/r einzelne trägt dazu bei, dass ein solch verfilztes System funktionieren kann. Das kann man/frau sich nicht oft genug schmerzlich vor Augen führen... und sich erinnern lassen ...und motivieren: im Zweifelsfall im eigenen echten Leben angesichts eines verführerischen Köders schon im Vorfeld eine andere, aufrechte (vs. den Kopf geneigte) Entscheidung zu treffen...

 

Die Mächtigen werden eine derartige Sozialisation nicht unterstützen. Diese Entscheidung muss jede/r für sich alleine treffen. Solche KDramen wie  "Remember - War of the Son" forciert in diesem Sinne die emotionale Auseinandersetzung mit den einzelnen Protagonist*innen und  bieten einen fruchtbaren Nährboden, auf dem Menschen (wenn sie wollen) für sich selbst zu der Erkenntnis gelangen können: an welchem Punkt wären sie besser gar nicht erst eingestiegen (oder wahlweise ausgestiegen), um ihre persönliche Unabhängigkeit und die Chance für eine freie, eigene Entscheidung zu wahren...

리멤버 – 아들의 전쟁 - Rimembeo – Adeul-ui Jeonjaeng

Lit.: Remember (anglizistisch) - Krieg der Söhne (wahlweise Singular, doch ich finde Plural angemessen)

 

2015, 20 Episoden

 

Hauptdarsteller*innen:
-Yoo Seung-ho
-Park Sung-woong
-Park Min-young
-Namkoong Min
-Jung Hye-sung

 

Plot:

Nach dem Unfalltot von Mutter und Bruder lebt Seo Jin-woo mit seinem Vater. Seine episodischen Gedächtnisleistungen sind außergewöhnlich und werden als hyperthermistisches Syndrom bezeichnet. Er kann sich einzelne Sequenzen seiner Erinnerungen bis ins Detail zurückholen und genau beschreiben. Dies wird für ihn zum vorteilhaften Schlüssel, nachdem sein Vater fälschlich des Mordes an einer jungen Nachbarin verurteilt werden soll. Tatsächlich ist der Täter der verwöhnte Sohn und designierte Erbe eines Jaebeol, der jedoch seine elitäre Arroganz mit einer aggressiv-dissozialen Störung noch zu toppen weiß. Schon mancher Übergriff wurde in den vergangen Jahren vertuscht. So auch dieser.

 

Jin-woo erhofft sich bei der Verhandlung Unterstützung durch den Anwalt Park Dong-ho, der für Geld eine 100prozentige Erfolgsgarantie gibt. Doch dieser Fall erweist sich als Ausnahme seiner Regel. Der Einfluss des Jaebeol macht auch ihn letztlich mundtot.

 

So bleibt Jin-woo nichts anderes übrig: er wird selbst Anwalt im Kampf gegen die Bösen und im Angesicht eines bestechlichen Rechtssystems. Dabei versucht er, eine Berufung für seinen Vater zu erlangen. Zu allem Übel, das auch weiterhin vom Jaebeol-Clan und seinem korrupten Umfeld ausgeht, schreitet die bei Jin-woos inhaftiertem Vater diagnostizierte Alzheimer Krankheit unaufhaltsam voran.

 

Jin-woo tritt fast allein auf weiter Flur gegen einen der besonders Mächtigen des Landes an. Sein einziger Vorteil: sein außergewöhnlich exzellentes Erinnerungsvermögen. Aber wird das reichen, um ein zutiefst verfilzte System, das durch käufliche und/oder erpressbare Menschen mit Leben gefüllt wird, zu überwinden und wahre Gerechtigkeit zu erwirken?

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